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01 - komplett

01 - komplett

Titel: 01 - komplett
Autoren: 4 Romane
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Durham.
    Melicent blickte scharf auf. Ihr war klar, was Alex beabsichtigte. Wenn ihr die Sorge um ihre Mutter aus der Hand genommen wurde, hatte sie keinen Grund mehr, in Yorkshire zu verweilen. Sie hätte keine Ausrede mehr, hinter der sie sich verstecken könnte.
    „Die Gesellschaft in Peacock Oak ist doch sehr angenehm, Mama“, protestierte sie.
    „Die Duchess of Cole war die Freundlichkeit in Person, und Major und Mrs. Falconer von Starbotton Manor sind einfach reizend.“
    „Die Duchess hat ein Baby und will uns bestimmt nicht dauernd an ihrem Rockzipfel hängen haben“, erklärte Mrs. Durham. „Und was die Falconers betrifft, so habe ich gehört, dass sie zu Neujahr seinen Onkel, den Marquis, in Schottland besuchen wollen. Nein, mein Liebes, dein Mann hat vollkommen recht. Ein Umzug nach Bath oder Cheltenham wäre genau das Richtige für mich.“ Sie tätschelte Melicent die Hand. „Dann kann ich dich wieder unter Lord Alexanders Schutz stellen. Es war überaus geduldig von ihm, so lang auf dich zu verzichten. Es wäre selbstsüchtig, dich weiter bei mir zu behalten.“
    Melicent hörte, wie Aloysius etwas murmelte, das klang wie: „Früher hat dich das doch auch nicht gestört, Mama.“ Dies eine Mal war sie mit ihrem Bruder vollkommen einer Meinung. Wütend funkelte sie Alex an und begegnete nur einem unschuldigen Blick.
    Mrs. Lubbock kam herein, um die Teller abzutragen und den Nachtisch zu bringen, Rhabarberkompott mit Sahne.
    „Ich habe ein paar deiner Schriften studiert, Liebling“, sagte Alex und reichte Melicent die Schale mit Sahne. In seinen dunklen Augen glomm ein beunruhigender Funken. „Ich wollte dir sagen, wie sehr ich sie genossen habe.“
    Das erstaunte Melicent. „Ich hätte nicht gedacht, dass irgendjemand von meiner Autorenschaft wusste“, erklärte sie. Normalerweise heimste Mr. Foster den Ruhm für die Architekturführer ein, obwohl sie selbst mindestens die Hälfte der Texte schrieb.
    „Ich glaube, dein Geheimnis hat sich herumgesprochen“, murmelte Alex. Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, und ihr stieg prickelnde Röte in die Wangen.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass irgendwer die Texte liest“, fügte Melicent hinzu. Sie war ein wenig durcheinander. Sicher würde Alex es bestenfalls exzentrisch und schlimmstenfalls inakzeptabel finden, dass die Frau eines Adeligen zur Feder griff, um ihr Einkommen aufzubessern, aber die Arzneien ihrer Mutter waren teuer und kosteten sie den Großteil des monatlichen Unterhalts, den Alex ihr angewiesen hatte

    – abgesehen von dem Teil natürlich, den Aloysius ihr für sein Glücksspiel abknöpfte.
    „Ach, ich glaube, da tust du dir unrecht“, sagte Alex und lächelte sie auf eine Weise an, dass ihr heiß und kalt wurde. „Ich könnte mir vorstellen, dass sie vielen als Inspiration und Unterhaltung dienen.“
    „Möglich“, sagte Melicent zweifelnd. Vielleicht hatte er recht – manche benutzten die Architekturführer, um sich auf ihre Besuche der Landsitze vorzubereiten, die öffentlich zugänglich waren, aber unterhaltsam waren die Texte wohl kaum.
    „Ich fand sie überaus stimulierend“, fuhr Alex fort.
    Melicents Erstaunen wurde immer größer. Diese trockenen Bände konnte man unmöglich als stimulierend empfinden, es sei denn ... Alex war immer mit Beaumont beschäftigt gewesen, einem architektonischen Juwel unter den Herrenhäusern.
    Vielleicht fand er ihre Schriften deswegen so interessant.
    „Schön, dass sie dir gefallen“, murmelte sie.
    „Sehr sogar“, erwiderte Alex glatt. „Ich freue mich schon darauf, mich mit dir darüber weiter auszutauschen. Unter vier Augen“, fügte er hinzu.
    „Du musst Mr. Foster berichten, dass du einen begeisterten Leser hast, meine Liebe“, mischte Mrs. Durham sich ein. „Die Bücher waren doch seine Idee ...“
    „Ach ja?“, sagte Alex. Seine Augen wurden schmal. „Und wer, bitte, ist Mr. Foster?“
    „Mr. Foster ist ein Antiquar aus dem Dorf“, erklärte Mrs. Durham. „Ein sehr angenehmer Herr, der Melicent immer äußerst großzügig an seinen Vorhaben beteiligt hat.“
    „Verstehe“, erwiderte Alex. Melicent zuckte zusammen, als sie den Unterton in seiner Stimme hörte. Er wandte sich an sie. „Du besprichst deine Arbeit mit ihm?“
    „Natürlich“, sagte Melicent, ganz aus der Fassung gebracht von seinem wilden, besitzergreifenden Blick und seiner angespannten Haltung.
    Alex hielt inne, vor sich die Schüssel mit Rhabarberkompott. „Und die praktischen Aspekte,
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