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Treffpunkt Scheuermühle

Treffpunkt Scheuermühle

Titel: Treffpunkt Scheuermühle
Autoren: Thomas Brezina
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groß. Eine Riesenkuh gibt mehr Milch. In manchen Ländern mit zu vielen Einwohnern wird das bald sehr wichtig sein.“
    Professor Alexander Dostoinikow ließ sich seufzend auf das Bett sinken. Die Knickerbocker setzten sich auf den Boden. Nur Frau Kelly blieb stehen.
    „Hier auf Schiff ich habe machen müssen Versuche für den Mann. Er will Tiere mit Pelze. Riesige Tiere! Monster-Nerze, Monster-Hermeline und Monster-Persianerschafe. Ich haben experimentiert mit Ratten und Meerschweinchen und Tiere behandelt mit Strahlen. Die Jungen sind immer größer geworden.“
    Das war also die Erklärung für die unglaublichen Wesen nebenan.
    „Doch Versuche und Geräte sind teuer. Mann hat immer wieder gebraucht Zeit, um Geld zu kriegen. Nun er will, daß ich endlich die Pelztiere groß mache. Und die Ratten... die...“ Der Professor stockte und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Die Ratten“, setzte er fort, „sie sind Bestien. Bissige, wilde, blutrünstige Bestien. Mann will sie verkaufen als Killer-Tiere!“
    „Das ist ja entsetzlich!“ keuchte Poppi.
    „Wie können wir das verhindern?“ fragte Axel.
    Der Professor ließ den Kopf sinken und seufzte tief. „Nicht! Gar nicht!“ sagte er.
    Ein leichtes Rütteln ging durch das Schiff. Die Maschine war angelassen worden. Das geräumige Boot, das früher wahrscheinlich als Fischkutter gedient hatte, legte ab.
    „Was willst du mit den dämlichen Gören eigentlich machen?“ hörten sie eine Stimme über sich.
    „Nun ja, ein Stück dürfen sie uns begleiten. Dann verfüttern wie sie an die Ratten. Oder wir lassen sie ein paar Kilometer vor Ybbs umsteigen. In mein altes Boot, das dann leider in der Donau versinken wird. Sie werden sich nicht befreien können und ihre Beobachtungen nur noch den Fischen erzählen können.“

Alles verloren?
     
     
    Bedrückende Stille war in der Kajüte eingekehrt. Nur noch ein Wunder konnte die Knickerbocker retten.
    Lieselotte wußte, daß es das Schlechteste war, nun in tiefe Traurigkeit und Grübelei zu verfallen. Sie mußten überlegen und nachdenken, ob es nicht doch noch einen Ausweg gab. Selbst wenn es völlig aussichtslos und unmöglich schien.
    Allerdings stand die Panik den anderen ins Gesicht geschrieben. Weder Axel noch Dominik noch Poppi waren fähig, nur einen klaren Gedanken zu fassen. In Wirklichkeit wurde auch Lieselottes Kopf von der unwahrscheinlich großen Angst völlig blockiert.
    „Der Mann... der Mann, der Sie aus Rumänien geschmuggelt hat... ist er auf dem Schiff?“ fragte sie schließlich und hatte Mühe, den Satz ruhig zu sprechen.
    „Das ist doch völlig egal!“ brauste Axel auf. „Wen interessiert das jetzt! Sie wollen uns umbringen!“ Lilo beugte sich zu ihm und hielt ihre Hand auf seinen Mund.
    Wütend schlug ihr der Junge ins Gesicht. „Spiel dich nicht so auf, du blöde Kuh!“ brüllte er. „Nur deinetwegen sind wir hier. Du bist an allem schuld.“
    Lieselotte behielt mühsam die Ruhe. Doch als Axel zu weiteren Beschimpfungen ansetzen wollte, packte sie ihn kurzerhand an der Nase und drückte zu. Der Junge stöhnte vor Schmerz auf.
    „Halt die Luft an und reg dich ab!“ zischte ihm das Mädchen zu. „Ich mache mich genauso an wie du, aber ich drehe nicht unnötig durch. Willst du, daß Poppi einen Koller bekommt. Sie ist geschockt genug!“
    Axel beruhigte sich und sank langsam wieder zu Boden. Er rieb sich seine Nase und preßte die Lippen aufeinander.
    „Ist der Mann also auf dem Schiff?“ wiederholte sie ihre Frage. Der Professor nickte. „Wie heißt er, und wer ist bei ihm?“ wollte Lilo wissen.
    „Ich kenne seinen Namen nicht. Ich nenne ihn immer nur Charles. So hat er sich damals in Rumänien vorgestellt.“
    „Charles?“ Frau Kelly fuhr in die Höhe. „Ist er groß und schlank mit dunklen Haaren?“
    Wieder nickte der Professor.
    „Das... das kann nicht sein“, stammelte die Frau, und Tränen traten in ihre Augen.
    „Und ist sein Partner eine Frau?“ fragte Lilo weiter.
    „Jaja, eine junge Frau“, bestätigte ihr Alexander Dostoinikow. „Er sagt Rita zu ihr!“
    „Das ist das Schrecklichste, was ich je gehört habe“, dachte Lieselotte. „Ein Mann tarnt sich als Trickspezialist für Filme, und nebenbei betreibt er gemeinste Gaunereien. Ich kann das einfach nicht glauben. Dann hätte ja er selbst seine eigene Frau erpreßt. Das ergibt doch keinen Sinn. Wieso dieses Theater mit den Geräten?“
    Die Tür wurde geöffnet, und ein Papiersack flog in die
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