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0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze
Autoren: Hans Wolf Sommer
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sie getötet«, sagte er triumphierend. »Sie war die erste, aber viele, viele andere werden folgen. Ich und die nach mir kommen werden nicht ruhen und rasten, bevor der letzte Erbe des verfluchten Volks sein Leben ausgehaucht hat. Die Rache der Getreuen des Herrn Baal-Hammon wird furchtbar sein. Und niemand wird da sein, der unser Rachewerk stören kann!«
    Baal-Hammon… verfluchtes Volk… Rache…
    Zamorra begriff. Der verschüttete Tempel! Ein Tempel der Karthager, ein Tempel der Anhänger des phönizischen und punischen Gottes Baal, ein Tempel des Volkes, das von den Römern vernichtet worden war!
    Baal, den sie einen Gott nannten, der aber einer der zahllosen Dämonen aus der jenseitigen Dimension war, hatte späte Rache in die Welt des Diesseits getragen. Rache an den… Erben des verfluchten Volkes. Damit konnten nur die Nachkommen der Römer gemeint sein - die Italiener! Dazu paßte auch, daß das verschüchterte Mädchen dort in der Ecke die Tote ›Lucia‹ genannt hatte. Lucia war ein italienischer Name.
    Zamorra wurde aktiv. Mit einem Ruck riß er seinen Revolver aus der Schulterhalfter, richtete ihn auf den Leibwächter, der zu einem Werkzeug des Dämonen Baal geworden war.
    »Wir werden sehen, ob niemand da ist, der euer Rachewerk stören kann!«
    Der Besessene lachte schrill auf. »Glaubst du, du könntest mich damit stören, Professorlein? Versuche es!« Er stieß die Tote roh von sich, stellte sich breitbeinig hin und verschränkte die Arme über der Brust.
    Eine dunkle Ahnung überkam den Professor. Offensichtlich war der Mann so stark von der Dämonenkraft des Baal durchdrungen, daß er mit herkömmlichen Mitteln und Waffen nicht beeinträchtigt werden konnte.
    Zamorra wollte Gewißheit. Er hob den Revolver, zielte auf die Schulter Djamaas und drückte ab. Peitschend verließ die Kugel den Lauf.
    Sie traf auch. Der Professor sah, wie in der roten Robe des Besessenen ein kreisrundes Loch entstand. Der Besessene selbst jedoch stand völlig unberührt da. Die Kugel war durch ihn hindurchgegangen wie durch Luft.
    »Siehst du, Professor?« höhnte Djamaa. »Und nun genug der Spielereien. Die Pflicht ruft.«
    Der Besessene gab seine Pose auf und kam auf die Tür zu. Zamorra wußte, daß er nichts gegen ihn ausrichten konnte. Im Gegenteil, er selbst war in höchster Gefahr. Er wich zurück, gab dem dämonischen Mörder den Weg frei.
    Djamaa griff ihn nicht an.
    »Du bist keiner von den Erben der Verfluchten, Professor«, verkündete er, »und deshalb brauchst du mich nicht zu fürchten. Aber ich warne dich: Kreuzt du noch einmal störend meinen Weg, werde ich dich vernichten!«
    Er wandte Zamorra den Rücken zu und ging davon. Richtung Haustür.
    Zähneknirschend mußte der Professor ihn ziehen lassen.
    Er wußte jetzt, was er zu tun hatte. Die Wurzel des Übels schien in diesem Tempel zu liegen. Dort mußte er den Hebel ansetzen. Und dieser Hebel war sein Amulett!
    Chedli hatte es, er zweifelte jetzt nicht mehr daran. Deutlich stand ihm die Szene im Garten vor Augen. Djamaa war vor Chedli zurückgewichen. Warum? Weil er das Amulett gefürchtet hatte, dessen magische Ausstrahlung ihm höchst unangenehm gewesen war.
    Chedli!
    Zamorra rannte los. Zuerst in die Halle, wo die Frau des Kaufmanns sich noch immer aufhielt. Sie fuhr zusammen, als sie ihn auf sich zustürmen sah.
    »Madame«, rief er sie an, »stellen Sie mir jetzt keine großen Fragen. Es geht um zahlreiche Menschenleben. Setzen Sie sich mit der Polizei in Verbindung. Warnen Sie vor dem Leibwächter Ihres Mannes. Er hat geschworen, alle Italiener zu töten. Hotels, Missionen und Botschaften, Firmen - all diese Stellen müssen alarmiert werden. Noch eins: Gegenwehr gegen Djamaa ist sinnlos. Nur Flucht kann helfen!«
    »Aber…«, setzte die Frau an.
    »Tun Sie, was ich gesagt habe!« donnerte Zamorra. »Sonst sind allein Sie für die Folgen verantwortlich.«
    Er ließ sie stehen und stürzte in den Garten hinaus.
    ***
    Baalyaton empfing den Mittler zwischen dem Tempel und der Außenwelt unmittelbar hinter dem Felsenloch.
    »Ich hörte den Schrei des Löwen«, sagte Chedli.
    Der Oberpriester nickte. Er war zufrieden mit sich. Sein bannender Blick hatte den Fremden zu einem willenlosen Sklaven gemacht.
    »Du besitzt ein Amulett von reinstem Silberglanz«, ließ er den feisten Mann wissen. »Gib es mir!«
    Der Tunesier griff in eine Tasche seines engen Beinkleids, holte etwas hervor und hielt es Baalyaton hin. Der Priester musterte die
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