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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Autoren: H Krysmanski
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eben in der Lage, enorm viel mehr Verantwortung zu tragen als andere.« Untersuchungen beweisen dagegen, dass Höhe der CEO-Gehälter und Erfolg ihrer Konzerne eher negativ miteinander korrelieren.
    Noch anders steht es um die Superreichen, also die Schicht oberhalb der CEOs. In dieser Schicht erst landen ja die wirklichen Konzerngewinne. Statistisch mögen die Milliardäre sich einnebeln; als mythische Gestalten aber sind sie in der amerikanischen und globalen Medienlandschaft omnipräsent. Time Magazine nennt sie »Builders & Titans«, die Erbauer und Titanen des zwanzigsten Jahrhunderts, die uns »aus dem industriellen Zeitalter ins digitale Zeitalter katapultiert« haben. Allen sei eines gemeinsam: ihre Obsession mit der Schaffung von Reichtum. Räuberisch – rapacious – seien sie gewesen, allesamt. Aber: Diese geldbesessenen Individuen hätten auch jene »gewaltige Maschine in Gang gesetzt, welche die USA zur führenden Industriegesellschaft der Welt« machte. Sie die alleinigen Macher? »Wer baute das siebentorige Theben?«, schreibt Bertold Brecht. »So viele Berichte. So viele Fragen.« Die Berichte erzählen zunächst einmal von den großen Räuberbaronen der vorletzten Jahrhundertwende, von John D. Rockefeller, Andrew Carnegie und J. Pierpont Morgan.
    Rockefellers Standard Oil kontrollierte um 1900 neunzig Prozent des amerikanischen Öls und war der erste multinationale Konzern überhaupt. Rockefeller machte heimliche Deals mit den Eisenbahnen, bestach Senatoren und betrieb Industriespionage. Seine Schläger nahmen sich der Gewerkschaften an. Am Ende war Rockefeller, umgerechnet, fast dreimal so reich wie Bill Gates heute.
    Carnegie machte sein Vermögen mit Öl, Bessemer-Stahl und Eisenbahnschienen. Seine Devise: »Put all your eggs in one basket andthen watch that basket.« Er schrieb Bücher voller naiven Fortschrittsglaubens. Seine Stahlarbeiter mussten zwölf Stunden arbeiten. Mit seinem Namen ist die blutigste Streikunterdrückung der amerikanischen Geschichte, 1892 in Homestead, Pennsylvania, verbunden. Doch nach dem Verkauf seines Imperiums wurde Carnegie der erste große Philanthrop, gründete weltweit 2 800 Bibliotheken und stand am Anfang der Entwicklung eines mächtigen Konzernstiftungswesens.
    J. P. Morgan schließlich begründete die amerikanische Bankenmacht. Er trieb Eisenbahnaktien auf die gleiche Weise hoch wie heute die Hedge-Fonds Software-Aktien. An faire Konkurrenz glaubte er nicht. Schon damals gerieten die größten Industriekonzerne der USA unter die Kontrolle von Wall Street.
    Die Titanengalerie hat noch viele Namen. Henry Ford erfand das Fließband und den gut bezahlten Fabrikarbeiter, der sich die von ihm gebauten Autos der T-Modelle auch leisten können sollte. Ford richtete aber auch ein »Sociological Department« ein, um den Schnapskonsum seiner Arbeiter zu kontrollieren und die Gewerkschaften zu bekämpfen. Er hatte Sympathien für Adolf Hitler. Doch der Autokrat Ford war Mitte der dreißiger Jahre schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
    Überhaupt: Franklin D. Roosevelts »New Deal« brachte Unbill für Milliardäre. Ihr proportionaler Anteil an der Bevölkerung ging zurück, um erst unter Ronald Reagan wieder dramatisch anzusteigen.
    Das meiste Geld wurde inzwischen nicht mehr mit Stahl, nicht einmal mehr mit Chemie und Aluminium, sondern mit Produkten aus dem Äther gemacht. David Sarnoff legte mit seinem Radioimperium »Radio Corporation of America« (RCA) die Grundlagen des massenmedialen Goldrauschs. Die neuen Medien brachten den Mythos der »Builders & Titans« direkt in die Wohnzimmer der Massen. Die Reichen und Superreichen waren auf einmal sofa-nah. Die unerreichbare Ferne schien überspielt. Und hochbezahlte Stars aus den Filmfabriken Hollywoods, die selber wie Fließbandarbeiter arbeiten mussten, wurden Identifikationsfiguren für Träume von einem reichen Leben, an dem sie selbst nur tragisch beschränkt – als Mätressen oder Gigolos – teilnahmen.
    Nur ein paar Titanennamen noch. Charles Merril predigte auf Messen und in Einkaufszentren die Botschaft vom Aktienbesitz für kleine Leute und machte Amerika zur »Shareholder Nation«. Stephen Bechtel baute in den dreißiger Jahren die Hoover-Talsperre, legte nach dem Zweiten Weltkrieg die Pipelines in Saudi-Arabien und errichtete 1951 das erste Atomkraftwerk. Die Bechtel-Corporation wurde zum Synonym für amerikanische Baustellen überall auf der Welt. Walt Disney schuf nicht nur Dagobert Duck. Lucky
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