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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde
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Jagdaufseher und Herdbuchprüfer reservierte Frequenz eingestellt. Zum Spaß hörte sie hin und wieder den Gesprächen zwischen den Mitarbeitern vor Ort und den Leuten in der Telefonzentrale in Cheyenne (meist Frauen) zu. Für einen Samstagvormittag Anfang September herrschte erstaunlich reger Funkverkehr.
    »Der Jagdaufseher von Jackson«, sagte McLanahan und folgte Joe und Marybeth an ihren Tisch. »Man hat ihn heute Morgen tot in seinem Haus gefunden.«
    »Ermordet?«, fragte Joe und spürte, wie Marybeths Anspannung stieg.
    »Nein. Er hat sich die Pistole selbst in den Mund geschoben.«
    Marybeth schnappte nach Luft.
    »Eine .44er Magnum«, fuhr McLanahan fort. »Von seinem Kopf soll nicht viel übrig sein.«
    Joe sprang auf und baute sich direkt vor McLanahan auf. »Das sind genug Details in Gegenwart meiner Frau«, fauchte er ihn an.
    McLanahan tat verletzt und erstaunt. »Tut mir leid, Joe. Ich dachte, Sie würden das wissen wollen.«
    Der neue Sheriff drehte sich um und ging zu seinem Tisch am anderen Ende des Hofs.
    »Hat er von Will Jensen gesprochen?«, fragte Marybeth. »Nein«, erwiderte Joe verwirrt. »Das ist unmöglich. Er hat bestimmt mal wieder nur die Hälfte mitbekommen.«
    Marybeth schüttelte den Kopf. »Ich weiß noch, wie wir Will und Susan kennenlernten. Erinnerst du dich an ihre Kinder? Sheridan und der Sohn der beiden tobten um das Haus herum, während du mit Will am Küchentisch geredet hast.«
    Das ergab für Joe keinen Sinn. Jensen war ein Fels, fast ein Übermensch und einer der besten Mitarbeiter, die die Jagd- und Fischereibehörde je gehabt hatte. Will Jensen verkörperte genau das, was Jagdaufseher sein wollten. Und er war ein Mann, wie Joe einer sein wollte.
    »Ich weiß noch, dass ich dachte«, fuhr Marybeth fort und sah Joe dabei an, »Ich weiß noch, dass ich dachte wie ähnlich sie uns sind.«
    Erschüttert setzte sich Joe wieder hin. »Lass uns nicht darüber reden, solange wir nicht wissen, was wirklich geschehen ist. Alles, was wir bisher gehört haben, stammt schließlich von Hilfssheriff McLanahan.«
    » Sheriff McLanahan«, berichtigte Marybeth ihn behutsam.
    Joe blickte auf und sah Sheridan mit wehendem Kleid vom Parkplatz auf sie zu rennen.
    »Ich weiß jedenfalls, dass Will Jensen sich nicht umgebracht hat«, sagte er freiheraus. »Das ist unmöglich.«
    »Joe … «
    »Dad!«, sprudelte es aus Sheridan heraus, als sie keuchend vor ihnen stehen blieb, »rate mal, was ich eben über Funk gehört habe?«

3. KAPITEL
    Auf dem Heimweg von der Hochzeit fuhren sie durch sanftes Abendlicht, das die Wiesen in ein dunkles Grün tauchte und die wie Muffins geformten Heuhaufen bronzen glimmen ließ, als würden sie von Innen beleuchtet. Das Land der Ranch erstreckte sich wie Meeresdünung bis an die Berge, und in den Senken des Geländes nisteten sich Schatten ein. Joe waren die ersten Anzeichen des herannahenden Herbstes nicht entgangen, und nun sah er, dass sich manche der Pyramidenpappeln im Flusstal schon verfärbten.
    Sheridan saß still und schläfrig auf dem Beifahrersitz. Marybeth folgte Joe im Van und ließ ihn auf der Schotterpiste ein gutes Stück vorausfahren, damit der Staub, den sein Pick-up aufwirbelte, sich wieder legen konnte.
    »Es ist schön«, sagte Sheridan. »Das sollte mir die liebste Zeit im Jahr sein.«
    »Es ist die beste Zeit, finde ich.«
    »Vielleicht sehe ich das irgendwann genauso. Aber meine Stimmung ist mies.«
    Joe wusste, was Sheridan meinte. Seine Tochter war letzte Woche in die Mittelstufe gekommen, ging also auf eine neue Schule, hatte einen neuen Stundenplan und weit mehr Mitschüler als bisher. Sie musste dreimal so viele Hausaufgaben erledigen wie im Vorjahr. Und sie wollte ins Volleyball-Team. Da Lucy und Sheridan jetzt verschiedene Stundenpläne hatten, verbrachte Marybeth viel mehr Zeit damit, sie von einem Ort zum anderen zu fahren und sie nach der Schule oder nach Freizeitaktivitäten mal da, mal dort abzuholen oder abzusetzen. Inzwischen fuhr Joe Sheridan zur Schule, und sie sah ihm zuliebe stets tapfer drein, doch er wusste, dass sie wegen des Schulwechsels nervös und aufgekratzt war.
    Joe liebte den Herbst, obwohl dann die Jagdsaison für Großwild vor der Tür stand und er wieder fast zweieinhalb Monate lang von morgens früh bis weit in die Nacht im Gelände Jäger und deren Genehmigungen überprüfen musste. Das ganze Jahr über war er nicht so beschäftigt wie in dieser oft aufreibenden Zeit. Doch er würde sich wie stets mit
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