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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht
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Ranchers gewesen, die ihren Mann mit einer durch seinen Stetson hindurch in den Schädel gerammten Heugabel getötet hatte. In einer Version dieser Geschichte war die Frau danach nach Hause gefahren und hatte sich einen Krug Wodka-Martini gemischt, den Sheriff angerufen und sich zur Tat bekannt. Der Krug war fast leer gewesen, als die Polizei wenig später bei ihr angekommen war.
    Ehe Joe dem Sheriff und McLanahan folgte, stand er noch einen Moment reglos im Dunkeln. Er hörte den Rest der Rinderherde in der Nähe des Kraters grasen. In der Ferne kreischte ein Eichhörnchen. Die Tierwelt nahm das Terrain behutsam wieder in Besitz. Doch da war noch etwas anderes.
    Ein Schauder jagte ihm über den Rücken, und er spürte, wie sich die Härchen an seinen Unterarmen und im Nacken aufrichteten. Er sah zu den kalten Sternen hinauf und musterte die dunklen Äste der Kiefern. Dabei fiel ihm ein, dass der Turm des Feuerwächters weit weg lag. Auf den schwarzen Hügeln der Bighorns funkelte kein einziges Licht aus einer Hütte, und nirgendwo waren Autoscheinwerfer zu sehen. Warum hatte er also das Gefühl, jemand oder etwas sei in der Nähe und beobachte ihn?
    Auf der Rückfahrt nach Saddlestring behielt Joe das Display seines Handys im Auge, bis es endlich Empfang anzeigte. Wie er vermutet hatte, war Marybeth noch wach und wartete auf eine Nachricht von ihm. Er gab ihr eine kurze Zusammenfassung dessen, was sie vorgefunden hatten.
    Sie fragte, ob das Opfer aus der Gegend sei.
    » Keine Ahnung«, sagte Joe. » Im Moment wissen wir nicht einmal, ob wir einen Toten haben oder zwei. Oder mehr.«
    Sie schwieg lange.
    » Ein Rind ist in die Luft gegangen?«, fragte sie schließlich ungläubig.
    » Danach sieht es jedenfalls aus.«
    » Müssen wir jetzt also Angst vor explodierenden Rindern haben?«
    » Ja«, erwiderte Joe mit ein wenig neckender Stimme. » Als ob wir mit drei kleinen Mädchen nicht genug Sorgen hätten, müssen wir sie jetzt noch von Rindern fernhalten. Und die sind überall. Auf allen Wiesen und Weiden. Als wären wir von zehntausend Zeitbomben umgeben, die nur darauf warten, in die Luft zu gehen.«
    Sie sagte ihm, das sei nicht komisch.
    » Es war ein schlimmer Abend«, erwiderte er. » Barnum hat mich gebeten, morgen dem Rancher Bescheid zu geben, dem die Rinder gehören, was ich natürlich tun werde. Darüber hinaus brauche er meine Hilfe bei der Untersuchung wirklich nicht. Er war sogar sauer darüber, dass ich überhaupt am Tatort war! Und er hat die Spurensicherung in Cheyenne verständigt, die sich den Tatort noch heute Nacht vornehmen wird.«
    » Barnum möchte nur, dass alles reibungslos läuft, bis er in Rente geht«, sagte Marybeth. » Er möchte ohne alle Turbulenzen aus dem Amt scheiden. Und vor allem will er nicht, dass du ihm bis dahin die Schau stiehlst.«
    » Mag sein«, sagte Joe und wusste, dass sie vermutlich Recht hatte.
    » Welcher Rancher ist es denn?«, fragte Marybeth.
    » Jim Finotta. Alle Rinder trugen sein Brandzeichen.«
    Marybeth zögerte. » Finotta? Der Strafverteidiger?«, fragte sie argwöhnisch. Joe merkte, dass ihre Sensoren ausgefahren waren.
    » Ja.«
    » Über den hab ich wenig Gutes gehört«, sagte sie.
    » Schon möglich«, erwiderte Joe. » Aber du weißt ja, wie die Leute reden. Ich bin ihm nie begegnet.«
    Er konnte Marybeth fast denken hören. Dann wechselte sie unvermittelt das Thema. » Ich hab dir dein Essen warmgestellt«, sagte sie, als er auf ein schnurgerades Stück Autobahn kam und Saddlestring in der Ferne auftauchte. Bei Nacht sah die Stadt wie eine Handvoll Edelsteine aus, die in einem Flusstal verstreut lagen.
    » Was gab es denn?«, fragte er.
    Marybeth zögerte. » Hamburger.«
    Joe zwang sich ein bitteres Lächeln ab. » Rindfleisch bringe ich heute Abend nicht runter. Ich hole mir besser Hähnchen bei Burg-O-Pardner.«
    » Das verstehe ich. Und spritz bitte deine Klamotten im Vorgarten ab, ehe du ins Haus kommst.«

3
    Eine Stunde nachdem die Rücklichter der Ordnungshüter über die Hazelton Road Richtung Saddlestring verschwunden waren, traten auf der anderen Seite des Berges zwei Männer aus der Dunkelheit des Waldes. Wortlos näherten sie sich einem eleganten schwarzen Pick-up, der zwischen dichten Bäumen ein Stück neben dem geschotterten Waldweg parkte, auf dem sie gekommen waren. Mit abgedimmten Minitaschenlampen luden sie Ausrüstung und elektronisches Gerät – Fernrohre, Funkgeräte, einen Sender mit großer Reichweite und unbenutzte
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