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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft
Autoren: F. Paul Wilson
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Haltetau und legte von dem brennenden Schiff ab.
    Geschafft!
    Ein wunderbares Gefühl – er und Vicky waren am Leben und weg von dem Frachter. Und beinahe hätte er die Hoffnung aufgegeben. Aber noch waren sie nicht in Sicherheit. Sie mussten weit weg sein, am besten an Land, wenn die Bomben explodierten.
    Die Paddel befanden sich noch in ihren Halterungen. Jack ergriff sie und begann zu rudern. Er sah zu, wie der Frachter langsam kleiner wurde. Manhattan war hinter ihm und kam mit jedem Ruderschlag näher. Sie würden Abe und Gia noch eine Weile nicht sehen können. Vicky hockte im Heck des Schlauchboots. Ihr Blick pendelte zwischen dem Frachter und dem Land hin und her. Jack freute sich schon darauf, sie Gia wiederzubringen.
    Er ruderte schneller. Die Anstrengung schmerzte, aber erstaunlich wenig. Er müsste eigentlich vor Schmerzen vergehen: Da war die tiefe Wunde in seiner linken Schulter, die zahllosen Kratzwunden auf seinem ganzen Körper und das fehlende Stück Fleisch, das ihm das Rakoshi-Baby aus dem Bein gebissen hatte. Er fühlte sich geschwächt durch die An strengung und den Blutverlust, aber normalerweise hätte er mehr verloren – er müsste eigentlich bereits in einen Volumenmangelschock gefallen sein. Die Halskette schien tatsächlich heilende Kräfte zu haben.
    Aber konnte sie tatsächlich jemanden jung erhalten? Und würde man dann altern, sobald man sie ablegte? Vielleicht war das der Grund, warum Kolabati sich geweigert hatte, ihm die Halskette zu geben, als er sie in der Steuermannskajüte gebraucht hatte. War es möglich, dass Kolabati sich in diesem Moment in seiner Wohnung langsam in eine alte Hexe verwandelte? Er erinnerte sich daran, wie Ron Daniels, der Straßenräuber, geschworen hatte, er habe in der Nacht zuvor keine alte Dame ausgeraubt. Vielleicht erklärte das die Leidenschaft, die Kolabati für ihn empfand: Er hatte nicht die Halskette ihrer Großmutter zurückgebracht, sondern ihre eigene.
    Sie waren jetzt auf halbem Weg zum Ufer. Er nahm eine Hand vom Ruder und berührte die Halskette. Vielleicht sollte er sie behalten. Man wusste nie, wann man …
    Ein Platschen aus der Richtung des Frachters.
    »Was war das?«, fragte Jack. »Vicks, hast du etwas gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf im Dunkeln. »Vielleicht war es ein Fisch.«
    »Vielleicht.« Jack glaubte nicht, dass es in der Bucht von New York Fische gab, die groß genug waren, um so ein Platschen zu verursachen. Vielleicht war der Flammenwerfer von der Gangway gefallen. Das würde das Platschen erklären. Aber irgendwie wollte er das nicht so recht glauben.
    Er legte sich noch stärker in die Riemen.
     
    33
     
    Gia konnte die Hände nicht ruhig halten. Sie schienen sich von selbst zu bewegen, sich zu falten und wieder zu trennen, ihr über das Gesicht zu streichen, sie zu umarmen, in die Taschen zu fahren und wieder heraus. Wenn nicht bald etwas geschah, würde sie den Verstand verlieren. Jack war schon ewig lange weg. Wie lange sollte sie hier noch herumstehen und nichts tun, während Vicky verschwunden war?
    Durch ihr Auf- und Ablaufen hatten sie einen Pfad in den Sand vor der Kaimauer getreten; jetzt stand sie einfach nur da und schaute zu dem Frachter hinaus. Bisher war er nur ein Schatten im Dunkel gewesen, aber vor ein paar Minuten war er in Flammen aufgegangen – oder wenigstens ein Teil davon. Eine Flammenspur führte im Zickzack an der Bordwand entlang von der Reling bis fast zum Wasser hinunter. Laut Abe sah das so aus, als sei Jack mit seinem Flammenwerfer bei der Arbeit, aber auch er konnte nicht sagen, was das zu bedeuten hatte. Durch den Feldstecher sah es aus wie eine brennende Gangway und er konnte nur vermuten, dass Jack buchstäblich die Brücken hinter sich niederbrannte.
    Also wartete sie weiter, nervöser als je zuvor. Sie wartete darauf, dass Jack ihre Vicky zurückbrachte. Und plötzlich sah sie es – einen gelben Fleck im Wasser und das rhythmische Glitzern von Rudern, die durch das Wasser fuhren.
    »Jack!«, schrie sie. Sie wusste, dass ihre Stimme über diese Entfernung wahrscheinlich nicht tragen würde, aber sie konnte sich nicht länger beherrschen. »Hast du sie gefunden?«
    Und da war sie – die dünne, quietschige Stimme, die sie so sehr liebte:
    »Mommy! Mommy!«
    Freude und Erleichterung schlugen über ihr zusammen. Sie brach in Tränen aus und trat näher an die Kaimauer heran. Sie war bereit, ins Wasser zu springen, aber Abe hielt sie zurück.
    »Dadurch hältst du sie nur auf«,
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