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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich
Autoren: Manning Sarra
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betrachte ich dich als meine Freundin. Wir kennen uns zwar noch nicht so gut, aber das lässt sich ja ändern.«
    Amy nickte. » Das wäre schön.«
    » Finde ich auch.« Neve stellte zu ihrer Überraschung fest, dass sie es ernst meinte. Sie empfand Mitleid mit Amy, die die sonnige US -Westküste hinter sich gelassen hatte, um in eine englische Provinzstadt zu ziehen, in der sie niemanden kannte außer William. » Warwick ist nur zwei Zugstunden von London entfernt.«
    » Das ist sehr nett von dir«, sagte William, doch es klang nicht so, als wäre er sonderlich erbaut über die Aussicht, dass sie womöglich dicke Freundinnen werden würden.
    » Also, du hast doch bestimmt einen Freund«, beharrte Amy, und William seufzte. » Will hat immer davon geschwärmt, wie klug du bist, aber er hat nie erwähnt, dass du auch so toll aussiehst. Ich meine, ich habe Bilder von dir gesehen, aber du… du hast dich total verändert.«
    » Amy…« William seufzte erneut, was ihm ein Achselzucken und einen gekränkten Blick eintrug.
    » Ja, ich hab ziemlich abgenommen, seit William mich zuletzt gesehen hat«, sagte Neve, und es schwang kein Funken Stolz in ihrer Stimme mit. » Das sollte meine Überraschung sein.«
    » Ja, nun… Es steht dir«, sagte William verlegen, denn er wollte nicht akzeptieren, dass sich die Neve, die er gekannt hatte, in dieses fremde, toll aussehende Mädchen verwandelt hatte, das war Neve nun klar. Wenn er sie je geliebt hatte, und sei es nur ein ganz kleines bisschen, dann bloß wegen ihrer Klugheit und ihrer sklavischen Verehrung seiner Person. Die Tatsache, dass sie mehr zu bieten hatte, dass sie ein sexuelles Wesen war, musste für ihn genauso schockierend sein wie für Neve die Entdeckung, dass sie ihn nicht liebte, und dass er, selbst wenn sie es täte, ohnehin eine andere zu heiraten gedachte.
    Es war alles so unglaublich verzwickt und peinlich, dass sie sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen hätte. Stattdessen lächelte sie dümmlich, während Amy kicherte und William mit einem etwas überzogenen Grinsen jeweils eine ihrer Hände ergriff und sagte: » Tja, ist das nicht toll? Endlich lernen sich die zwei wichtigsten Frauen meines Lebens kennen.«
    Amy und Neve murmelten etwas Zustimmendes, und Neve fragte sich, wie lange sie dieses ganze Theater noch aushalten würde. Das war alles so…
    » Jetzt weiß ich noch immer nicht, ob du einen Freund hast, Neve«, sagte Amy, wohl eher, um die peinliche Gesprächspause zu füllen, denn aus wirklichem Interesse. Zum Glück hatte sich Neve eine Antwort zurechtgelegt, wenngleich sie bislang angenommen hatte, dass ihr William diese Frage stellen würde. Er sollte wissen, dass sie nicht mehr das unerfahrene, dic ke Mädchen von vor drei Jahren war, sondern eine Frau von Welt.
    Doch statt ganz lässig und unbekümmert zu antworten, wie sie es sich vorgenommen hatte, musste sie schlucken, weil sie plötzlich einen Kloß im Hals hatte. » Ja, ich hatte eine Zeitlang einen Freund, aber wir haben uns getrennt.«
    » Wie schade«, flötete Amy. » Hatte er Beziehungsangst?«
    Neve schüttelte den Kopf und versuchte, sich zusammenzureißen. Allmählich wurde ihr alles zu viel– die ganze Aufregung, die Enttäuschung, das Wissen, dass sie die Causa William ad acta legen musste, und vor allem die Sehnsucht nach Max.
    » Es war nur meine Schuld«, sagte sie mit zitternder Stimme. » Ich habe alles kaputt gemacht, und er hat furchtbare Dinge zu mir gesagt, und ich habe sie alle verdient.«
    Sie blieb noch eine Stunde, trank noch ein Glas Wein, während William immer wieder unauffällig auf die Uhr sah und Amy sich auf die Unterlippe biss und ihm gequälte Blicke zuwarf, während Neve von Max erzählte. Sie vermied es wohlweislich, den Begriff Pfannkuchenbeziehung in den Mund zu nehmen, aber es gab auch so genügend zu berichten– was sie alles falsch gemacht hatte und wie sehr sie Max vermisste.
    Irgendwann bemerkte sie, dass William sie mit jener warmherzigen, zärtlichen Miene betrachtete, die ihr so vertraut war, und auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Was sie für Zuneigung gehalten hatte, war Mitleid, sonst nichts. Und da fing sie an zu weinen.
    Irgendwann behauptete er dann, er hätte für sich und Amy einen Tisch in einem Restaurant in Fulham reserviert, was ganz offensichtlich eine Lüge war, denn er lief dabei rot an und zupfte an seinem Hemdkragen herum, und Amy sagte: » Ich dachte, wir verbringen den Abend bei dir zu Hause.« Tja, Neve
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