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0106 - Der Götze von Passa

Titel: 0106 - Der Götze von Passa
Autoren: Unbekannt
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machte. Es war die Art, wie sie gingen, die Weise, in der sie sich umsahen, und der Ernst, in dem sie sich miteinander unterhielten, die Froyd davon überzeugte, daß da Arbeit auf ihn zukäme. Er seufzte, stand auf und zog seine Uniformjacke an.
    Denn nach den Vorschriften hatte jeder Beamte des Solaren Imperiums während der Dienstzeit volle Uniform zu tragen - vorausgesetzt natürlich, er gehörte zu den Uniformträgern - und das war eine Vorschrift, die Froyd während mehr als neunundneunzig Hundertsteln seiner Dienststunden erfolgreich umgangen hatte. Er wußte jedoch, bei welchem Besucher es sich lohnte, an die Regeln zu denken.
    „Sie haben Schwierigkeiten?” Wie er das sagt, dachte Froyd. Wie aus der Pistole geschossen. Es waren die ersten Worte, die der große, blonde Fremde nach der Begrüßung gesprochen hatte.
    Froyd nickte seufzend. „Das kann man wohl sagen”, antwortete er. „Mehr als wir vertragen können.” „Das bedeutet...?” Froyd machte große Augen. „Das bedeutet, daß wir mittlerweile zehntausend Leute verloren haben. Das, meine ich, ist mehr, als wir verkraften können.” „Worauf führen Sie diese Schwierigkeiten zurück?” wollte der Blonde wissen, der Ron Landry hieß. „Auf die Eingeborenen”, war Froyds blitzschnelle Antwort. Landry lächelte. „Ja, ganz sicher. Aber aus welchem Grund verhalten sich die Eingeborenen plötzlich so eigenartig?” Froyd ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und sah ihn ratlos an. „Das weiß ich nicht”, gab er zu.
    Was wollen die beiden eigentlich, fragte er sich. Seit wann kümmert sich die Entwicklungshilfe um so etwas? Der Blonde wechselte plötzlich das Thema. „Sie sind oberster Staatsbeamter der Stadt Modessa, Mr. Coleman, nicht wahr?” „Ja”, antwortete er einfach. „Dies ist keine Inquisition”, erklärte Landry lächelnd. „Wir würden nur gerne wissen, welche Maßnahmen Sie bisher ergriffen haben, um der Unruhe Herr zu werden und die Siedler zu schützen.” Froyd verzog das Gesicht. „Das ist Ihr gutes Recht, mich das zu fragen. Beantworten wir die zweite Frage zuerst: Ich habe alle außerhalb wohnenden Siedler angewiesen, in die Stadt überzusiedeln. Die Städte sind sicher, nur auf dem flachen Land sind Leute verschwunden. Modessa ist keine Touristenstadt.
    Es gibt nur zwei Hotels. Wir hatten keine Betten für die Siedler. Wir brachten sie in Kirchen und Kegelbahnen unter, und allmählich kommt Versorgungsmaterial von der Erde. Ich hoffe, daß auch die LARAMIE etwas mitgebracht hat. Die Siedler befolgten unseren Aufruf natürlich, nachdem sie gesehen hatten, wie es draußen zuging. Modessa ist normalerweise eine Stadt von dreihunderttausend Einwohnern, jetzt hat sie zwischen sieben- und achthunderttausend. Aber das gesamte Hinterland ist leer, und wir brauchen uns wenigstens um Menschenleben keine Sorgen mehr zu machen. Was die erste Frage angeht: Ich habe gestern eine Expedition auf den Marsch geschickt, die die Eingeborenen in den Glaswäldern aufspüren und ihnen heimleuchten soll. Wenn wir den Evergreens keinen Respekt beibringen, werden sie noch lange so weitermachen, wie sie es bis jetzt getan haben.” Als Froyd die Strafexpedition erwähnte, hatten die beiden Fremden aufgehorcht.
    Landry fragte sofort: „Haben die Leute das Ziel schon erreicht?” Froyd lachte ärgerlich. „Nein, natürlich nicht. Sie zogen mit Gleitern los. Mit einem Gleiter fliegt man bis zu hundert Kilometern pro Stunde über offenes Land. Die Glaswälder sind rund fünfhundert Kilometer von hier entfernt, das heißt: Der Rand der Wälder. Die Leute werden also gestern Abend ein Lager am Rand des Waldes aufgeschlagen und heute morgen versucht haben, sich einen Weg zu bahnen. Das Zeug, aus dem dieser Glasbambus besteht, ist so hart und zäh, daß selbst ein Thermostrahler einen Augenblick braucht, um es mürbe zu machen. Ich schätze, daß die Leute nicht schneller als mit drei Kilometern pro Stunde vorwärtskommen ... und die Evergreens sind gewiß nicht so dumm, sich gerade am Waldrand zu verstecken. Sie leben weiter drinnen.” Landry nickte.
    Dann machte er eine beiläufige Handbewegung zur Tasche seines Jacketts hinunter. Froyd achtete nicht darauf. Er wurde erst aufmerksam, als er in Landys Hand etwas glitzern sah. Er zwinkerte und schaute genauer hin. Es war ein ziemlicher Schock für ihn. Er kannte alle Medaillen, die es gab. Er kannte sie von der einfachen grünen der Wirtschaftspolizei über die rote der galaktischen
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