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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Autoren: Michael Rothballer
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Ausbildung als Soldat oder Heiler gekommen waren. Ohne zu wissen, was aus den anderen Verkauften geworden war, berichteten diese Auserwählten bei ihrer Heimkehr wahrheitsgemäß, wie gut sie behandelt worden waren und welch exzellente Ausbildung sie erhalten hatten. Die Sklavenhändler nahmen die Kosten und den Aufwand gerne in Kauf, denn das Vertrauen der Bevölkerung sicherte ihnen den Nachschub an immer neuen Arbeitskräften, nach denen vor allem in Erzbergwerken aufgrund des hohen Verschleißes eine praktisch unbegrenzte Nachfrage bestand. So machte sich in der ärmeren Bevölkerungsschicht keiner ernstlich Sorgen um das Wohlergehen der anderen Kinder, schließlich, so dachten die meisten, konnte ihnen nicht viel Schlimmeres geschehen, als in der Stadt hungern zu müssen. Die Menschenhändler hatten es sogar so weit gebracht, dass das Volk durch die unaufhörlichen Versuche des Stadtrats, den Verkauf von Kindern zu unterbinden, äußerst aufgebracht war. In der Stadt kursierte das Gerücht, der Rat wolle den Verkauf nur verhindern, damit die Bevölkerungszahlen von Seewaith nicht noch weiter schwänden, was gegenüber den anderen Städten einen Ansehensverlust bedeutet hätte.

    Seewaith war eine der nördlichsten Städte der Halbinsel mit dem ungewöhnlichen Namen Fendland. Als ungewöhnlich galt diese Namensgebung deshalb, weil sie von der dort üblichen Gepflogenheit abwich, einen Landstrich nach einem Gott, einem bedeutenden König oder einem der Flüsse zu benennen. Der Name Fendland stammte angeblich von den an Schiffen häufig verwendeten Stoßfängern, den »Fendern«. Mochte dies der Wahrheit entsprechen oder auch nur der Fantasie irgendeines Gelehrten entsprungen sein, feststand, dass die kleine Halbinsel schon öfter als Stoßfänger hatte dienen müssen. Die nördlichsten der zum Südreich gehörenden Handelsmetropolen hatten nicht nur immer wieder klirrender Kälte und tosenden Stürmen zu trotzen, auch die strategische Lage Fendlands machte die Halbinsel in Kriegen oftmals zum Schauplatz erbitterter Schlachten, von deren Ausgang das Wohl des Südreichs abhing. Die Wichtigkeit der Halbinsel ließ sich zum einen darauf zurückführen, dass sich jedes Schiff, welches sich von Norden näherte oder dorthin unterwegs war, so nahe wie möglich an Fendlands Küste halten musste, wenn es den trügerischen Untiefen und tückischen Winden der nordöstlichen Meeresregion entgehen wollte. Damit war gewährleistet, dass kein Boot, geschweige denn eine Flotte, unbemerkt passieren konnte. So waren in der nördlichsten Stadt Fendlands, Nordhafen, meist eine Garnison und eine starke Flotte stationiert gewesen, was dem einst unbedeutenden Fischerdorf den großspurigen Namen »Schild des Südens« eingebracht hatte.
    Zum anderen lag der Süden der Halbinsel wie ein Wall am Eingang des Golfs von Antheon, der einen entscheidenden Knotenpunkt im Handel zwischen Süd und Nord darstellte. An der südlichsten Spitze der Halbinsel war deshalb die Handelsmetropole Riffstadt zu einer wahren Festung ausgebaut worden, um die Verteidigung der Stadt und die damit verbundene Sicherung des Golfs zu ermöglichen.
    Der letzte Krieg, dessen Verwüstung Fendland als neutraler Beobachter, wie es die Stadträte gerne ausdrückten, entgangen war, lag nun zwanzig Jahre zurück. Während dieser Auseinandersetzung des im Süden gelegenen Reiches Citheon mit dem Nordreich Skardoskoin war Fendland mehrmals besetzt, aber niemals geplündert worden. Da die kleine Halbinsel nach dem Sieg Citheons über das nördliche Skardoskoin strategisch völlig unwichtig geworden war, hatte sie als Teil des Städteverbundes vom König in Citheon vertragsmäßig die Freiheit zugesichert bekommen. Die stolzen Räte der Städte schienen die gewaltigen Tributzahlungen, die als so genanntes Freiheitsentgelt entrichtet werden mussten, sowie das uneingeschränkte Mitbestimmungsrecht des citheonischen Königs bei allen Entscheidungen geflissentlich zu übersehen. Und eigentlich hatten die Fendländer auch keinen Grund zur Klage über ihre derzeitige Lage, denn in kaum einem anderen Gebiet hatte so lange Frieden geherrscht wie auf der kleinen Halbinsel Fendland. Dennoch wollte es der unerschütterliche Stolz einiger Stadtbewohner einfach nicht verkraften, dass ein fremdes Reich ungestraft irgendwelche Forderungen an sie stellen durfte. Zurzeit gab es aber weder den geeigneten Führer für diese Unabhängigkeitsbestrebungen noch das erforderliche Heer, um auch nur gegen
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