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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows
Autoren: Sarah Harvey
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mich rufen. Ich höre sie nicht, ich laufe weiter, verlasse das Haus durch das imposante Portal und stolpere die Außentreppe hinunter.
    Es hat angefangen zu regnen. Der Himmel über mir ist fast schwarz, in der Ferne grummelt Donner. Vom Meer her zieht ein Gewitter auf.
    Keine Spur von Cas.
    Ich lehne mich gegen das steinerne Treppengeländer und verschnaufe. Als meine Atmung sich beruhigt, höre ich ganz in der Nähe ein unglückliches Schluchzen.
    Auf der anderen Seite des Steingeländers, völlig in ihren eigenen Kummer versunken, lehnt Cas. Ich beuge mich über die Brüstung.
    »Cas?«
    Erschrocken sieht sie auf und läuft dann sofort wieder los, erst ein Stück die Einfahrt entlang, dann über den Rasen.
    »Cas!«, rufe ich. »Bleib stehen, bitte!«
    Ich renne ihr hinterher, hole sie ein und lege ihr eine Hand auf die Schulter. Wütend dreht sie sich zu mir um und funkelt mich aus dunklen, traurigen Augen an.
    »Ich hab dich gesehen. Dich und … ihn .«
    »Natürlich hast du das, und –«
    »Jetzt erzähl mir bloß nicht wieder, dass zwischen euch nichts läuft! Das ist so offensichtlich, dass ihr was miteinander habt, dass es der ganze Saal sehen konnte! Alle wissen es!« Sie redet sich in Rage. »Wie konntest du nur? Du hast gesagt, dass du Dad liebst! Wenn du ihn wirklich lieben würdest, könntest du nicht … würdest du nicht … Du hast ihn nie geliebt! Und mich sowieso nicht. Du hast mir versprochen, dass ich es als Erste erfahren würde, wenn … wenn du mit ihm … Du hast es mir versprochen! Ich weiß, dass du gestern Nachmittag bei ihm warst. Ich weiß es, aber du hast kein Wort gesagt! Du hast mich angelogen. Ich bin dir doch total egal! Ich geh dir doch vollkommen am Arsch vorbei!«
    »Wie kannst du so etwas sagen, Cas? Glaubst du das wirklich?«
    Sie befreit sich aus meinem Griff und rennt wieder weg.
    »Cassie! Warte!«
    Doch sie läuft weiter über den aufgeweichten Rasen, in dem sie mit ihren Absätzen versinkt, blind vom Regen. Äußerst beunruhigt renne ich hinter ihr her, immer weiter über das hauseigene Gelände, bis der englische Rasen in wildes Gras und Gebüsch übergeht, bevor das Land schroff zum tosenden Meer abfällt.
    Ich schreie ihr zu, sie solle stehenbleiben, und zu meiner Erleichterung tut sie das auch, kurz bevor sie die Klippenkante erreicht. Sie dreht sich zu mir um. Ihr Gesicht ist nass vom Regen und ihren Tränen.
    »Cassie, bitte!« Ich strecke die Arme nach ihr aus. »Bitte, Cassie, gib uns nicht auf! Wir brauchen uns doch – ich brauche dich.« Ich atme tief durch. »Ich liebe dich. Du hast zwar alles Menschenmögliche getan, um mich davon abzubringen, aber ich liebe dich.«
    Ihre Augen blicken mich traurig an, während ihr Atem immer noch schluchzend stoßweise geht. Dann streckt auch sie unendlich langsam die Arme nach mir aus.
    »Nat, es tut mir so leid.« Sie macht einen Schritt nach vorn. Unsere Finger berühren sich, flechten sich ineinander. Sie ist nur einen Herzschlag von mir entfernt. Doch plötzlich reißt es sie nach hinten weg. Der Boden unter ihren Füßen gibt nach, und sie fällt.
    »Cas!«
    Mein Schrei verschwindet mit ihr in der Tiefe, und Sekundenbruchteile später reißt es mich selbst nach unten. Sämtliche Luft wird aus meinen Lungen gepresst, als ich flach auf dem Boden aufschlage. Erleichtert stelle ich fest, dass unsere Hände sich immer noch umklammern. Ich packe fester zu, robbe ein paar Zentimeter nach vorn und äuge hinunter in die Dunkelheit. Dort hängt Cassie an meinem Arm und sieht totenbleich vor Angst zu mir auf. Augen und Mund sind weit aufgerissen, sie ist in Panik.
    »Bleib ganz ruhig«, würge ich heiser hervor.
    Unsere Blicke begegnen sich. Cassie hat außer einer zwei Zentimeter breiten Felskante nichts, worauf sie sich abstützen kann. Sie findet nur an meinem Arm Halt. Unter ihr höre ich das sturmgepeitschte Meer tosen, sehen kann ich bei der Dunkelheit allerdings nur das schreckensbleiche Gesicht weniger als einen Meter unter mir.
    Fieberhaft sehe ich mich nach etwas um, das uns helfen könnte, und entdecke einen gedrungenen Baum direkt an der Klippenkante. Ich robbe seitwärts, bis ich einen Fuß in eine Astgabel keilen kann, und schiebe meinen Oberkörper dann noch etwas weiter über die Kante.
    »Keine Angst, Cassie. Ich möchte, dass du jetzt hier hochkletterst.«
    »Das kann ich nicht«, schluchzt sie.
    »Doch, du kannst das. Du musst.«
    »Aber wie?«
    »Du musst dich an meinem Arm hochziehen, bis du meinen
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