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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
Autoren: Mina Hepsen
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schaute sie einen Augenblick länger an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand.
    Angelica hatte das Gefühl, als ob es plötzlich eiskalt im Zimmer geworden wäre. Wie erstarrt saß sie auf dem Fußschemel. Die Frau, die sie an der gegenüberliegenden Wand im Spiegel sah, schien eine Fremde zu sein, ein Mensch ohne Hoffnung, eine leere Hülle.
    Die Faust im Badetuch verkrallt, schritt sie auf den Spiegel zu.
    »Was machst du nur?«, brüllte sie so laut, dass ihr vor Schreck das Badetuch herunterrutschte. Wie betäubt starrte sie auf das weiße Frotteetuch, das in einem Haufen auf dem Teppich lag.
    Tränen traten ihr in die Augen, obwohl sie alles tat, um nicht weinen zu müssen.
    »Jetzt fang bloß nicht an zu heulen, Dummkopf!«, schalt sie sich. »Reiß dich zusammen!« Wenn Tränen doch bloß hören könnten …
    Barsch wischte sie sich die Wangen ab.
    In diesem Moment fiel ihr ein schwarzer Fleck auf dem Spiegel auf. Zornig versuchte sie ihn wegzuwischen.
    Aber der Fleck bewegte sich! Er war gar nicht auf dem Spiegel, er war auf ihrem Körper.
    »Was?« Erstaunt blickte sie an sich hinab. Ja, dort, dicht über ihrem Nabel war ein schwarzes Mal.
    »Das kann nicht sein.«
    Wie betäubt ging Angelica zu ihrem Nachttischchen, nahm das Gesetzbuch der Vampire zur Hand und schlug es auf dem Bett auf. Fieberhaft blätterte sie darin herum, ohne sich darum zu kümmern, dass sie splitternackt war.
    Es dauerte nicht lange, und sie hatte gefunden, was sie suchte:
    Und wenn eine Vampirin ein Kind erwartet, erscheint auf ihrem Bauch das Mal unserer Vorfahren.
    Angelica schaute wie hypnotisiert auf die darunterstehende Zeichnung: ein Halbmond mit einem Kreis darin.
    Sie schloss die Augen.
    Genau so ein Mal trug sie auf dem Bauch.
    Sie begann zu reiben, vorsichtig zuerst, dann immer wütender. »Jetzt komm schon...«, murmelte sie, aber der Fleck wollte nicht weichen, nur ihre Haut wurde immer röter.
    Schwanger.
    Ich bin schwanger.
    Sie wiederholte das Wort in Gedanken, bis sie dicht davor stand, in hysterisches Gelächter auszubrechen. Die Ironie war unbezahlbar. Alexander wollte sie nicht heiraten, weil er glaubte, keine Kinder mit ihr zeugen zu können. Und sie war … schwanger!
    Was sollte sie jetzt machen? Natürlich konnte sie Nicholas nun nicht mehr heiraten. Sie musste es Mikhail sagen, musste ihm sagen, dass sie pleite waren …
    Aber wenn er nun einen Anfall bekam? Verdammt! Nein, Alexander kam nicht in Frage. Den würde sie nun nicht mehr heiraten, selbst wenn er sie auf Knien anflehte! Er hatte sie abgewiesen, und der Gedanke, dass er sie nur heiraten würde, weil sie ein Kind von ihm erwartete, war ihr unerträglich. Damit könnte sie nicht leben.
    Aber wenn Mikhail nun krank würde? Vielleicht könnte sie ja doch Nicholas heiraten?
    Ihre Mutter war bereits schwanger gewesen, als sie ihren Vater geheiratet hatte … nein, nein, das konnte sie Nicholas nicht antun. Ihre Mutter hatte wenigstens ein normales Kind erwartet.
    Mein Gott! Sie erwartete ein Vampirkind!
    Sie wankte und fiel zu Boden, wo sie zu würgen begann.

 
31. Kapitel
     
    Angelica ging, sämtliche Bekannte vermeidend, im Ballsaal herum. Wieder einmal konnte sie Mikhail nirgendwo entdecken. Joanna stand in einer Ecke und unterhielt sich angeregt mit ein paar Freunden. Nein, sie hatte keine Lust zu lächeln und Smalltalk zu machen. Ah, dort hinten stand eine Pflanze!
    Natürlich musste sie an jene Palme denken, hinter der sie sich vor nicht allzu langer Zeit versteckt hatte; obwohl es ihr nun so vorkam, als wäre eine Ewigkeit vergangen. So viel war seitdem passiert. Hinter dieser Palme hatte sie ihren ersten guten Blick auf Alexander erhascht. Hinter dieser Palme hatte sie Nicholas kennen gelernt.
    Seltsam, sich vorzustellen, was alles in ihrem Leben geschehen war, bloß weil sie hinter ein paar großen Palmwedeln Zuflucht gesucht hatte.
    Angelica streckte den Finger aus und berührte die dünne, fragile Rinde. Einige Blätter hatten winzige Flecken, wahrscheinlich eine Art Pilzbefall. Andere waren braun und hatten sich aufgedreht, als hätten sie zu viel Sonne abgekriegt. Und dennoch stand die Pflanze stolz und aufrecht da.
    Das war es, worum es ging im Leben, oder? Stolz und aufrecht stehen zu bleiben, egal was passierte.
    »Dürfte ich um diesen Tanz bitten?«
    Sie fuhr herum. Nicholas stand da und grinste sie an, genau wie damals - es schien ewig her zu sein. Angelica war noch nicht bereit, ihm gegenüberzutreten, ihm zu sagen,
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