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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
Autoren: Wolfgang Seidel
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Balsamstauden. In der Jungsteinzeit war das Siedlungsgebiet eine wasserreiche, ausgedehnte Oase. Jericho blühte auch deshalb auf, weil es an einem wichtigen Verbindungsweg zwischen dem Niltal und dem Zweistromland lag. Hier entstand um 8000 v. Chr. der älteste Steinturm der Welt, um 7000 eine Stadtmauer, die ein 24000 Quadratmeter großes Areal umgab. Die ersten neolithischen Siedler hielten bereits domestizierte Tiere wie Ziegen, Schafe, Schweine und schnitten Gräser. Sie hatten Steinwerkzeuge und Steingefäße, aber noch keine Keramik.
    Was danach geschah : Nach einer biblischen Legende wurden die Stadtmauern sehr viel später allein durch Posaunenstöße zum Einsturz gebracht. Damals eroberten die Israeliten die von Jebusitern bewohnte Stadt. Das mag um 1500 v. Chr. gewesen sein. Waren die Mauern nach mehreren tausend Jahren baufällig geworden? Zwischen den archäologisch nachgewiesenen ersten und den biblischen Mauern von Jericho liegen 6000 Jahre Geschichte, rund doppelt so viel wie zwischen dem Ereignis und unserer Zeit.

KERAMIK UND MEGALITH
    Jungsteinzeitliche Kulturen in Europa werden aufgrund ihrer auffälligsten archäologischen Funde nach gemeinsamen Merkmalen geordnet und datiert. Das sind Keramiken, von Menschen herstellte Gefäße aus Ton, ein besonders haltbares Material. Alles andere, was diese Menschen bearbeiteten, Holz für Häuser und Boote oder Textilien als Bekleidung, war zu vergänglich. Steinbauten zum Wohnen hatten sie nicht errichtet. Auch die Metallverarbeitung (Kupfer) kam erst allmählich auf und veränderte die jungsteinzeitlichen Gesellschaftsstrukturen zunächst nicht (anders später die Bronze).
    Die Technik, Ton zu haltbaren Gefäßen zu brennen, und der Gedanke, sie vor allem für die Aufbewahrung von Nahrungsmitteln zu verwenden, stammt aus der Zeit um 6500 v. Chr. aus dem Vorderen Orient. Sie verbreitete sich sehr schnell, auch entlang der Donau, nördlich der Alpen. Zuerst waren die Keramiken sehr schlicht, doch das änderte sich ebenfalls rasch. Sie wurden immer formschöner und formenreicher. Ihre Formen und Verzierungen erlauben den Fachleuten heute ungefähre Datierungen und Aussagen über die Verbreitung einzelner jungsteinzeitlicher Menschengruppen.
    5500 v. Chr.
    BANDKERAMIKER     Mit in den noch weichen Ton eingedrückten Bändern verzierte Tongefäße sind das Charakteristikum der ältesten sesshaften jungsteinzeitlichen Keramik-Kultur in Europa. Die Anfänge der Bandkeramiker liegen vor 5000, vermutlich sogar schon um 5500 im Donaubecken des Balkans. Ihre Ausdehnung reicht donauaufwärts über den Main bis an die Oder und die böhmische Elbe und über den Rhein bis ins Pariser Becken, aber sie waren keine Küstenbewohner. Fachleute können aufgrund von Verzierungsmerkmalen eine Vielzahl kleinerer lokaler Untergruppen der Bandkeramiker identifizieren. Insgesamt gesehen war diese Kultur aber von bemerkenswerter Einheitlichkeit.
    Bedeutende Fundorte gibt es in Niederbayern, Rheinhessen und im Rheinland. Die Bandkeramiker lebten als Bauern und Viehhirten in befestigten Dörfern mit Langhäusern. Die in einem Haus zusammengefasste Großfamilie bildete eine möglichst autarke wirtschaftliche Einheit, die den urbar gemachten Boden erstmals als »Eigentum« betrachtete. Ausschlaggebend für Ansehen und »Reichtum« war, wie viele Arbeitskräfte eine Sippe mobilisieren konnte.
    Alle bandkeramischen Dörfer haben einen Friedhof, und alle Toten wurden mit angezogenen Beinen in der sogenannten Hockerstellung auf der linken Seite liegend bestattet. Persönliche Gegenstände, Schmuck, Waffen, Nahrung gab man ihnen für die Jenseitsreise mit. Die Bandkeramiker verschwanden dann ohne erkennbaren Grund völlig von der Bildfläche. Sie wirken wie ausgestorben.
    5000 v. Chr.
    GOSECK     Die Kreisgrabenanlage von Goseck in Sachsen-Anhalt wurde 1991 zufällig auf einem Plateau oberhalb der Saale aus der Luft entdeckt. Goseck wurde vermutlich schon von Bandkeramikern errichtet, die mithin über Kenntnisse der Gestirne verfügten, lange bevor die »babylonische« astronomische Überlieferung einsetzte, die für unsere Kultur durch die antike und biblische Tradition so prägend wurde. Zwei »Tore« sind auf den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang am Tag der Wintersonnenwende um 4800 v. Chr. ausgerichtet. Die Kreisgrabenanlage ist also 2000 Jahre älter als Stonehenge, allerdings gab es in Goseck keine Steinbauten, sondern nur Palisadenzäune aus Holz.
    ab 4800
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