Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
seine unheimlichen Feinde sich zu verwandeln.
    Die zottigen Leiber verschwammen, schienen auseinander zu fließen im unbarmherzigen Strahlen des Amuletts. Graue, unruhige Schatten wurden durchsichtig, nahmen Nebelgestalt an, entmaterialisierten sich mehr und mehr. Ein leises, klagendes Heulen begleitete die Wandlung, ein Laut, der vom aufdringlichen Schrillen der Alarmanlage übertönt wurde. Für Sekunden war noch eine Wolke von grauem, verwehendem Rauch über der Rasenfläche zu sehen – dann hatten sich die Bestien im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufgelöst.
    Aber Zamorra wusste, dass sie damit nicht besiegt waren, dass die Entmaterialisation stets einer gelungenen Flucht gleichkam.
    Er presste die Lippen zusammen. Die Strahlung des Amuletts wurde schwächer, schließlich umschwebte nur noch ein bläuliches Leuchten den Talisman. Zamorra hängte ihn sich wieder um den Hals, schob die Pistole in das Schulterholster und wandte sich ab, um nachzusehen, wie es im Haus aussah.
    Er fand Albert Brasseur in seinem Arbeitszimmer.
    Oder besser das, was von dem französischen Gangsterboss noch übrig geblieben war.
    Blut verfärbte den kostbaren Teppich. Der Leichnam war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Und ein paar Meter von diesem zerstörten Körper entfernt lag die vom Arm abgetrennte Hand, die immer noch den Telefonhörer umklammerte…
    ***
    Serge Didier ballte die Hände zu Fäusten.
    Sein Gesicht war fahl geworden. Er stand in der Tür zu Brasseurs Arbeitszimmer, die Fäuste in den Taschen vergraben, und sah sich um.
    »Das ist ja ein Massaker«, sagte er leise. »Mein Gott, ich bin einiges gewöhnt, aber das hier…«
    Er schwieg abrupt. Rasch wandte er sich ab. Inzwischen war die Mordkommission eingetroffen, und der Kommissar gab den Männern des Spurensicherungs-Trupps erste Anweisungen.
    Zamorra folgte ihm in den Park hinaus. Didiers Blick glitt über den Gärtner und die beiden toten Leibwächter.
    »Sie haben die Bestien vertrieben, Professor«, sagte er leise. »Ich weiß nicht recht, was darunter zu verstehen ist. Haben Sie sie vernichtet?«
    »Leider nicht. Sie sind entkommen, haben sich entmaterialisiert.«
    »Also in Luft aufgelöst?«
    »So kann man es nennen. Um sie endgültig vernichten zu können, müsste man mehr über sie wissen.«
    Didier nickte langsam. Immer noch wirkte er verstört und fassungslos, obwohl er sich durchaus fähig gezeigt hatte, die Situation in den Griff zu bekommen und klare, präzise Anweisungen zu geben.
    »Es wird eine Panik geben«, sagte er wie zu sich selbst. Mit dem Kinn wies er zu dem schmiedeeisernen Tor hin. »Sehen Sie – drau- ßen warten schon die Presseleute. Es war nicht zu verhindern, dass sie von dem Toten in den Tuilerien erfuhren, und aus dieser Sache hier werden sie auch die richtigen Schlüsse ziehen. Spätestens mor-gen zittert ganz Paris vor den Wölfen.«
    »Geben Sie eine offizielle Verlautbarung heraus«, schlug Zamorra vor. »Tischen Sie den Leuten irgendeine halbwegs glaubhafte Erklä- rung auf – das ist dann zwar eine Lüge, aber alles dürfte besser sein als eine Panik.«
    »Sicher. So etwas ähnliches werde ich auch tun. Aber die Beruhigung der Bevölkerung wird nur so lange anhalten, bis sich die Bestien wieder zeigen. Und dann?«
    Zamorra zuckte die Achseln. »Ich werde mein Möglichstes tun, um das zu verhindern, Commissaire.«
    »Aber eine Idee haben Sie auch nicht – oder?«
    »Ich habe gewisse Erfahrungen. Heute Nachmittag zum Beispiel bin ich mit einem Freund verabredet, der schon mehr als einmal dem Ursprung übersinnlicher Phänomene auf dem Weg über alte Chroniken und Legenden auf die Spur gekommen ist. Und wenn man die Tatsachen kennt, die Natur der Bedrohung, dann gelingt es auch meistens, die richtige Waffe dagegen zu finden.«
    Didier sah ihn an. »Sie sind bereit, uns zu helfen, Professor?«
    »Selbstverständlich. Gemeinsam werden wir es schon schaffen. Allerdings dürfte das eine etwas unkonventionelle Art der Zusammenarbeit werden.«
    Didiers Lider zogen sich zusammen. Noch einmal ließ er den Blick wandern, sah zu dem zerfleischten Leichnam des Gärtners hinüber und zu den beiden toten Gorillas. Langsam hob er die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Was glauben Sie, wie egal mir in dieser Lage die Konventionen sind«, sagte er trocken.
    ***
    Nicole Duval und Zamorra hatte es den Appetit verschlagen. Nicht so Bill Fleming, der noch nicht über die Ereignisse informiert war. Er verzehrte in aller Gemütsruhe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher