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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum
Autoren: Virginia Kantra
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wurden eingehende Anrufe für die Polizei auf Calebs Handy umgeleitet. Es gefiel ihr wohl nicht, dass sie nicht im Bilde war.
    Oder vielleicht, dachte Caleb, mochte sie Whittaker einfach nicht.
    »Danke. Sagen Sie ihm, dass er reinkommen kann.«
    »Sie werden ihn hinauslassen müssen«, erwiderte sie. »Ich gehe um vier.«
    »Klar. Sie können doch
Oprah
nicht verpassen«, witzelte Caleb.
    Edith rümpfte die Nase. »Ich muss um halb fünf zum Kickboxen ins Gemeindehaus.« Sie wandte den Kopf und sagte über die Schulter: »Sie können jetzt hinein. Er hat nichts zu tun.«
    Nichts, das nicht warten konnte. Caleb warf den Katalog für Hightech-Spezialeinsatzzubehör auf den Schreibtisch und blickte auf.
    Weiß, männlich, einen Meter achtzig groß, drahtige Statur. Bruce Whittaker trug sein braunes Haar kurz und die Hemdärmel hochgekrempelt. Caleb schätzte sein Alter auf Mitte vierzig und sein Einkommen beträchtlich höher.
    »Mr. Whittaker, was kann ich für Sie tun?«
    »Sie können etwas gegen diese Störenfriede an meinem Strand tun.«
    Die Landspitze war öffentlicher Grund und Boden, aber die Frage war keinen Streit wert.
    Caleb hob die Augenbrauen. »Sie sind wieder da?«
    »Sie sind heute früh zurückgekommen, um ihre Autos zu holen.«
    »Was ist denn das Problem?«
    »Sie hätten sie verhaften sollen.«
    Caleb streckte die Hände auf der Schreibtischunterlage aus. »Ich habe ihre Personalien aufgenommen. Und Stowe wird vor Gericht erscheinen müssen.«
    »Ich will, dass er ins Gefängnis kommt«, sagte Whittaker.
    Caleb wies mit dem Kopf auf die Tür aus Glas und Stahl, die das Büro des Polizeichefs von den beiden kleinen Hafträumen trennte. »Wir haben weder den Platz noch das Personal, um hier Sheriff zu spielen. Wenn ich jemanden einsperre, verbringe ich mit ihm die Nacht im Gefängnis. Es macht mir nichts aus, auf einer Pritsche zu schlafen, wenn jemand wirklich ein Verbrechen begangen hat. Aber ich verzichte nicht auf mein Bett, nur weil irgendein Halbstarker Bier für seine Kumpel gekauft hat.«
    »Sie haben das Gesetz übertreten«, beharrte Whittaker. »Meine Strandrechte reichen bis zur Niedrigwasserlinie.«
    Korinthenkacker,
dachte Caleb.
    »Innerhalb Ihres Grund und Bodens, ja«, gab er zurück. »Diese Jugendlichen haben sich aber auf öffentlichem Land befunden.«
    »Trotzdem haben sie das Gesetz verletzt.«
    »Ja, das haben sie«, pflichtete Caleb ihm bei. »Aber ich schätze, sie werden es nie wieder tun, jetzt, da sie wissen, dass Sie sie im Visier haben. Ich kann ja die nächsten paar Nächte nachsehen, ob sie wieder dort aufkreuzen.«
    Oder ob sie wieder auftaucht. Die Frau. Margred.
    Caleb schüttelte den Kopf. Er hatte bereits versucht, sie ausfindig zu machen. Edith hatte noch nie von ihr gehört. Bei Island Realty gab es keine Einträge zu einer dunkelhaarigen jungen Frau namens Margaret, Nachname unbekannt, niemand erinnerte sich an sie. Als Chef der örtlichen Polizei hatte er Besseres zu tun, als einer Traumfrau vom Strand nachzujagen. Aber die fehlenden Informationen über sie erregten seine professionelle Neugier.
    Unter anderem.
    »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie jemanden sehen«, meinte Whittaker. »Wenn Sie sie wieder dabei erwischen, dass sie Feuer machen, knöpfe ich sie mir vor.«
    »Sie werden erlauben, dass ich sie mir vorknöpfe«, widersprach Caleb. »Ich werde Touristen oder Halbstarke nicht zum Freiwild erklären.«
    »Ein Feuer, das außer Kontrolle gerät, könnte das ganze Ökosystem der Insel vernichten.«
    Als Sohn eines Hummerfischers wusste Caleb, wie anfällig die Inselumwelt war … und wie fragil ihr Gleichgewicht. Das Überleben der Inselbewohner – der echten Inselbewohner – hing sowohl vom Meer als auch vom Tourismus ab. Etwas, das ein Zugezogener wie Whittaker nie begreifen würde.
    Er begleitete ihn nach draußen und begann seinen Abendrundgang durch die Stadt.
    Die abfallende Silhouette von verwitterten grauen Läden und Wohnhäusern trennte das harte, helle Blau des Himmels von dem tieferen, wilderen Blau der See. Ein halbes Dutzend Highschool-Kids – die Jungs in Stiefeln und Flanellhemden, die Mädchen in Flipflops und bauchfreien Jeans – verließ die Fähre und zerstreute sich an Land. Möwen kreisten über den Booten im Hafen und schrien ihnen hinterher. Alles wirkte klar, heiter und sehr weit entfernt, als würde man verkehrt herum durch ein Fernglas blicken.
    Oder ein Zielfernrohr.
    Caleb holte tief Luft und schlenderte
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