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0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG

0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG

Titel: 0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG
Autoren: Wir liquidierten die Erpresser-AG
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Stadtreinigung waren zwar pausenlos unterwegs, aber der Schneeregen fiel so dicht, dass die Asche im Nu von einer neuen Eisschicht bedeckt war.
    Am Times Square ging ich behutsam in die Kurve, rutschte aber trotzdem ein bisschen zur Seite weg. Um ein Haar entging ich einem Zusammenstoß mit einem Nash-Rambler. Es hätte bestimmt mehr als nur einen Blechschaden gegeben, denn der Nash hatte eine geradezu selbstmörderische Geschwindigkeit drauf. In der siebenten Avenue konnte ich dann endlich ein wenig fester auf das Gaspedal treten.
    Als ich am Lincoln-Baseball-Stadion anlangte, stellte ich fest, dass ich fünfunddreißig Minuten gebraucht hatte. Ich kletterte aus dem Wagen, zog meinen Hut in die Stirn und vergrub die Hände tief in den Manteltaschen. Dann beeilte ich mich, in das schützende Eingangstor des Stadions zu kommen. Es war gut überdacht. Ich stellte mich neben die Kassen und wartete.
    Alle zwei Minuten quoll aus der gegenüberliegenden Metro-Station ein Schwarm Passanten, der sich schnell in alle Richtungen verflüchtigte. Nur zum Stadion, da kam niemand. Es war 21 Uhr 55. Ich beschloss noch bis halb elf zu warten.
    Der Nachtwächter des Stadions machte seine Runde. Er kam an mir vorbei, blieb stehen und drehte sich um. Er musterte mich misstrauisch von oben bis unten.
    »Heute ist geschlossen«, sagte er, wohl um überhaupt etwas zu sagen. »Denken Sie, bei dem Hundewetter spielen die Boys?«
    »Ich denke gar nichts«, sagte ich. Um ihn zu beruhigen, fügte ich hinzu: »Ich warte hier auf meine Freundin.«
    Er grinste.
    »Und Sie glauben, bei dem Wetter wird die kleine Freundin kommen? Da machen Sie sich man keine Hoffnungen, Sir. Da kenne ich die Frauen besser.«
    Ich zuckte die Achseln. Der Alte war zufrieden und stampfte weiter.
    Leider behielt der Nachtwächter mit seiner Prognose Recht. Es war 22 Uhr 40, aber von Peggy Sterling war weit und breit keine Spin- zu sehen. Da gab ich es auf.
    Kann sein, dass sie es sich inzwischen anders überlegt hat, dachte ich. Vielleicht war sie eine jener wichtigtuerischen Personen, die uns täglich mit »vertraulichen Hinweisen« geradezu eindecken. Auf alle Fälle würde ich morgen eine entsprechende Meldung machen, wenn sich bis dahin nicht diese Peggy Sterling von selbst melden würde. Sie hatte nun einmal die Katze aus dem Sack gelassen, also war es unsere Pflicht, ihren Hinweis, der ja im Grunde genommen noch keiner war, nachzugehen.
    Als ich am nächsten Morgen die Zeitung zur Hand nahm, fiel mein erster Blick sofort auf die Schlagzeile, und mein Frühstück blieb unangetastet.
    Mysteriöser Mord in Richmond -Peggy Sterling, 32, Sekretärin, von unbekanntem Täter erschossen - jede Spur fehlt.
    Die Buchstaben tanzten vor meinen Augen, als ich den groß aufgemachten Bericht las. Mir wurde heiß.
    ***
    »Sehen Sie, Jerry«, sagte Mr. High, den ich sofort nach meinem Dienstantritt aufgesucht hatte, »ich kann Sie gut verstehen, dass Ihnen das nahe gegangen ist. Gegen neun telefonierte sie mit Ihnen, und zehn Minuten später wird sie erschossen, als sie das Haus verlassen will, um sich an den vereinbarten Treffpunkt zu begeben. Aber das ist noch lange kein Grund für Sie, sich Vorwürfe zu machen.«
    Unser Chef kennt mich gut. Er versteht es, geheimste Regungen von meinem Gesicht abzulesen. Ich konnte ihm nicht widersprechen, denn er hatte Recht.
    »Sie haben sich völlig korrekt verhalten; Jerry«, sagte er. »Der Fall Leonora Kenton lag ja noch nicht einmal in Ihrer Hand, als Miss Sterling sie anrief.«
    Ich horchte auf.
    »Sagten Sie lag, Chef?«
    »Ganz recht. Ich übertrage Phil und Ihnen den Fall. Sie war gestern schon außer Haus, als zwei weitere Anzeigen von Erpressung bei uns eingingen. Es handelt sich wahrscheinlich um eine regelrechte Erpresser-Gang. Die drei Fälle gleichen sich aufs Haar. Die Bande arbeitet nicht nach den üblichen Kidnapper-Methoden. Es handelt sich bei den drei Fällen um Witwen, deren Männer in Korea gefallen sind. Die Damen haben Bankkonten zwischen zwanzigtausend und hunderttausend Dollar. Die Kinder sind vier, fünf und sieben Jahre alt.«
    »Ausgerechnet Frauen von gefallenen Korea-Kämpfern«, sagte ich angeekelt.
    Mr. High nickte.
    »Ihr werdet viel Arbeit haben in der nächsten Zeit«, meinte er, während er den Telefonhörer abnahm und die Nummemscheibe drehte.
    »Guten Morgen, Miller. Hier High. Ist Phil Decker noch bei euch?«
    Der Chef bedeutete mir mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. Es war mir selbst noch nicht
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