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0047 - Gom antwortet nicht

Titel: 0047 - Gom antwortet nicht
Autoren: Kurt Mahr
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und er war sicher, daß sie ihn im Helmempfänger hören mußten. Aber es kam keine Antwort. Nach etwa zehn Minuten schien sich die Lage plötzlich zu ändern. Iwan Goratschin taumelte und fiel auf die Knie. Dicht hinter ihm stützten die Japaner zu Boden. Bull rief ihnen zu, sie sollten umkehren. Aber eine Weile später bewegten sie sich weiter, diesmal auf allen vieren. Die Schwäche hatte sie übermannt; und jetzt schickten sie sich an, dem hypnotischen Befehl kriechend Folge zu leisten!
    „Es hat keinen Zweck", sagte Marshall. „Die Hypnosesendung dauert an."
    „Können Sie sie lokalisieren?" fragte Bull. „Nein, nicht genau. Sie kommt aus der Richtung, in der das Wrack gelegen hat."
    Das gab Bull zu denken.
    Tako hatte behauptet, der Platz, an dem die Gazelle niedergegangen war, sei von einer weit ausgedehnten, dunkelbraunen Lackschicht überzogen. Wie dunkelbrauner Lack hatte jener seltsame Fleck ausgesehen, den sie vor ein paar Stunden beobachtet hatten. Marshall hatte einen Teil seiner Gedanken verstehen können. Der Fleck war ein organisches, halbintelligentes Wesen. Sollte Marshall recht haben? War die Lackschicht, die die Absturzstelle überzog, nichts anderes als ein wesentlich größeres Lebewesen der gleichen Art? Das seiner Größe entsprechend auch über große mentale Energien verfügte? Den vier Mutanten war nicht mehr zu helfen - so schwer es auch fiel, sich darein zu finden. Sie brauchten eine Stunde, um die Stelle zu erreichen, an der das Wrack gelegen hatte - eine fast unglaubliche Leistung unter der mörderischen Schwerkraft von Gom. Während dieser Stunde versuchte Bull unaufhörlich, sich über Helmfunk mit den Mutanten zu verständigen. Aber der Erfolg war der gleiche wie zuvor.
    Als die vier Mutanten die Stelle des Absturzes erreicht hatten, sah man sie in ihren glitzernden Raumanzügen eine Zeitlang wie suchend hin- und herkriechen. Bull sah Marshall fragend an, aber der schüttelte nur den Kopf zum Zeichen, daß der hypnotische Einfluß nach wie vor bestand und die Mutanten keine Aussicht hatten, wieder zu ihrem eigenen Willen zurückzufinden. Ihr Schicksal erfüllte sich ebenso plötzlich wie unerklärlich. Bull hatte ihnen eben die letzte Warnung zugeschrien ... und im nächsten Augenblick waren sie verschwunden. Reginald Bull stand der Schweiß auf der Stirn. Ohne Marshall anzusehen, sagte er zu ihm: „Verschwunden wie das Wrack der Gazelle. Was halten Sie davon, Marshall?"
    „Ich habe darüber nachgedacht", antwortete Marshall prompt. „Plastikbleche wie die, aus denen die Gazelle bestand, haben einen hohen Gehalt an Kohlenwasserstoffen, also organischen Substanzen, und zwar rund fünfundachtzig Prozent. Die Metallankettungen dienen nur der größeren Härte."
    Er machte eine Pause. Bull sah ihn erstaunt an: „Ja... und?"
    „Das Monster dort hinten", Marshall nickte mit dem Kopf in die Richtung, in der früher das Wrack gelegen hatte, „ist vielleicht darauf angewiesen, seine Substanz zu erneuern oder zu vermehren. Deswegen frißt es organische Stoffe - sowohl Metallplastik, als auch Menschen."
    Bull riß die Augen vor Staunen weit auf.
    „Sie haben eine furchtbare Phantasie!"
    Marshall hob die Schultern, und Bull gestand ihm insgeheim zu, daß seine Vermutung nicht allzu absurd sei.
     
    *
     
    Ein paar Stunden vergingen. Sie sprachen nicht viel miteinander. Sie saßen dicht gedrängt unter dem Höhleneingang und starrten hinüber zu der Stelle, an der die vier Mutanten verschwunden waren. Die Stelle war nicht mehr als sechs Kilometer entfernt. Von dem leicht überhöhten Standpunkt der Höhle aus konnte man sie, gut sehen. Man sah auch den konturlosen, dunklen Fleck, von dem Take Kakuta berichtet hatte.
    Die Mutanten blieben verschwunden; die Hoffnungen, die Bull noch gehabt hatte, zerrannen in nichts. Es gab nur ein einziges Mal eine Diskussion. Nämlich dann, als Tako und Ras Tschubai, der Afrikaner, Bull bestürmten, er solle ihnen einen gemeinsamen Sprung zur Absturzstelle hinüber erlauben. Sie wollten dem braunen Fleck mit Thermostrahlern den Garaus machen.
    Aber Bull lehnte ab, nachdem er sich mit Marshall beraten hatte. Marshall gab an, daß der telepathische Befehl, dem die Mutanten gefolgt waren, zwar mittlerweile nicht mehr ausgestrahlt werde, daß aber die beiden Teleporter einem ähnlich starken Befehl sofort erliegen müßten.
    „Wer auch immer der unbekannte Hypnotiseur ist", erklärte Marshall, „er hat verstanden, Iwans, Ishibashis, Sengus und Yokidas
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