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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus
Autoren: Delfried Kaufmann
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ungefähr einem Jahr war schon einmal etwas an der Telefonleitung gemacht worden, und zwar während der Arbeitszeit, allerdings war, wenn sich das Fräulein recht erinnerte, Mr. Ruster nicht anwesend. Ich ließ sie den Mechaniker beschreiben. Natürlich war die Beschreibung ungenauer als die des Portiers, aber in den wesentlichen Zügen stimmte sie damit überein. Es handelte sich bei dem Mechaniker um einen schmalen, fast zierlichen Mann mit gelblicher Gesichtsfarbe und schwarzem Haar.
    ***
    Ich holte Phil am nächsten Morgen aus dem Office und ging mit ihm zu Mr. High. Wir waren während der Nacht noch ein paarmal zusammengetroffen, und morgens um sieben Uhr hatte ich schon die Berichte der Einsatzkommission gelesen, die Less Baker leitete. Alle Ergebnisse, die die verschiedenen Einsatzgruppen des FBI in den zwölf Stunden seit der Tat erzielt hatten, standen mir zur Verfügung.
    »Morgen, Jerry«, sagte Mr. High, als wir sein Zimmer betraten.
    »Ich weiß schon durch Phil Bescheid. Verrückte Sache, die Ihnen da passiert ist. Setzen Sie sich.«
    Ich faßte in wenigen Sätzen zusammen. Joel Ruster, ein Börsenagent mit scheinbar makellosem Vorleben, war nach seinen eigenen telefonischen Angaben seit einem Jahr erpreßt worden. Er gestand selbst, daß diesem Erpressungsversuch ein Verbrechen zugrunde lag, das er vor sehr vielen Jahren begangen hatte und das nie entdeckt worden war. Er sollte bis zu einem bestimmten Termin zehntausend Dollar zahlen, die er nicht mehr besaß. In seiner Verzweiflung wandte er sich an das FBI und wollte erreichen, daß die Erpresser verfolgt wurden, ohne daß er seine Identität bekanntgab. Er verabredete eine Zusammenkunft mit einem FBI-Beamten, in diesem Falle mit mir. Bei dieser Zusammenkunft wurde er aus einem Auto heraus, das auf sein Erscheinen wartete, erschossen. Es bestand kein Zweifel, daß die Mörder mit den Erpressern identisch waren.
    An Einzelheiten waren festgestellt worden: Der Mörder war ein sehr sicherer Schütze, der Ruster durch eine Kugel aus dem Gewehr tötete. Er hatte dadurch Kenntnis von dieser Zusammenkunft erhalten, daß er seit einem Jahr Rusters Telefongespräche durch eine technische Vorrichtung mithörte, die noch vor Rusters Tod von einem Mann, dessen Beschreibung vorlag, entfernt worden war.
    Wir schwiegen alle eine Minute lang nach meinem Bericht, dann sagte Mr. High: »Eigentlich ist das ein Fall für die City Police, Jerry. Für das FBI sind nur…«
    »Augenblick, Chef«, unterbrach ich. »Abgesehen davon, daß der Mann vor meinen Augen erschossen wurde und daß es mich aus diesem Grunde juckt, seinen Mörder zu fassen, handelt es sich hier nicht um einen Einzelfall. Wir haben Rusters Notizbuch gefunden. Im Laufe eines halben Jahres sind dort drei Eintragungen an bestimmten Tagen, Zahlen ohne jeden Kommentar, zweimal fünftausend und einmal siebentausend Dollar, gemacht worden. Rechnen Sie die zuletzt geforderten zehntausend hinzu, so haben Sie siebenundzwanzigtausend Dollar, wahrhaftig keine Summe, um die es sich lohnt, eine komplizierte telefonische Geschichte anzubringen. Außerdem käme kein einzelner Erpresser auf die Idee, seine Opfer in solcher Form zu überwachen. Der Täter im Fall Ruster ist eine Organisation, und eine Organisation wird nicht gegründet, um einen einzelnen Mann zu erpressen, von dem bestenfalls sechzigtausend Dollar im Jahr zu holen sind. Dieser Mord am Soberlin Place ist nur die Spitze des Eisberges, nur das eine Zehntel, das aus dem Wasser schaut. Neun Zehntel schwimmen noch unter der Oberfläche, und ich denke, es ist eine würdige Aufgabe für das FBI, das gesamte Gefüge aufzudecken.«
    Mr. High lächelte. »Sie haben mich nicht aussprechen lassen, Jerry. Ich denke genauso.«
    »Danke, Chef«, sagte ich. »Ich war heute morgen bei der Scott-Telefongesellschaft und habe ihren tüchtigsten Ingenieur für uns losgeeist. Ich hoffe, der Mann kriecht bereits in der Crosper Road 37 herum und bemüht sich, herauszufinden, zu welcher Leitung die Verbindung von Rusters Telefonanschluß führte. Für heute mittag habe ich den Portier des Bürohauses und Rusters Sekretärin hergebeten. Wir setzen sie in den Projektionsraum und führen ihnen vor, was an vom Wege geratenen Technikern in der Kartei ist. Mag sein, daß sie eine Woche lang jeden Tag ein paar Stunden dort sitzen müssen, bevor wir zu einem Ergebnis kommen. Es gibt noch einen Weg. Joel Ruster hat vor vielen Jahren ein Verbrechen begangen. Er muß Mitwisser gehabt
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