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Wenn Frauen nicht mehr lieben

Wenn Frauen nicht mehr lieben

Titel: Wenn Frauen nicht mehr lieben
Autoren: Eva Julia Fischkurt
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hinaufschauen sollte, um sich an ihr ein Beispiel zu nehmen.
    Nicht nur ist die Frau mit viel besseren Eigenschaften ausgestattet, und sowieso viel »menschlicher« als der Mann, dem man seine animale Herkunft auf Schritt und Tritt anmerken soll, sie ist auch unfehlbar.
    Hand aufs Herz: Ist es Ihnen nicht auch schon so ergan-gen? Spricht man etwa z. B. von der Hexenverbrennung, von Kriegen, von Faschismus oder islamischem Fundamentalismus, stellt sich in Ihrem Kopf sicher auch sogleich die Vorstellung von einer Horde von Männern ein, die ihr Unwesen treiben. Frauen werden kaum auf Ihrem inneren Bildschirm auftauchen. Sie glauben nämlich auch, daß die Frau nur in seltenen Ausnahmefällen einem Menschen ein Härchen krümmen wird. Ganz so, als habe es die Frauen in der Geschichte nie gegeben. Als seien Frauen weiße, unbeschriebene Blätter geblieben, Unschuldslämmer oder treue Seelen, die sich lediglich liebevoll und selbstlos um verwundete Soldaten oder heimkehrende Männer und Söhne kümmerten. Als hätten Frauen nicht auch Hexenfrauen denunziert, den Judenver-folgern nicht zur Seite gestanden, den terroristischen Fundamentalismus nicht durch die Verehrung ihrer Heldensöhne unterstützt. Die Frau als Täterin kann man und will man nicht sehen, weder von Frauen- noch von Männerseite. Die Menschen träumen den Traum von der guten Seele der Frau weiter, weil sie es so brauchen. Und beide Geschlechter stützen unwissentlich dieses Bild der Unschuld und der Nichtverantwortung der Frau im öffentlichen und im privaten Bereich.

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    Ein Beispiel: Schlagen zwei 16jährige Mädchen im Zürcher Seefeld (Landbote vom 20. 6. 1997) eine alte Frau wegen Geld zusammen, so nimmt die Öffentlichkeit davon kaum Notiz. Niemand empört sich, niemand schreit auf. In keiner Club-Talkshow wird so etwas diskutiert. Weil es Mädchen sind, drückt man von vornherein ein Auge zu.
    Werden aber Mädchen von Jungen bedrängt und mißhandelt, ist man auch am Fernsehen sogleich mit entsprechen-dem Diskussionsangebot beim sogenannten »Gewaltthema Mann« mit von der Partie. Die Gewalt von Männern wird großgeschrieben, die Gewalt von Frauen, die oft auch psychische Gewalt einschließt, wird totgeschwiegen, sprich tabuisiert.
    Auf der anderen Seite erfreut sich die weibliche Opfertheorie munteren Zuspruchs, die Frau als armes Opfer von Unterdrückung wirtschaftlicher und emotionaler Art, als chronisch sexuell belästigtes Wesen und als von Mann und Kindern ausgebeutetes armes Geschöpf, das selbst immerzu zu kurz kommt, weil es scheinbar immerfort für andere da ist. Diese Theorie berechtigt die Frau zu Vorwurfs- und Forderungshaltungen, die nicht selten in extremer Ansprüchlichkeit enden.
    Wenn sich Frauen als machtlose Geschöpfe präsentieren, so kokettieren sie unbewußt mit etwas, von dem unterdessen jeder Schuljunge Kenntnis genommen haben dürfte: daß Frauen sehr wohl Macht haben und daß sie ihre ureigenen weiblichen Strategien direkter und indirekter Machtausübung Tag für Tag anwenden. Es fällt ihnen jedoch unsäglich schwer, zu dieser Macht zu stehen. Denn wer von sich zugibt, er habe Macht, der muß auch zu der Verantwortung stehen, die er damit besitzt. Gerade aber mit der weiblichen Verantwortung ist es so eine Sache.
    Lieber soll der Mann weiterhin für alles Mögliche verantwortlich sein. Diese Bequemlichkeit des macht-, 9

    sprich verantwortungslosen Wesens Frau hat sich mittlerweile gut etabliert und auch in Diskussionen über die Geschlechterthematik zusammen mit der Opfertheorie für die Frau gut bewährt. Nur mit der Realität des weiblichen Alltags hat dies alles nicht mehr viel zu tun.
    Wohl aber mit dem taktischen Kaschieren wahrer und unangenehmer Sachverhalte. Und auch mit der
    Bestätigungssucht und Kränkbarkeit der Frau, die ihre Wurzeln in der frühen Mädchen-Mutter-Beziehung hat, worüber später noch die Rede sein wird.
    Unter Frauen ist fast immerfort von Scham- und Schuldgefühlen die Rede. Denn es gehört zu den Tugenden der sich aufopfernden Seele, sich zu schämen und sich schuldig zu fühlen, auch immerzu überlastet zu sein.
    Letzteres mag wahrlich stimmen, und die Schuldgefühle sind auch nicht nur neurotisch, sondern sogar berechtigt, wenn man das Schicksal heutiger Kinder und ihrer mütterlichen Verwahrlosung ansieht. Da die Frau heute ein Recht auf so viel Bonus hat, zudem ihre jahrtausendal-te vernachlässigte Selbstverwirklichung in Blitzeseile nachholen muß, hat sie unter diesen
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