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Zottelkralle

Zottelkralle

Titel: Zottelkralle
Autoren: Cornelia Funke
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Flüssigseife.«
    »In Ordnung.« Kalli schubste das Monster durch die Badezimmertür. »Aber diesmal trinkst du nicht alles aus. Nimm auch was zum Waschen, ja? Du riechst nämlich reichlich streng.«
    »Mecker, mecker, mecker!«, knurrte Zottelkralle. »Ich sag ja auch nichts über deinen Menschengestank, oder? Außerdem ist das Seifenzeugs viel zu schade zum Waschen.«
    »Ach, dann mach doch, was du willst«, sagte Kalli, warf ihm eine Flasche Shampoo zu und ging in sein Zimmer.
    Dort legte er sich aufs Bett und zerbrach sich den Kopf, wie er auch noch seinen Vater monsterfreundlich stimmen könnte. Gegen Papas Allergie würde nämlich das stärkste Shampoo nichts nützen. Selbst, wenn Zottelkralle sich ausnahmsweise mal damit waschen sollte.
    Als Mama ihre Schülerin zur Tür brachte, war ihm immer noch nichts eingefallen. Seufzend ging er zurück ins Bad und traute seinen Augen nicht.
    Tropfnass stand Zottelkralle vor dem Spiegel und malte sich mit Mamas Lippenstift rosa Punkte aufs Fell.

    »Pling, pling! Klimper, klimper!«, grölte er und schmierte sich gerade den Lippenstift auf die große Nase.
    »O nein!«, stöhnte Kalli. »Was machst du denn da?«
    Stolz grinste Zottelkralle in den Spiegel. »Schneckenscharf, was?« Mit tropfenden Fingern griff er nach Mamas Lieblingsparfüm.
    »Nein!«, rief Kalli. »Lass das stehen.«
    »Wieso denn?« Entzückt schnüffelte Zottelkralle an der kleinen Flasche. »Ah, käferköstlich. Wurmmäßig wunderbar. Nur ein kleines Schlückchen!«
    »Nein!« Blitzschnell zog Kalli ihm das Parfüm aus der Tatze. »Wenn du mit meiner Mutter nicht schon wieder Streit haben willst, dann lässt du das stehen, klar? Außerdem ist das auch nicht zum Trinken.«
    »Nein?«
    »Nein. Damit sprüht man sich ein.«
    Zottelkralle kratzte sich den nassen Bauch. »Verschwendung!«, grunzte er.
    Kalli nahm ihm den Lippenstift ab und holte Mamas Föhn aus dem Schrank.
    »Was ist das?«, knurrte Zottelkralle misstrauisch. Als Kalli den Föhn einschaltete, fletschte er die Zähne und schnappte danach.
    »He, hör auf damit«, sagte Kalli ärgerlich. »Das Ding macht dich bloß trocken.«
    Misstrauisch drehte Zottelkralle dem komischen Ding den Rücken zu. Als die warme Luft durch sein Monsterfell strich, gluckste er entzückt. »Aaah, warmer Wind aus der Dose! Wilde Sache.«
    Es dauerte ziemlich lange, bis das ganze Monster trocken war. Aber Zottelkralle konnte nicht genug kriegen und maulte fürchterlich, als Kalli den Föhn wegpackte. Schimpfend kratzte er sich das warme Fell, das kreuz und quer verschmiert war mit rosa Lippenstift.
    »Hör auf zu meckern und komm jetzt«, sagte Kalli. »Meine Mutter wartet wahrscheinlich schon.«
    »Meinst du?« Nervös bohrte Zottelkralle sich eine Kralle ins Ohr. »Ich glaub, ich brauch vorher noch einen Regenwurm aus meiner Dose.«
    »Nein«, sagte Kalli. »Komm jetzt.«
    »Aber Würmer sind gut für die Nerven!«, zeterte Zottelkralle.
    »Für meine nicht«, sagte Kalli und zog das Monster zur Treppe.
    Die ersten Minuten im Wohnzimmer waren furchtbar. Obwohl es Torte gab.

    Feindselig starrten sich Zottelkralle und Kallis Mutter über den gedeckten Tisch hinweg an. Kalli rutschte auf seinem Stuhl herum und beobachtete die beiden besorgt. Seine Mutter saß da, als wollte sie jeden Moment aufspringen. Das Messer, mit dem sie die Torte aufgeschnitten hatte, lag verdächtig nah bei ihrer Hand.
    Zottelkralle guckte sie über die Torte hinweg an, als sei er überzeugt, sie werde ihn im nächsten Moment aufspießen und ausstopfen. Der Torte gönnte er nicht einen Blick. Nur seine Nase schnupperte nervös in der Luft herum.
    »Willst du Torte, Zottelkralle?«, fragte Kalli in die Stille hinein.
    Das Monster spitzte das Maul und einen furchtbaren Moment lang dachte Kalli, dass es auf den Tisch spucken wollte.
    Aber Zottelkralle flötete nur mit leiser Stimme: »Ja, bitte! Sehr gerne.«
    Wohlerzogen faltete er zwei seiner Tatzen über dem Bauch und griff mit den anderen beiden nach seiner Tasse.

    Den heißen Kaffee schlürfte er zwar ein bisschen sehr laut und einen klitzekleinen Rülpser konnte er sich auch nicht verkneifen, aber an seinem Tortenstück knabberte er sehr manierlich herum.
    Erstaunt zog Kallis Mutter die Augenbrauen hoch, was ein ziemlich gutes Zeichen war. Erleichtert nahm Kalli sich auch ein Stück Torte.
    »Ahh!«, seufzte Zottelkralle und verdrehte die Augen zur Decke. »Krabbelkäferköstliche Torte.«
    »Wie bitte?«, fragte Kallis Mutter.
    »Ach,
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