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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug
Autoren: Walter Appel
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Dunkel der Nacht erkennen, und dann…
    ***
    Zwei Streifenwagen rasten mit Blaulicht und Sirene herbei. Der Leutnant und fünf Carabinieri sprangen heraus. Zwei Carabinieri waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Ich erwartete die Carabinieri vor dem Friedhofstor. Sie waren schneller da, als ich angenommen hatte.
    Den verwundeten Tätowierten und den schmalzlockigen Paolo hielt ich mit der MPi in Schach. Der Leutnant stürzte auf mich zu und sprudelte italienische Worte hervor.
    Der Carabinieri übersetzte.
    »Sind Sie verletzt, Mr. Sinclair? Was ist geschehen?«
    »Ich habe nicht mal einen Kratzer abgekriegt. Aber mein Freund Suko ist in großer Gefahr.«
    Ich erzählte rasch, wie ich durch den Brief in die Falle gelockt worden war und was sich drinnen auf dem Friedhof abgespielt hatte.
    »Die Mafiosi wollen Suko zur Bahnlinie bringen«, schloß ich. »Gewiß haben sie vor, ihn vor den Zug zu werfen, damit sein Tod wie ein Unfall oder Selbstmord aussieht.«
    Welches schreckliche Ende die Verbrecher tatsächlich für Suko vorgesehen hatten, konnte ich nicht wissen.
    »Sind Sie sicher?« fragte der Leutnant.
    »So gut wie. Wir müssen sofort an die Bahnlinie. Sie können während der Fahrt über Funk im Revier nachfragen und von dort das Hotel anrufen lassen, Leutnant. Falls Suko dort ist, um so besser. Aber ich befürchte das Schlimmste.«
    »Ich auch! Don Anselmo hat das also arrangiert. Aber das war sein letztes Verbrechen, damit nagele ich ihn fest. Hoffentlich ist es für Mr. Suko nicht schon zu spät!«
    Der Leutnant rief Befehle. Zwei seiner Männer sollten den Friedhof und seine Umgebung überprüfen und sich den toten Mafioso ansehen. Zwei sollten die beiden gefangenen Mafiosi mit dem Streifenwagen zur Carabinieristation bringen.
    Der Leutnant, der englischsprechende Carabiniere und ich sprangen in den zweiten Streifenwagen. Der Carabiniere raste los, das Blaulicht flackerte am Dach, und die Sirene jaulte. Ich saß im Fond.
    Der Leutnant auf dem Beifahrersitz hatte das Funkmikro in der Hand und sprach hinein. Er blieb auf Empfang. Er bewies jetzt, daß er im Gegensatz zu seiner üblichen langsamen und bedächtigen Art auch sehr rasch und entschlossen handeln konnte, wenn es darauf ankam.
    Um beim Hotel vorbeizufahren und nach Suko zu sehen, war die Zeit viel zu knapp.
    Wir hatten den Bahnhof noch nicht erreicht, als der Leutnant über Funk eine Meldung erhielt.
    Er bestätigte, hängte das Mikro ein und wandte sich an den Carabiniere.
    »Ihr Freund Suko ist aus dem Hotel verschwunden, Mr. Sinclair«, sagte er über die Schulter zu mir.
    Fast wäre er gegen einen Laternenmast gefahren. Im letzten Moment riß er das Steuer herum, und auf zwei Rädern schlitterten wir um die Kurve, daß die Reifen kreischten.
    Dann hielten wir beim Bahnhof an der Bahnstrecke. Wir sprangen aus dem Wagen, der Motor lief, Sirene und Blaulicht blieben an.
    Wir schauten die Bahnstrecke hinauf und hinunter. Mein Mut verließ mich.
    »Wann kommt der nächste Zug?« fragte ich den Carabiniere.
    »Ich habe den Fahrplan nicht im Kopf«, antwortete er. »Aber der Nachtexpreß Pescara Rom ist jetzt fällig. Er müßte in den nächsten Minuten durchfahren.«
    Dieser Expreß hielt nicht in Celano. Mit voller Fahrt würde er durchbrausen. Wohin hatten die Mafiosi Suko gebracht? War er vor der Stadt oder in der anderen Richtung? Reichte die Zeit noch, um zum Bahnhof zu rennen und veranlassen, daß der Nachtexpreß per Signal gestoppt wurde? Würden die Mafiosi dann nicht Suko eine Kugel in den Kopf jagen?
    Diese Fragen wirbelten mir binnen Sekunden durchs Gehirn.
    Da schrien der Leutnant und der Carabiniere gleichzeitig: »Dort, der Geist!«
    Ich schaute in die Richtung, in die sie deuteten. Beim Gartenzaun eines Anliegers, nahe der Bahnstrecke, stand die weiße, nebelhafte Erscheinung. Aldo Frascatis Geist gestikulierte. Er reckte uns seinen blutigen Armstumpf entgegen. Dann wies er in die andere Richtung.
    Dort! Dort ist er, aber hütet euch! schien er uns sagen zu wollen.
    Mein Entschluß war gefaßt.
    »Wir fahren in diese Richtung!« rief ich. »Da finden wir Suko!«
    Wir fuhren am Bahndamm entlang. Doch wir sahen keinen haltenden Wagen und auch keine Gestalten am oder auf dem Bahndamm. Ein eisiger Schrecken durchzuckte mich. Sollten die Mafiosi Suko etwa an die Schienen gefesselt haben?
    Diese besonders grausame Hinrichtungsart war ihnen durchaus zuzutrauen.
    »Anhalten!« schrie ich dem Carabiniere zu. Er stoppte. Ich teilte ihm und dem
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