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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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und Hoffnung entfernt waren. Felsgestein und Erdreich trennten sie tonnenweise von der Außenwelt. Als wäre sie lebendig begraben. Und so allein, so schrecklich allein...
    Nicht ganz allein. Plötzlich wurde die Vermutung, die sie seit Tagen begleitete, zur Gewissheit. Sie erwartete ein Kind. Noch ein Wesen teilte diese Zelle mit Krysta, ein Baby, so klein und jetzt schon so innig geliebt.
    Mit aller Macht erwachten ihre Mutterinstinkte und verjagten die Angst. Um sich zu beruhigen holte sie tief Luft. Nur ein paar Stunden.
    Stunden in der Finsternis, in eisigem Entsetzen würden ihre Widerstandskraft schwächen. Nein, das durfte nicht geschehen. Irgendwie musste sie sich und ihr Kind retten.
    Langsam und systematisch begann sie, die Wände der Zelle abzutasten, Zoll um Zoll, vom Boden bis zur Decke.
     
    Am frühen Abend kehrten Hawk und Dragon von der Jagd zurück und suchten die Sauna auf, ehe sie sich vor der Halle trennten. Dragon wollte das letzte Tageslicht nutzen, sein Schiff inspizieren und sich vergewissern, dass alle Vorbereitungen für die Abreise am nächsten Morgen getroffen waren. Und Hawk beschloss die Stunde bis zum Abendessen mit Krysta zu verbringen.
    Als er zur Treppe ging, traten ihm Edvard und Aelfgyth in den Weg. »Verzeiht mir, Mylord«, bat der Verwalter, »dürfte ich mit Euch sprechen?« Seine Verlobte stieß ihn mit dem Ellbogen an, und er verbesserte sich sofort: »Dürften wir mit Euch sprechen?«
    Da Hawk dem jungen Paar gewogen war, nickte er und wappnete sich mit Geduld, trotz seiner heißen Sehnsucht nach Krysta.
    »Ich habe Aelfgyth versichert, ihre Sorge sei unbegründet«, fuhr Edvard mit einem kurzen Blick auf die Frau an seiner Seite fort. »Trotzdem regt sie sich auf, und ich dachte, Ihr könntet sie vielleicht beruhigen, Mylord...«
    »Vor drei Stunden sah ich Lady Krysta zum letzten Mal«, fiel Aelfgyth ihm ins Wort. »Seit einer Stunde suche ich sie. Inzwischen ist das schöne Brautkleid fertig, das sie mir geschenkt hat, und das wollte ich ihr zeigen. Aber ich finde sie nirgendwo. In der Küche habe ich nachgesehen, in ihrem Zimmer, in der Weberei und den Ställen. Keine Spur von meiner Lady...«
    Darüber wunderte sich Hawk, aber auch er sah keinen Grund zur Sorge. Hawkforte war eine sehr große Festung, und Krysta versuchte immer noch, einige Teile genauer zu erforschen. Also konnte sie sich überall aufhalten. »Vielleicht ist sie in die Stadt gegangen oder sonst wohin. In einer Stunde beginnt das Abendessen. Da wird sie sicher auftauchen.«
    »Ja, gewiss - danke, Mylord.« Edvard ergriff Aelfgyths Arm und wollte sie davonführen.
    Entschlossen blieb sie stehen. »Glaubt mir, Mylord, so kurz vor der Mahlzeit würde Lady Krysta nicht Weggehen. Und heute, am letzten Abend vor Lord Dragons Abreise, müsste sie in der Küche die Vorbereitungen beaufsichtigen. Oder sie würde sich in ihrem Zimmer umziehen.« Flehend schaute sie von einem Mann zum anderen, zu dem angesehenen Verwalter, den sie bald heiraten würde, zu dem mächtigen Lord, dem sie beide treu ergeben waren. Ihre Kühnheit überraschte sie selbst. Doch sie dachte an die vielen Vergünstigungen, die Lady Krysta ihr gewährt hatte, und so fügte sie tapfer hinzu: »Irgendetwas stimmt da nicht.«
    Edvard zögerte, und Hawk betrachtete die junge Frau mit schmalen Augen. Bisher hatte er sie kaum beachtet. Aber er kannte ihr warmherziges Wesen. Und sie war nicht dumm. »Also gut. Wo genau hast du deine Herrin gesucht?«
    In aller Eile wiederholte Aelfgyth, was sie bereits erklärt hatte, und Hawk nickte.
    »Vielleicht hast du sie einfach verpasst, während sie von einem Ort zum anderen ging.«
    »Möglich...«, gab Aelfgyth zu. »Aber ich bat die Leute in der Küche, mir sofort Bescheid zu geben, wenn sie dort eintreffen würde. Bisher kam niemand zu mir. Obwohl sie um diese Tageszeit immer in der Küche zu finden ist...«
    Das konnte Hawk nicht leugnen. Nun begann er sich ernsthaft zu fragen, wo Krysta steckte. Aber er empfand noch immer keine Angst. Hawkforte war bestens geschützt. Hin und wieder mochte ein dänischer Spion in die Festung eindringen, doch der würde sich höchstens ein bisschen umsehen, unfähig, größeren Schaden anzurichten.
    Und wenn Krysta einen Unfall erlitten hatte? Bei diesem Gedanken verflog seine unbeschwerte Stimmung. Warum wurde seine Frau nicht gefunden? Wahrscheinlich aus ganz harmlosen Gründen. Gleich würde sie vor ihm stehen, unversehrt und frohen Mutes, und staunen, weil sie
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