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Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe
Autoren: Hans Jörg Hennecke
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Joachim Werendt beraten, der hat Einfluss in der Cordes-Firma. Fahren wir doch gleich mal zu ihm hin und schließen den Fall ab.«
    »Ist das nicht Sache der Polizei?« Simone Witte schaute in die Runde.
    »Die Polizei freut sich, wenn wir helfen«, zerstreute Sauerbier die Bedenken. »Auf zu Werendt!«
    Gabriele Klopp, Robert Humdorf, Simone Witte, Pastor Sauerbier und Lindemann sprangen gleichzeitig auf und standen schließlich überwiegend ratlos vor dem Peugeot der Filmerin. »Passen wir da alle rein«, zweifelte Lindemann. »Na klar«, beruhigte der Pastor. Ich sitze vorn neben Frau Witte, alle anderen hinten. Besser schlecht gefahren als gut gelaufen.«
    Die Witte ließ den Wagen an. »Beethovenstraße 41, auf geht’s.«
    Lindemann schwor sich und seinem Gott, zukünftig nur noch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn den Stadtteil zu bereisen, wenn ihn der Allmächtige dieses Mal überleben ließ. Er wurde erhört. Die Witte sprang vor Werendts Haus aus dem Wagen und wartete nicht auf die anderen. Im Hausflur lief ihr Werendts Haushälterin entgegen.
    »Ist Joachim da?« Die Haushälterin schüttelte verzweifelt den Kopf. »Herr Werendt ist abgeholt worden, stellen Sie sich vor.«
    »Wie – abgeholt? Doch nicht etwa von der Polizei?« Die Haushälterin bekam Tränen in die Augen. »Von einer anderen Polizei. Ich glaube, von der amerikanischen Polizei.« Simone Witte schaute ungläubig. »Amis haben ihn verhaftet?«
    »Nein, nicht verhaftet. Nur abgeholt. Ja, was weiß ich denn, er hat mir nichts gesagt und nicht einmal eine Reisetasche mitgenommen.«
    Die fünf Amateur-Kriminalisten schauten sich ratlos an. Sauerbier fand als Erster die Sprache. »Amerikanische Polizei hat hier überhaupt keine Hoheitsrechte. So etwas gibt es nicht.« »Vielleicht Militärpolizei? Die nehmen sich auf der ganzen Welt eine Menge heraus«, meinte Robert Humdorf. Welcher Art die Polizei war, konnte von der Haushälterin nicht erfahren werden, sie kannte sich einfach nicht aus. »Man sagt mir ja nichts. Nicht einmal eine Reisetasche, stellen Sie sich das vor«, klagte sie.
     

49.
     
    Kriminalkommissar Stoll hatte die Herren Sauerbier und Lindemann persönlich eingeladen, um sie zu informieren. Er entschuldigte sich für die Verhaftung, die natürlich nur auf ein groteskes Missverständnis zurückzuführen sei. Als Entschädigung werde er sie nun in die Aufklärung des Falls einweihen. Er berichtete Zug um Zug über die Aktion am Luftstützpunkt, die Rolle des Cordes-Werkschutzes, Sellners Tod und kam dann zur Suche nach der Nummer 1.
    »Cordes erwies sich dann doch nicht als die Spinne im Netz. Er muss geahnt oder sogar gewusst haben, was da unter dem Schutz seines Firmenzeichens lief. Protestieren oder gar verhindern konnte er es nicht. Finanziell befand er sich in vollständiger Abhängigkeit seines stillen Teilhabers Joachim Werendt. der in der Firma längst das Sagen hatte, seine Macht aber mit äußerster Diskretion genoss. Er hatte sich im Opiumgeschäft so abgesichert, dass ihm niemand etwas nachweisen konnte. Nicht einmal die Akteure des Werkschutzes wussten um seine Rolle. Trotzdem befand er sich im Visier des BKA. Denn die Behörde hatte für viel Geld eine CD erworben, die klammheimlich bei einer Liechtensteiner Bank gebrannt worden war. Werendts Schwarzgeldkonto hatte in jüngster Zeit die Marke von fünf Millionen Euro überschritten.
    Nun ist er flüchtig.«
    »Die amerikanische Polizei mitten in Deutschland als Fluchthelfer?« Sauerbier wagte einen sachkundigen Einwand. Stoll ließ ihn zu.
    »Amerikanische Polizei oder FBI war es sicher nicht. Bleiben CIA und Militärpolizei, beiden ist einiges zuzutrauen. Das wird auf höchster Ebene geklärt. Ich habe da aber noch eine andere Theorie: Wie wäre es mit dem US-Sicherheitsdienst aus Afghanistan? Die könnten ihn aus dem Verkehr gezogen haben, um ihre eigenen Spuren zu verwischen. Vielleicht ist Werendt schon auf dem Flug nach Afghanistan?
    Der Mann ist mit allen Wassern gewaschen. Werendt ist jedenfalls die Nummer 1 in unserem Fall. Inwieweit da noch die Mafia drinhängt, wissen wir nicht und werden wir wohl auch nie erfahren. Übrigens: Ob Werendt noch lebt oder als Mitwisser möglicherweise beseitigt wurde, ist auch nicht gesichert.«
    Sauerbier verdrängte die Tatsache, Joachim Werendt noch vor Stunden als Freund betrachtet zu haben. Er fühlte sich unendlich geehrt, von Herrn Kriminalhauptkommissar persönlich informiert worden zu sein. Spontan lud er
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