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012 - Freie Seelen

012 - Freie Seelen

Titel: 012 - Freie Seelen
Autoren: STAR GATE - das Original
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ein wenig Angst vor ihrem Geschöpf hatten. Angst vor ihm, dem Monster in Menschengestalt.
    »Ahnen Sie, was wir von Ihnen wollen?«
    Verwundert hatte er zur Kenntnis genommen, dass sie ihn den ganzen heutigen Tag in Ruhe gelassen hatten. Er genoss das Gammeln und faulenzte, während er die Tri-Vi-Kanäle durchschaute.
    Er mied die Nachrichten und suchte die Entspannung in kniffligen Kriminalfilmen oder in rasanten Actionfilmen. Das war kein Widerspruch an sich, er mochte beides, trotz oder wegen ihrer Gegensächlichkeit. Aber immer wieder kehrten die Gedanken zu seiner aktuellen Situation zurück.
    Er war dankbar, dass er eine zweite Chance erhalten hatte. Aber haderte mit den Umständen. Wann würde er seine Schuld abgegolten haben? Den ersten Auftrag hatte er zu ihrer vollsten Zufriedenheit erfüllt. Aber was würde als Nächstes kommen? Und würde er dann frei sein? Oder würden sie ihn bis zum Jüngsten Tag hinhalten?
    »Ich sehe es Ihnen an. Sie haben eine Vermutung.«
    Uli lehnte sich in den Plastiksessel zurück. Er kam sich vor wie ein Verbrecher, nicht wie einer der Ihren. Ein unbequemer Stuhl, zwei sich in Andeutungen ergehende Sicherheitsleute.
    Er ballte die Fäuste und beschloss, sich zu beherrschen. Er hatte Schlimmes hinter sich, doch fühlte er, dass er sich nach Menschlichkeit sehnte. Nicht nach diesen Typen mit den gesichtslosen Anzügen.
    Ein Auftrag noch, dann war er frei, ob Freie Seelen wollte oder nicht. Dies hatte er soeben beschlossen. Spontan, wie es seine Natur war. Und ohne Rücksicht auf die Interessen des Konzerns.
    »Sie wollen, dass ich Ihnen Informationen über das geheime Projekt Star Gate besorge. Und dazu wollen Sie mich in den Konzern Mechanics Inc. einschleusen. Kein Problem, ich bin dabei. Wann geht es los?«
    Einer der Schlipsträger verlor für kurze Zeit die Beherrschung und musste grinsen, dann wurde das Gesicht wieder ausdruckslos, die gewohnt graue Maske.
    »Dann hören Sie mal zu …«
     
    *
     
    14. Juli 2063
     
    »Leb dich mal richtig aus.«
    So lautete sein Slogan. Und war nicht zufällig auch der Slogan von Freie Seelen. Von denen hatte er ihn nämlich übernommen. Ein Spruch, der nur allzu wahr war und seine Einstellung repräsentierte.
    »Leb dich mal richtig aus.«
    Früher hatte er ein normales spießiges Leben geführt, war jeden Morgen früh aufgestanden, immer die gleiche monotone Maschinerie namens Berufsleben.
    Ja, Chef. Jawohl! Ja, Herr Meier, Ihre Wünsche werden sofort erfüllt. Wir werden uns zu Ihrer vollsten Zufriedenheit um die Angelegenheit kümmern. Ja, natürlich stehe ich selbst dafür gerade, dass Ihre Sonderwünsche erfüllt werden.
    Dreizehn Jahre hatte er die Karriereleiter bestiegen, immer höher, der Verdienst wurde immer größer, der Frust ebenso.
    Buckeln. Dienen. Sich selbst verleugnen. Eine Qual.
    Dann kam die Erleuchtung. Seitdem war es vorbei. Er machte einen Cut.
    »Leb dich mal richtig aus.« Und der Slogan war nur der Anfang. Er hatte einiges auf die hohe Kante gelegt. Er, Mathew Born, Sohn von Mary und John Born, hatte beschlossen, sein Vermögen aktiv zu nutzen. Und Freie Seelen gab ihm den Anstoß. »Leb dich mal richtig aus.« Er war kein religiöser Mensch, eher von der spirituell-esoterischen Sorte. Und so fand er im Vanaismus genau das, was er jahrelang gesucht hatte und das, ohne dass es ihm überhaupt bewusst gewesen war. Er hörte vom Vanaismus und schlagartig war ihm klar, was bisher in seinem Leben gefehlt hatte.
    Mathew lehnte sich in die weiche Ledercouch und richtete seine Konzentration auf den vor ihm tanzenden Vulkan.
    Klein, pralle Titten, ein knackiger Po. Die Hüften kreisten zu den Tönen von Letme , der angesagtesten Band der Sechziger. Die Sechziger hatten eine Vielzahl revolutionärer Sounds herausgebracht, nachdem schon alle dachten, es würden immer und immer wieder die alten Kamellen neu aufgemischt werden. Rückblickend betrachtet waren die Fünfziger die Ära des Stillstandes. Eine Retrowelle nach der anderen, ein Jahrzehnt lang keine neuen Impulse. Und dann die Explosion in den Sechzigern. Egal ob Muslim Gospel, Science-Fiction Blues oder Classic Sphere , jede neue Stilrichtung war eine noch nie da gewesene Innovation.
    Doch Letme war mehr, Letme war nicht nur Sound, nicht nur Blues, Letme war Religion, die Revolution der Revoluzzer, das Nonplusultra des Jahres 63 im dritten Jahrtausend nach einer Type namens Christus.
    Der Vulkan bebte, fast quollen die prallen Möpse aus dem viel zu engen Top.
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