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0057 - Die Attentäter

Titel: 0057 - Die Attentäter
Autoren: Unbekannt
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murmelte Fraudy, „daß der schwerfällige Kasten schon in dreißig Stunden auf Jupiter gelandet sein wird. Dabei besitzt er nicht einmal die einfachste Form des Überlichtantriebs."
    Mullon legte gegen Abend Wert darauf, den Goshun-See zu Gesicht zu bekommen. Fraudy fuhr ihn hin und ließ sich zu einer Bootspartie überreden. Sie liehen sich ein Motorboot für die Dauer von drei Stunden und kauften sich als Proviant für das Unternehmen ein fertig zubereitetes Abendessen im Frischhaltebeutel.
    Mullon fuhr so weit hinaus, bis das südliche Ufer, von dem sie gestartet waren, im Schein der Abendsonne unter dem Horizont verschwand. Dann legte er den Motor still und griff nach den Rudern.
    „So ist's romantischer", sagte er lächelnd.
    Fraudy hatte sich weit zurückgelehnt und sah in den dunklen Himmel hinauf.
    Im Abendlicht tauchte eine Reihe kleiner Inseln auf. Mullon hielt darauf zu. Er suchte sich die Insel, die er am schönsten fand, als Landeplatz aus und schaltete, weil er zu langsam voran kann, den Motor wieder ein, als von Nordosten her ein Boot auftauchte, das sich die gleiche Inselgruppe als Ziel ausgesucht zu haben schien.
    Fraudy richtete sich auf und sah dem fremden Boot entgegen.
    „Komisch", murmelte sie. „Wer treibt sich so weit hier draußen herum?"
    Mullon fand nichts Besonderes dabei, aber Fraudy versicherte ihm, daß normalerweise niemand so weit in den See hinausfahre. Die Leihboote entfernten sich selten mehr als zehn Kilometer von ihrem Standort. „Aber wir beide sind doch auch hier draußen", wandte Mullon ein. „Warum sollte nicht jemand anders auf die gleiche Idee kommen!"
    Fraudy schüttelte den Kopf. Mullons Argument war nicht einleuchtend.
    „Ich wollte, ich hätte ein Fernglas mitgenommen", meinte sie.
    Mullon erreichte die Insel, die er sich ausgesucht hatte, vor dem Fremden. Er trieb das Boot mit Schwung hoch in das Buschwerk des Ufers hinauf, half Fraudy beim Aussteigen, holte den Proviantbeutel unter der Bank hervor und öffnete ihn. Das Essen war vorzüglich, und Mullon verzehrte seine Portion mit gesundem Appetit. Dann mußte er aufstehen und die Bootslaternen anzünden, weil es inzwischen völlig finster geworden war.
    Fraudy dagegen schien ihr Mißtrauen nicht loswerden zu können. Sie aß nur wenig, sah sich aber dafür um so öfter um. Das fremde Boot blieb jedoch verschwunden.
    Ein Gespräch wollte nicht in Gang kommen. Etwas unbehaglich machte Mullon den Vorschlag, nach Hause zu fahren. Fraudy war damit einverstanden.
    Mullon bugsierte das Boot wieder ins Wasser und drehte es so, daß es beim Losfahren zwischen zwei kleineren Inseln hindurch das offene Fahrwasser des Sees erreichen mußte. Fraudy machte den Vorschlag, die Positionslampen auszuschalten und zu rudern. Aber Mullon lachte sie aus, ließ den ein wenig altertümlichen Benzinmotor anlaufen und hielt das tuckernde Boot geradewegs auf die beiden kleinen Inseln zu.
    Fraudy saß neben ihm und hatte die Augen zusammengekniffen. Sie saß auf der Lauer, als wolle sie beim ersten Anzeichen von Gefahr über Bord springen. Mullon wurde ihr Verhalten immer unverständlicher. Wie konnte jemand vom Anblick eines harmlosen, fremden Bootes allein in solche Angst geraten?
    Die beiden Inseln waren plötzlich heran. Mullon mußte aufpassen, um das Boot sicher hindurchzubringen. Er lehnte sich links über den Bordrand, um das Fahrwasser zu sondieren.
    Im gleichen Augenblick surrte etwas über ihn hinweg und schlug klatschend irgendwo ein. Mullon fuhr in die Höhe und sah Fraudy mit weit aufgerissenen, entsetzten Augen zur Seite sinken. In ihrer Jacke aus Lederplastik steckte ein zwei Finger langer, gefiederter Stift.
    „Vorsicht!" gurgelte sie mit letzter Kraft: „Ceph ..." Dann war sie bewußtlos. Im gleichen Augenblick stieß das Boot gegen irgendein Hindernis. Mullon, halb aufgerichtet, um nach dem unsichtbaren Gegner Ausschau zu halten, wurde quer über den Sitz geschleudert. Er spürte, wie das Boot sich um sich selbst drehte und bei jedem Schub der Schraube an das Hindernis stieß.
    Er versuchte, sich aufzurichten und das Steuer wieder in die Hand zu bekommen. Aber kaum hatte er sich von der Lehne des Sitzes in die Höhe gestemmt, da traf ihn der gleiche, merkwürdig sanfte Stich in den Nacken wie in der vergangenen Nacht. Schmerz breitete sich von der Einstichstelle aus und versenkte den ganzen Körper in dumpfe Taubheit. Mullon hörte noch, wie der Motor plötzlich wild aufheulte, dann waren Finsternis und Stille um ihn
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