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Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )

Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )

Titel: Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
Autoren: Viveca Sten
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Schulter.
    »Ist was passiert? Wer sind die Leute?«
    Er drehte sich um, und sie las in seinem Gesicht, dass er schlechte Nachrichten hatte.
    »Das sind zwei Polizisten. Sie sind wegen Gun hier. Gun ist ertrunken.«
    Maria schlug sich die Hand vors Gesicht.
    »Ertrunken?«, wiederholte sie mit schwacher Stimme.
    Er nickte und schluckte, ehe er fortfuhr:
    »Auf Sandhamn. Sie haben ihre Leiche im Hafenbecken gefunden. Sie ist am Freitag nicht nach Hause gekommen, und Samstagmorgen hat ihre Familie sie als vermisst gemeldet. Sie haben mich gleich angerufen, als sie anfingen, nach Gun zu suchen.«
    »Wie furchtbar.«
    Maria sah wieder vor sich, wie Gun das Lokal verließ. Danach hatte sie sie nicht mehr gesehen. Sie war einfach davon ausgegangen, dass Gun mit ihnen zurückgefahren war, genau wie alle anderen. Übersättigt und müde hatte sie nicht darüber nachgedacht, wo ihre Kollegin sein mochte.
    »Die Polizei glaubt, dass sie auf dem Kai spazieren gegangen, dabei ausgerutscht und ins Wasser gefallen ist. Das ist eiskalt, man erfriert binnen weniger Minuten.«
    Maria merkte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten.
    Die arme, arme Gun. Die arme Familie.
    Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Fast die gesamte Firma war zur Beerdigung gekommen. In wenigen Tagen war Silvester, und die Adventsleuchter, die noch in den Kirchenfenstern standen, erinnerten daran, dass der Dezember eine Zeit der frohen Feste sein sollte, und nicht eine Zeit, um Abschied für immer zu nehmen.
    Als die Orgel die ersten Töne des Chorals »Härlig är jorden« anstimmte, brach Maria in Tränen aus.
    Gun war eine beliebte Kollegin gewesen, eine treue Seele, die fast jeden in der Firma kannte. Wie traurig und ungerecht, dass das, was ein fröhlicher Weihnachtsausflug der Belegschaft hätte sein sollen, mit einem so tragischen Unglück endete.
    Zum hundertsten Mal machte sie sich Vorwürfe,dass sie nicht mitgegangen war, als Gun das Lokal verließ. Aber sie hatte doch nicht ahnen können, dass es so schlimm kommen würde. Wie hätte sie das ahnen können?
    Lasse Konrad spürte ebenfalls, wie seine Augen feucht wurden.
    Er hatte Gun gemocht, sie war vom ersten Tag an freundlich zu ihm gewesen, und er erinnerte sich noch, wie ausgelassen sie auf Sandhamn gewesen war. Sie hatten richtig viel Spaß zusammen gehabt, hatten Witze gemacht und gelacht. Obwohl sie schon sechzig war, hatte sie Humor besessen, das hatte sie wirklich, die gute Gun.
    Deshalb war es auch so ein Schock gewesen, als er zufällig hörte, wie sie zu Maria sagte, dass sie sich Sorgen wegen ein paar merkwürdiger Rechnungen mache.
    Er wusste genau, welche Rechnungen sie meinte. Das waren die fingierten Rechnungen, die sein heimlicher Kompagnon der Firma gestellt hatte. Lasses Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass diese Scheinrechnungen gegengezeichnet wurden, möglichst von jemand anderem als ihm selbst, um keinen Verdacht zu erregen.
    Das System hatte viele Jahre lang funktioniert und ihm einen Lebensstil ermöglicht, den er sich mit seinem Gehalt nie hätte leisten können, obwohl er relativ gut verdiente. Er hatte viele verschiedene Führungspositionen innegehabt und jedes Mal ein System eingeführt, um Scheinrechnungen ins Unternehmen einzuschleusen, die bei der Menge der sonstigen Rechnungen nicht auffielen.

    Bisher war er nie entdeckt worden. Aber Gun hatte sich nicht täuschen lassen. Er hatte ihre Spürnase unterschätzt, das musste er zugeben.
    Er wischte sich eine wütende Träne ab, die ihm über die Wange rollte. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Maria, die einige Bankreihen entfernt saß, ihn mitfühlend ansah. Sie weinte auch und knüllte ein Taschentuch in den Händen.
    Guns Tod war notwendig gewesen, aber traurig war es schon, dass sie hatte sterben müssen.
    Er war ihr leise hinaus in die Dunkelheit gefolgt, als sie das Värdshuset verließ. Sie war hinunter zur Tullbryggan gegangen, und er war unmittelbar hinter ihr gewesen. Als sie auf den Kai hinaustrat, waren nur ein paar schnelle Schritte und ein kräftiger Stoß nötig. Die Dunkelheit hatte ihn perfekt verborgen, und in der näheren Umgebung war kein Mensch zu sehen gewesen.
    Er hatte befürchtet, jemand könnte sie schreien hören, aber die Wellen waren über ihr zusammengeschlagen, ohne dass sie einen Laut von sich gab. Innerhalb weniger Sekunden war sie untergegangen. Wahrscheinlich war sie zu betrunken gewesen, um zu begreifen, was mit ihr passierte. Jedenfalls hatte sie sich nicht
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