Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
mehr heraus. Seine Eltern erhoben sich und kamen zum Feuer.
    Tauchvogel hatte seinen breiten Mund so fest geschlossen, dass die Lippen nur noch eine dünne Linie bildeten. Sein rundes Gesicht war leicht mit Schweiß überzogen. Muschelweiß strahlte hingegen ein Selbstvertrauen und eine Gelassenheit aus, wie Eulenfalter sie seit über einem Mond nicht mehr bei ihr gesehen hatte.
    Hinter Rotalge blieben sie stehen und schauten auf Teichläufer hinab. Eulenfalter sagte: »Es geht ihm ganz gut. Bis jetzt.«
    Seine Mutter nickte und kniete sich nieder. Zärtlich wischte sie das weiße Haar von Teichläufers bleicher Stirn. »Teichläufer?« sagte sie sanft. »Ich möchte, dass du mir zuhörst. Ich muss heute Nacht weggehen, aber morgen bin ich zurück. Bleib am Leben für mich.« Sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Wange. »Bleib am Leben für mich, mein Ehemann.« Die unterdrückte Gefühlsaufwallung machte ihre Stimme heiser. »Ich bin stolz auf dich. Du warst sehr tapfer heute.«
    Eulenfalter blickte zu seinem Vater. »Was meint sie? Wohin will sie gehen?«
    Tauchvogel verzog den Mund. »Zum Dorf des Stehenden Horns.«
    »Was?« stieß Eulenfalter hervor. »Hat sie den Verstand verloren? Da sind zehnmal zehn Krieger, die töten sie sofort!«
    Kaum hörbar mischte sich Teichläufer ein. »Lass sie gehen!«
    Seine Augen waren immer noch geschlossen, aber die Lider bewegten sich. Seine Lippen öffneten sich etwas, und er holte tief Atem.
    »Teichläufer?« flüsterte Rotalge und umklammerte seine Hand. »Wie geht es dir?«
    Ein schwaches Lächeln erhellte sein Gesicht. »Ich flog, Rotalge, ich schoss hoch in die Luft, und ich blitzte!«
    Sie blickte sich um, um zu sehen, ob jemand ihn verstand. Aber sie sah nur verblüfft starrende Augen und fragte ihn leise: »Wohin bist du geflogen, Teichläufer?«
    »Zum … Dorf der Verwundeten Seelen.«
    »Zum Dorf der Verwundeten Seelen? Du meinst, du bist gestorben?«
    Teichläufer fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Nein. Da … da kam ich wieder zum Leben zurück. Ich habe meine Seelen wieder. Sie haben auf mich gewartet, haben auf einem Baumstamm neben dem Pfad gesessen.«
    Eulenfalter kratzte sich am Nacken und hob eine Augenbraue.
    Auf Rotalges Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Teichläufer hatte seine Seelen verloren, sie waren ihm im Heiligen Teich herausgewaschen worden.«
    Muschelweiß legte ihm die Handfläche auf die Wange. Liebevoll sagte sie: »Mein Herz ist so froh, dich zu sehen, Teichläufer.«
    Er lächelte sie an. »Und meines ist froh, dich zu sehen.«
    »Du hast uns heute allen das Leben gerettet.«
    »Ich liebe dich, mein Weib.«
    Muschelweiß beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Mund. »Ich liebe dich auch.«
    Teichläufer hob die Lider. Innige Liebe leuchtete aus den Tiefen seiner rosafarbenen Augen. Mit zittrigen Fingern griff er nach ihr, und Muschelweiß packte seine Hand mit festem Griff.
    »Das … Volk im Dorf des Stehenden Horns …«, flüsterte Teichläufer, »wird ihn nicht anfassen …« Er rang nach Worten, das Sprechen schien ihn anzustrengen.
    Muschelweiß sagte: »Weil die Leute jetzt nicht mehr glauben, dass er ein echter Träumer war. Ja, Teichläufer, ich weiß. Und deswegen muss ich gehen.«
    Teichläufer nickte schwach. »Ich bin sehr froh. Die letzten zweimal zehn und sechs Sommer war er einsam. Du hast Recht, wenn du ihn davon erlösen willst, mein Weib.«
    Teichläufers Griff lockerte sich. Sein Kopf rollte auf die Seite. Er schlief ein. Muschelweiß steckte seine Hand behutsam unter die Decke und stand auf.
    »Morgen Abend bin ich zurück«, sagte sie zu Tauchvogel.
    Tauchvogel sah Eulenfalter an. »Wir sind dann zurück.«
    »Du kommst nicht mit!« erklärte Muschelweiß.
    »Du gehst nicht allein!«
    »Sei nicht so töricht. Du bist noch schwach, und die Kinder brauchen dich hier. Ich komme schon zurecht.«
    Tauchvogel legte den Arm um ihre Schultern. »Das sind keine Kinder mehr, Muschelweiß. Das sind jetzt Krieger. Die brauchen keinen von uns. Die brauchen niemanden mehr.«
    Tauchvogel stand am Ufer eines kleinen Teichs hinter dem Dorf des Stehenden Horns. Die Bäume ringsum sahen recht kümmerlich aus, von Blättern entblößt, mit gebrochenen Ästen und freiliegendem weißen Holz mit vielen Narben. Fetzen hängenden Mooses schwankten in der launenhaften Brise.
    Laub, Zweige und Bruchholz bedeckten den Boden, und Fächerpalmwedel hingen in den Lianen, wo sie sich verfangen hatten.
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher