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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster
Autoren: Jamie McGuire
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machen – was immer eine echte Herausforderung darstellte.
    Zu wissen, dass meine Familie schon sehnsüchtig auf mich wartete, war quälend, und dass dieser Tag Abbys und mein elfter Hochzeitstag war, machte es nicht besser. Ich wollte einfach nur meine Frau im Arm halten. Das war alles, was ich mir je gewünscht hatte. Ich liebte sie in diesem elften Jahr immer noch genauso wie im ersten.
    Jeder Hochzeitstag war ein Sieg, ein ausgestreckter Mittelfinger für alle, die gedacht hatten, das mit uns würde nicht von Dauer sein. Abby hatte mich gezähmt, die Ehe mich gelassener gemacht, und nachdem ich Vater geworden war, änderte das meine Sicht auf die Dinge noch mal komplett.
    Ich blickte auf mein Handgelenk und zog die Manschette ein Stückchen hoch. Abbys Spitzname war noch da, und es gab mir nach wie vor ein besseres Gefühl, ihn dort zu wissen.
    Die Maschine landete, und ich musste mich zurückhalten, nicht durchs Terminal zu sprinten. Als ich in meinem Wagen saß, war die Geduld aufgebraucht. Zum ersten Mal seit Jahren missachtete ich rote Ampeln und überholte wie wild. Das machte sogar richtig Spaß und erinnerte mich an meine Collegezeit.
    Dann bog ich endlich in unsere Einfahrt und schaltete die Scheinwerfer aus. Als ich mich dem Haus näherte, ging das Licht auf der Veranda an.
    Abby öffnete die Tür. Ihr karamellfarbenes Haar trug sie jetzt knapp schulterlang. Ihre großen grauen Augen sahen zwar ein bisschen müde aus, aber auch sehr erleichtert. Ich zog sie in meine Arme und passte auf, dass ich sie nicht zu fest drückte.
    »Oh mein Gott«, seufzte ich und vergrub mein Gesicht in ihrem Haar. »Ich hab dich so vermisst.«
    Abby lehnte sich zurück und berührte vorsichtig den Riss über meiner Augenbraue. »Bist du gestürzt?«
    »Es war ein harter Arbeitstag. Vielleicht bin ich gegen die Autotür geknallt, als es endlich zum Flughafen ging.«
    Abby zog mich an sich und grub ihre Finger in meinen Rücken. »Ich bin so froh, dass du zu Hause bist. Die Kinder liegen schon im Bett, aber sie weigern sich einzuschlafen, bis du sie noch mal zugedeckt hast.«
    Ich löste mich von ihr, nickte, beugte mich hinunter und legte meine Hände auf Abbys runden Bauch. »Und wie geht’s dir?«, fragte ich mein drittes Kind. Ich küsste Abbys hervorstehenden Bauchnabel und richtete mich wieder auf.
    Abby strich sich mit einer kreisenden Bewegung über den Bauch. »Er turnt noch.«
    »Schön.« Ich holte eine kleine Schachtel aus meinem Handgepäck und hielt sie ihr hin. »Heute vor elf Jahren waren wir in Vegas. Das ist immer noch der beste Tag meines Lebens.«
    Abby nahm die Schachtel und zog mich an der Hand in den Flur. Es roch nach einer Mischung aus Putzmittel, Kerzenwachs und Kindern. Es roch nach Zuhause.
    »Ich habe auch etwas für dich.«
    »Ach ja?«
    »Ja.« Sie grinste und ließ mich einen Moment lang allein im Flur stehen, während sie im Büro verschwand. Als sie wiederkam, drückte sie mir einen großen gelben Umschlag in die Hand. »Mach ihn auf.«
    »Du hast mir meine Post geholt? Beste Ehefrau der Welt«, scherzte ich.
    Abby grinste nur weiterhin.
    Ich öffnete den Umschlag und zog einen kleinen Stapel Papiere heraus. Daten, Zeiten, Transaktionen und Ausdrucke von E-Mails. An und von Benny, an Abbys Vater Mick. Er hatte jahrelang für Benny gearbeitet. Er hatte sich noch mehr Geld von ihm geliehen und anschließend für ihn arbeiten müssen, um nicht umgelegt zu werden, nachdem Abby sich geweigert hatte, es für ihn zu beschaffen.
    Jetzt gab es nur ein einziges Problem: Abby wusste, dass ich mit Thomas zusammenarbeitete … aber soweit mir bekannt war, dachte sie, er arbeite in der Werbung.
    »Was ist das?«, fragte ich und täuschte Verwirrung vor.
    Abby besaß immer noch dieses perfekte Pokerface. »Das ist die Verbindung zu Benny, die du brauchst, um Mick dranzukriegen. Und das hier«, sie zog ein Blatt aus dem Stapel, »ist der Sargnagel.«
    »Okay … aber was soll ich damit machen?«
    Auf Abbys Gesicht erschien ein zweifelndes Grinsen. »Was du immer mit solchen Sachen machst, Süßer. Ich dachte mir nur, wenn ich ein bisschen recherchiere, könntest du diesmal vielleicht etwas länger zu Hause bleiben.«
    Meine Gedanken rasten, während ich nach einem Ausweg suchte. Damit war meine Tarnung aufgeflogen. »Wie lange weißt du schon Bescheid?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Bist du sauer?«
    Abby zuckte mit den Schultern. »Erst mal war ich ein bisschen gekränkt. Du hast da schon einige
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