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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold
Autoren: Victoria Dahl
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keineswegs auf eine exotische.
    »Lady Denmore, darf ich Ihnen den Duke of Somerhart vorstellen? Durchlaucht, diese bezaubernde Dame ist Baroness Denmore.«
    Er beobachtete, wie sie einen Knicks machte, sodass sich ihr dunkelvioletter Rock ein wenig bauschte. Ihre haselnussbraunen Augen leuchteten auf, als er ihre Hand nahm.
    »Lady Denmore, es ist mir ein Vergnügen. Und bitte nennen Sie mich nicht ›Durchlaucht‹. Somerhart genügt vollends.«
    »Nutzen Sie Ihren Titel nicht, Sir?«, fragte sie neckisch.
    »Oh, ich nutze ihn weidlich, sogar bis zu dem Grade, dass ich anderen vorschreibe, wie sie mich anreden.«
    »Aha. Ein Mann, dem die eigene Macht zu Kopfe gestiegen ist.«
    Hart grinste und sah, wie sich ihre vollen Lippen zu einem Lächeln bogen. Prompt fragte er sich, ob ihr Gemahl anwesend war. Falls nicht …
    »Madam«, unterbrach Matherton sie, dessen Blick zur offenen Tür links schweifte, »ich glaube, mein Tisch wartet auf mich. Darf ich Sie in Somerharts Obhut lassen?«
    »Gewiss. Allerdings werde ich mich bald zu Ihnen gesellen, um Ihnen Ihr Geld abzunehmen.«
    Hart schmunzelte, als Matherton stöhnte. Er war froh, mit dieser reizvollen Frau allein zu sein. »Darf ich Sie zu Ihrem Gemahl eskortieren?«
    »Oh, ich bin verwitwet, Somerhart. Die Dowager Baroness Denmore.«
    Hart blinzelte, gleichermaßen schockiert von dieser Information wie von seinem Fauxpas. »Ich bitte um Verzeihung.« Diese blutjunge Frau war eine Witwe? Sie sah nicht älter aus als seine kleine Schwester. »Und mein Beileid zu Ihrem Verlust.« Im Geiste ging er die Geschichte der Denmore-Linie durch.
    Baron Denmore. Er hatte den neunten Baron Denmore gekannt, einen schmierigen, perversen Trunkenbold, der vor Jahren gestorben war. Wer seinen Titel geerbt hatte, wusste Hart nicht. Niemand aus seinen Kreisen jedenfalls. Ein Diener kam vorbei, und Hart nahm zwei Gläser Champagner von dem Tablett.
    »Sind Sie schon lange in London?«
    Sie schürzte lächelnd ihre rosigen Lippen, als er ihr das Glas reichte. »Nein, noch nicht lange.«
    »Und werden Sie uns über die Saison erhalten bleiben?«
    Bei dem Wort »uns« merkte sie sichtlich überrascht auf. Sie begriff folglich, dass er mit ihr flirtete. Sehr gut. Er mochte keine allzu ungenierten Damen. Er war ein Mann subtiler Gesten und Taten, zumindest heutzutage.
    »Eine Weile sicherlich«, antwortete sie murmelnd und hob das Glas an ihre Lippen.
    Hart machte große Augen, als er zusah, wie diese zurückhaltende junge Dame ein ganzes Glas Champagner auf einen Zug leerte und ihm zurückgab.
    »Danke, es hat mich gefreut.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand im Kartensalon. Zurück blieben eine zarte Zitrusnote und ein erstaunter Duke.

Kapitel 2
    D as flackernde Gaslicht brachte die Kristalle in ihrem Haar zum Glitzern, als sie ihre Karten betrachtete. Hart sah ebenfalls hin. »Split«, murmelte sie und machte einen neuen Einsatz.
    Sie war gut in dem Spiel – Vingt-et-un. Seit sie sich vor einer Viertelstunde an den Tisch gesetzt hatte, hatte sie ausnahmslos gewonnen, doch jetzt schien sie abgelenkt zu sein. Gelangweilt blickte sie die Spieler an dem runden Tisch an, während sie ihr Blatt spielte.
    »Was wissen Sie über diese Lady Denmore?«, fragte Hart den Mann neben sich.
    Lord Marsh lachte leise. »Ah, sie ist ein reizendes Ding, nicht? War ein Jahr mit einem alten Mann verheiratet, und jetzt ist sie frei, unterhaltsameren Interessen nachzugehen.«
    »Einem alten Mann?«
    »Ja, Baron Denmore muss mindestens siebzig Jahre alt gewesen sein, ein Einsiedler, und sie nicht älter als achtzehn, als sie heirateten. Sie wurde nie offiziell in die Gesellschaft eingeführt.«
    Hart überlegte. »Und wer hat sie in London vorgestellt?«
    »Ha-ha! Keiner! Sie traf im Oktober ein, glaubt man das? Und in Trauer. Die Mathertons waren quasi die Einzigen, die noch in der Stadt waren. Und natürlich die Osbournes. Sie haben die junge Witwe sozusagen unter ihre Fittiche genommen.«
    Hart beobachtete, wie sie ihre Gewinne zusammenraffte und aufstand. Sie ging direkt zu dem runden Spieltisch, was bei den bereits spielenden Herren ein merkliches Zusammenzucken hervorrief.
    »Sie ist eine begabte Spielerin, nehme ich an?«
    »Hm. Dieser Feigling Brasher flieht schon vom Tisch. Gucken Sie sich an, wie die Herren vor ihr erzittern!«
    Hart erlaubte sich ein kleines Schmunzeln. Die Herren waren fürwahr wenig erfreut, sie zu sehen. Lady Denmore hingegen gab sich vornehm guter Dinge.
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