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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes
Autoren: Gear & Gear
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die Menge. Sie fixierte jeden einzelnen Mann und starrte ihn durchdringend an. Manche warfen sich herausfordernd in die Brust, doch die meisten senkten aus Ehrfurcht vor dem Alter den Blick.
    Sie fuchtelte mit der Hand, als wollte sie alle wegscheuchen.
    »Was streitet ihr hier herum? Habt ihr vergessen, daß ein Mitglied unseres Clans gestorben ist?«
    Windfrau verlieh ihren Worten Nachdruck und trug sie weit über die Versammelten hinweg.
    »Ihr solltet lieber darüber nachdenken, wie wir weiteres Sterben verhindern können!«
    »Ja«, fauchte Krähenrufer und bedachte sie von der Seite mit einem schiefen Blick. »Wir müssen hier weg. Der Tod schleicht sich schon an jeden von uns heran.«
    »Du brauchst mir gar nicht recht zu geben, du alter Schwindler«, beschimpfte ihn Gebrochener Zweig.
    Krähenrufer blickte sie empört an. »Ich besitze die größten magischen Kräfte von euch allen!«
    verteidigte er sich und schüttelte die Faust vor ihrem Gesicht.
    »Wenn du es sagst, muß es ja stimmen.«
    Erschrocken zuckte Tanzende Füchsin zusammen, denn ihr Mann brüllte auf wie ein verwundeter Karibubulle. »Fordere mich nicht heraus, alte Hexe! Ich verfluche deine Seele, damit sie nie zum Volk der Sterne aufsteigt. Ich sehe dich vor mir, begraben, eingeschlossen in ewiger Dunkelheit, wo du verfaulen wirst.«
    Die Leute traten weiter zurück, und Gebrochener Zweig stand dem Wütenden allein gegenüber.
    »Morgen gehen wir fort!« Bei diesen Worten nickte Krähenrufer selbstzufrieden.
    »Fort?« fragte Singender Wolf und strich seiner Frau über den Kopf. »Ich war auf der Jagd und habe kein einziges Wild gesehen. Wenn wir schon beim untätigen Herumsitzen verhungern, werden wir dann nicht noch schneller verhungern, wenn wir laufen? Wir haben so entsetzlichen Hunger gelitten, daß wir sogar unsere Hunde gegessen haben, deshalb müssen wir sämtliche Lasten auf unseren Rücken schleppen.«
    »Wenn wir fortgehen«, setzte Der der schreit nachdenklich hinzu, »dann werden viele sterben. Glaubst du, die Alten können mithalten? Und wohin sollen wir überhaupt gehen?« Er unterstrich seine Mutlosigkeit mit entsprechenden Gebärden. »Wo sind die Mammuts? Wo sind die Karibus?«
    »Vielleicht war uns dieser Ort vorherbestimmt«, rief Singender Wolf laut, um das Schluchzen seiner Frau zu übertönen. »Du bist unser Träumer. Schlag was vor. Ich bin es leid, meine Kinder nacheinander sterben zu sehen. Zurückgehen, wo wir hergekommen sind? Aber dort leben inzwischen die Anderen. Sie töten uns. Vielleicht sollten wir uns weiter nach Süden wenden.«
    »Wrir können nicht weiter nach Süden«, krächzte Krähenrufer, dessen runzliges Gesicht vom Hunger gezeichnet war. Mit dem gesunden Auge sah er alle der Reihe nach durchdringend an. Gebrochener Zweigs wild schielende Augen hatten ihn sichtlich verwirrt. »Mein Großvater ging vor langer Zeit dorthin.« Der Wind blies ihm die pelzbesetzte Kapuze seines Mantels vom Kopf und enthüllte das von weißen Strähnen durchzogene Haar. »Eine Wand aus Eis hielt ihn auf, die so hoch aufragt, daß kein Mann imstande ist, sie zu bezwingen. Sie ist höher, als eine Möwe fliegen kann. Nur Adler können so hoch fliegen.«
    »Woher weißt du, daß kein Mann diese Wand überwinden kann?« Gebrochener Zweig wischte sich mit dem Ärmel ihres Mantels die laufende Nase und straffte den müden Rücken. »Nun? Hat es dein Großvater jemals versucht?«
    Schlagartig herrschte Schweigen in der Runde. Selbst Lachender Sonnenschein hörte auf zu weinen, so erschrocken war sie über die Herausforderung des bedeutendsten Schamanen ihres Volkes.
    Krähenrufers Gesicht lief blutrot an. »Das war nicht nötig. Er sah sie und wußte …«
    »Er war ein Feigling«, fiel ihm Gebrochener Zweig ins Wort. »Das wußten damals alle Leute, und wir heute wissen es auch, da brauchen wir nur dich anzusehen. Geh du zurück nach Norden, wenn du willst.
    Laß dich von den Anderen umbringen.« Ihre behandschuhte Hand wies zum Horizont. »Aber ich gehe nach Süden. Reiher verschwand irgendwo in dieser Richtung. Sie war eine wirkliche Träumerin. Sie…«
    »Was?« spottete Krähenrufer. »Du folgst den Spuren einer Hexe? Einem verrückten Geist, der die Seelen aus den Menschen saugt und sie in die Lange Finsternis hinausbläst? Außerdem ist sie nur eine Legende. Nichts weiter als Rauch, der dein greises Gehirn umnebelt.«
    »Pah! Was weißt du denn schon? Ich kannte sie!« zischte die alte Frau. »Sie ging nach Süden, um
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