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Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)

Titel: Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
Autoren: Sophia Bjenlund
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winziger Laden. Aber ich war glücklich da, und das Verhältnis zur Kundschaft war ausgezeichnet. Ich hatte sogar einen Freund, mit dem ich einen Teil meiner Freizeit verbrachte, nichts Ernstes, aber es war schön. Bis der Unfall geschah."
       "Ihre Eltern wollten in Urlaub?"
       Stefanie schüttelte den Kopf. "Mein Vater war früher freiberuflicher Fotograf für verschiedene Verlage. Für eine Zeitschrift war eine Bilderreihe über Berlin bestellt worden. Ich war gegen diese Fahrt, denn ich hatte von Anfang an so ein komisches Gefühl dabei. Eigentlich hätte ich mitfahren sollen, aber ich fand niemanden, der für ein paar Tage meine Arbeit hätte übernehmen können. Also blieb ich zuhause. Spät in der Nacht kam der Anruf, dass..." Jetzt konnte sich Stefanie nicht mehr beherrschen. Sie schlug die Hände vors Gesicht, ihre Schultern zuckten, aber sie schluchzte nicht laut.
       Seltsam berührt legte Michael eine Hand an ihren Arm. "Ich wollte Ihnen nicht weh tun, indem ich Sie an die Vergangenheit erinnere", begann er betrübt. "Ich dachte nur, wir könnten etwas Licht in das Dunkel um Ihren Vater bringen. Mit ihm stimmt etwas nicht, und ich würde das gern ergründen", fügte er hinzu.
       "Das ist schon in Ordnung." Stefanie wischte sich das Ge-sicht ab. "Mir steckt noch die Auseinandersetzung von letzter Nacht in den Knochen. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich mich einen Moment lang nicht mehr in der Gewalt hatte. Er war so ungerecht und herzlos. Ich hab es nicht verstanden. Immer bin ich für ihn da, und er hat nie ein liebes Wort für mich."
       "Bitte, Stefanie, das dürfen Sie nicht persönlich nehmen. Ich bin sicher, Ihr Vater liebt sie. Aber in seiner Lage hat er keine Möglichkeit, diese Liebe zu zeigen. Wenn Sie sich in seine Situation versetzen, werden Sie es vielleicht etwas besser verstehen können."
       "Das kann schon möglich sein. Aber ich hab es aufgegeben, mich immer nur in seine Situation zu versetzen, denn daran würde ich mit der Zeit zugrunde gehen. Damit wäre niemandem geholfen."
       Michael schwieg einen Moment lang. "Ich würde jedenfalls vorschlagen, wir beobachten ihn von jetzt ab etwas genauer aber unauffällig. Wenn Sie wirklich nicht wissen, woher diese Prellung stammt, dann hat Ihr Vater mehr Möglichkeiten, sich zu bewegen, als er eingesteht."
       Stefanie war entsetzt. "Sie denken, er kann laufen?"
       "Das nicht unbedingt. Aber wenn er sich an den Möbelstü-cken entlang hangelt, dann könnte er sich wohl schon ein Stückchen vorwärts bewegen. Das ist die einzige Erklärung, die ich für diese Prellung habe." Michael beobachtete den wechselnden Gesichtsausdruck seines Gegenübers.
       "Warum sagt er mir das nicht? Er quält mich mit Vorwürfen und Depressionen, und in Wirklichkeit geht es ihm inzwischen wesentlich besser, als er eingesteht? Was macht das für einen Sinn? Er hilft weder sich noch mir damit." Sie schüttelte den Kopf. "Ich... verstehe es nicht."
       "Oh, das macht schon Sinn. Ihr Vater hat größte Angst, Sie zu verlieren. Wenn er sich selbst helfen kann, dann sind Sie nicht mehr dauernd für ihn da. Sie könnten anfangen, wieder Ihr eigenes Leben zu leben, und das würde er wohl nicht ertragen. Deshalb dieses Spielchen. Aber – wie gesagt, es ist nur eine Vermutung."
       "Und was sollen wir tun?" Stefanie genoss es, zum ersten Mal nicht nur von sich sondern von wir zu sprechen. Sie fühlte sich mit einem Mal nicht mehr so allein. Zwar hatte Dr. Authenried ebenfalls immer mehrere Menschen in sein Gespräch mit einbezogen, aber hier war es irgendwie anders als sonst. Was es war, das wusste sie nicht.
       "In dem Fall würde sich eine Heilbehandlung in einer Fachklinik mit Sicherheit lohnen. Bitte denken Sie drüber nach." Michael erhob sich, schaute auf die Uhr, die über dem Türrahmen hing und nickte. "Ich muss los", sagte er. "Aber ich würde gern noch einmal wiederkommen, wenn ich darf. Ich meine, nicht als Arzt sondern einfach nur so."
       Stefanie nickte. "Gern, Herr Doktor", sagte sie leise und begleitete ihn zur Tür. "Ich werde Ihnen dann auch wieder frischen Kaffee kochen." Sie wartete, bis er in sein Auto gestiegen und angefahren war. Dann sah sie, dass er die Hand hob und winkte. Mit einem zaghaften Lächeln in ihrem blassen Gesicht winkte sie zurück.
       Erst als sie ihn nicht mehr sehen konnte, ging sie mit leichten Schritten ins Haus zurück. Vor dem Spiegel in der Diele blieb sie stehen. Ganz genau
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