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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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schlimmer war, dass Syrien, ein Nachbarland Israels, das über die Türken indirekt mit Israel Friedensverhandlungen führte, anscheinend hinter dem Rücken der Staatengemeinschaft versucht hatte, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen, ein Vorhaben, das sogar Saddam Hussein aufgegeben hatte – mehrere Jahre bevor die USA mit der Begründung, ein irakisches Atomwaffenprogramm stoppen zu müssen, eine Invasionsarmee in den Irak geschickt hatten.
    Doch es dauerte nicht lange, da meldeten sich, berufen oder nicht, erste Stimmen zu Wort, die Zweifel an der These äußerten, Syrien habe versucht, eine Atombombe zu bauen.
    Westliche Medien veröffentlichten Aufnahmen von Spionagesatelliten. Experten stellten fest, dass die Anlage zum Zeitpunkt des Luftangriffs kaum gesichert gewesen war. Jemand warf ein, das Gebäude sei nicht hoch genug gewesen, um einen nordkoreanischen Atomreaktor zu beherbergen. Andere wiesen darauf hin, dass Syrien ansonsten keinerlei nukleare Infrastruktur besitze. Es wurden neue Theorien ins Spiel gebracht: Vielleicht war die Anlage Bestandteil des syrischen Raketenprogramms gewesen. Vielleicht hatten sich die Israelis einfach geirrt und eine relativ harmlose Anlage angegriffen, so wie im Fall der angeblichen irakischen Babymilchfabrik und der angeblichen sudanesischen Aspirinfabrik, die in den Jahren 1990 beziehungsweise 1998 von der amerikanischen Luftwaffe zerstört worden waren. Vielleicht, erklärten einige Kommentatoren, war Syrien auch gar nicht das eigentliche Ziel gewesen. Vielleicht hatte Israel dem Iran auf diese Art zu verstehen geben wollen, dass es weiterhin imstande sei, erfolgreiche Überraschungsangriffe durchzuführen, weshalb den iranischen Atomanlagen ein ähnlicher Luftschlag drohe, sollte Teheran sein Atomprogramm nicht einstellen.
    In Berichten, die sich auf die Angaben nicht genannter Quellen stützten, war auch von einer amerikanischen Beteiligung die Rede, deren Ausmaß unterschiedlich eingeschätzt wurde: Die Amerikaner hätten die Anlage auf den Satellitenaufnahmen entdeckt, oder: Die Amerikaner hätten die Anlage übersehen, die dann von den Israelis auf den routinemäßig von den amerikanischen Geheimdiensten bereitgestellten Satellitenbildern entdeckt worden sei. Die Amerikaner seien an der Planung des Bombenangriffs beteiligt gewesen, vielleicht, indem sie die türkische Armee dazu überredet hätten, sich blind zu stellen, als das israelische Geschwader durch den türkischen Luftraum geflogen sei, um die Syrer mit einem Angriff aus nördlicher Richtung zu überraschen. Die Amerikaner – oder waren es die Israelis? – hätten sich vielleicht vor dem Angriff Zutritt zu der Baustelle verschafft, um sich Gewissheit über die Anwesenheit der Nordkoreaner zu verschaffen und möglicherweise auch festzustellen, dass es sich tatsächlich um eine Atomanlage handelte.
    Präsident Bush war ungewohnt schweigsam und lehnte es rundweg ab, eine Journalistenfrage nach dem israelischen Angriff zu beantworten.
    In einem waren sich die meisten Analysten einig: Es war etwas Sonderbares geschehen. Im April 2008 tat die CIA einen ungewöhnlichen Schritt und gab ein Video mit Aufnahmen frei, die vor dem Bombenangriff heimlich im Inneren der Anlage gemacht worden waren. Der Film ließ kaum einen Zweifel daran, dass es sich um eine von den Nordkoreanern entworfene Atomanlage gehandelt hatte. Das Interesse der Öffentlichkeit an der Geschichte schwand rasch. Kaum jemand interessierte sich für einen Bericht, den die IAEA, die Internationale Atomenergiebehörde der Vereinten Nationen, sieben Monate später herausgab. Die IAEA hatte Inspektoren zu dem Standort geschickt. Doch die Experten hatten weder eine ausgebombte Ruine noch einen Ort vorgefunden, an dem hektische Wiederaufbauaktivität herrschte. Stattdessen hatten die Syrer die Atomexperten zu einem Gelände gebracht, das sorgfältig umgepflügt und geharkt worden war. Da war keine Spur von Schutt oder Baumaterial. Das Gelände sah aus wie ein unerschlossenes Baugrundstück in der Wüste von Arizona. Es war vollkommen nichtssagend. Die enttäuschten Inspektoren machtenFotos. Sie füllten Beutel mit Bodenproben und kehrten dem Ufer des Euphrat den Rücken, um in ihr Hauptquartier in der UNO-City am Ufer der Donau zurückzukehren. In Wien angekommen, untersuchten sie die Bodenproben in ihren Laboratorien.
    Auch das Ergebnis der Analysen weckte kaum öffentliches Interesse. Dabei hatte die IAEA festgestellt, dass die Bodenproben
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