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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Autoren: Julia Jenner
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aufgeregt! Ich war wütend, weil Pia mich in meiner Rosenkrise so hängen ließ. Ich war wütend, weil sie ihr Handy ausgemacht hatte, um in Ruhe mit irgendeinem Ole zu säuseln, Händchen zu halten oder was auch immer sie gerade machte, wobei ihre beste Freundin sie nicht stören durfte. Ich war eifersüchtig. So, jetzt ist es raus. Eifersüchtig, weil Ole für Pia wichtiger war als ich. Und weil Pia überhaupt einen Ole hatte und ich nicht. Aber was sollte ich machen? Ihr eine pampige SMS schicken? Etwa: »Lass sofort ole stehn und hilf mir rausfinden, wer mir die rosen geschenkt hat, du blöde kuh!« Irgendwie uncool.
    Mit total bescheuerter Frisur vom Gegenwind, Nieselregen auf der Brille, schmerzendem Schienbein und dem grünen Eifersuchtsmonster im Herzen schloss ich mein Fahrrad vor dem Laden meines Vaters an eine Laterne. Dann ging ich zur Ladentür, drückte sie auf und mit einem melodischen Ding-Dang-Dong ertönte eine alte Türglocke. Alt fing’s an und alt ging’s weiter, denn mein Vater hat einen Second-Hand-Laden. Er selbst nennt es »Antiquitätengeschäft«, aber ehrlich gesagt, »Liebevoll zum Verkauf aufgebauter Schrott« wäre passender. Denn genau das ist es. Wobei ich noch nie erlebt habe, dass tatsächlich jemand etwas kauft von dem Plunder, aber das scheint meinem Vater sogar ganz recht zu sein, weil er die Sachen so gern mag und wahrscheinlich gar nicht loswerden will. So pusselt er also den ganzen Tag und die halbe
Nacht in seinem Laden rum und entstaubt alte Teddybären, repariert kaputte Nähkästchen, poliert schrammlige Küchenstühle und sortiert vergilbte Bücher. Wie er davon leben kann, ist allen ein Rätsel, vor allem meiner Mutter. Aber wenn einer wie mein Vater über zehn Jahre mit ein und derselben Strickjacke auskommt, weil er sie gut pflegt und regelmäßig restauriert, dann kommt er schon irgendwie über die Runden.
    Â»Annette, gut siehst du aus!«, rief mein Vater, als er mich sah. Das ist ein weiterer Beweis für die rosa Brille, durch die mein Vater alles betrachtet, was er mag, egal ob seine gammligen alten Sachen hier oder seine nass geregnete Tochter. In seinen Augen sieht das alles schön aus. Er drückte mich zur Begrüßung und gab mir dann ein Papiertaschentuch, damit ich meine beschlagene Brille abtrocknen konnte. Er hat Ahnung von so was, denn auch er hat eine dicke Brille. Tja, die Macht der Gene …
    Kurz darauf saßen wir uns in seinen schönsten Sesseln gegenüber und tranken Kaffee. Meine Mutter erlaubt mir keinen Kaffee. »Da kriegst du Herzklopfen von!«, wobei sie es ist, die von Kaffee Herzklopfen kriegt, nicht ich, aber das ist ihr nicht klarzumachen. Mein Vater kriegt von nichts Herzklopfen, er ist der Bernhardinertyp, auch äußerlich, den absolut nichts aus der Ruhe bringt. Und er stellt zum Glück auch keine neugierigen Fragen nach Schule oder Noten oder Jungs. Ich hatte kurz überlegt, mit ihm über die Rosen zu sprechen, immerhin war er mal ein Junge und weiß vielleicht, wie die ticken und wie ich rausfinden könnte, von wem sie sind. Aber als ich meinem Vater jetzt gegenübersaß, war mir klar, dass ich da kein Wort drüber rausbringen könnte. Viel zu peinlich. Und einfach nicht unser Thema. Wir verstehen uns gut, aber eher im Sinne von »gemütlich miteinander schweigen«. Das taten wir nun ausgiebig beim Kaffee. Ich merkte allerdings,
dass mein Vater mich etwas durchdringender ansah als sonst. Und plötzlich fragte er: »Kann ich irgendwas für dich tun?«
    Ich war so überrascht, dass ich reflexhaft »Ja!« gesagt hatte, bevor mein Verstand ganz angesprungen war. Von wegen Kaffee stärkt die Geisteskräfte! Jetzt musste ich mir schnell was ausdenken, damit mein Vater nicht anfing nachzubohren, und so sagte ich: »Ich will ein Schülerpraktikum machen in’ner Anwaltskanzlei, aber ich trau mich nicht, da anzurufen.«
    Mein Vater sah mich noch eine Weile ganz entspannt an. »Die Nummer hast du dabei?«
    Â»Ja, auf meinem Handy.«
    Â»Dann gib mal.«
    Und ehe ich richtig nachgedacht hatte, legte ich mein Handy in die große raue Bernhardinerpratze meines Vaters. Ich musste ihm dann helfen, die Nummer aus dem Telefonbuch aufzurufen, denn mein Vater hat’s nicht so mit Handys. Dann wollte er noch, dass ich die Rufnummerunterdrückung einschalte, sodass also meine
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