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Todesahnung: Thriller (German Edition)

Todesahnung: Thriller (German Edition)

Titel: Todesahnung: Thriller (German Edition)
Autoren: James Patterson
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meine Hände, dann auf meine Arme. Sie sind mit einem Ausschlag übersät - vielleicht ist es Nesselsucht.

    Plötzlich bekomme ich keine Luft mehr. Die letzte Leiche wird aus dem Hotel geschoben, die letzte Chance für mich fortzurennen.

    Ich renne nicht.

    Meine Beine bewegen sich nicht, die Linse meiner Kamera ist auf die vier nebeneinander auf dem Bürgersteig stehenden Rolltragen gerichtet. Ich schnappe nach Luft, versuche, meine Angst zu ersticken, scheitere aber kläglich.

    Weil ich weiß, was als Nächstes passiert.

    »Hilfe!«, rufe ich.

    Schon der bloße Gedanke, dass sich der Reißverschluss von einem der Leichensäcke bewegen wird, reicht. Ich brauche nicht erst zu sehen, dass es passiert. Einmal reicht zur Genüge.

    Ich senke meine Kamera und wedle wild mit den Armen. »Hilfe!«, rufe ich noch einmal, aber lauter. »Hilfe!«

    Zitternd beginne ich zu weinen, Tränen laufen an meinen Wangen hinab. Der Ausschlag, die Nesselsucht, sie wird schlimmer. Es ist unerträglich. »Bitte, hört mich denn hier niemand?« Doch, jemand tut es.

6

    Ich sehe zuerst seine dunklen Augen, die nicht blinzeln, seinen intensiven Blick.

    Er trägt einen grauen Anzug, nichts Schickes, offenes Jackett mit lockerer gelb-rot gestreifter Krawatte. An seinem Gürtel klemmt ein abgenutzter Dienstausweis. NYPD?

    Mit fast schon gemächlichem Gang schlängelt er sich durch die Menge zu mir. Die ganze Zeit über hält er seinen Blick auf meine Augen gerichtet. Ich vermute, er hat mich schreien hören. Ich rieche sein Rasierwasser … und Tabak.

    »Oh, Gott sei Dank.« Erleichtert schlage ich mit der Hand gegen meine Brust. »Sind Sie von der Polizei?«

    »Ich bin Detective, ja.«

    Ich deute auf das Hotel. »Schnell, Sie müssen was tun.«

    Erst blickt er mich seltsam an, dann über seine Schulter. »Bitte? Was soll ich denn tun?«

    Ich stoße meinen Zeigefinger in Richtung der Rolltragen. »Der Reißverschluss … da drüben … der auf der …«, stottere ich, hole tief Luft und bringe den Satz zu Ende: »Die Person in dem letzten Leichensack lebt noch!«

    Wieder blickt der Detective zum Hotel. Es ist nicht unbedingt ein Grinsen, mit dem er sich wieder zu mir dreht, aber fast. Irgendwie hat dieser Mann etwas Beunruhigendes.

    »Junge Frau, ich kann Ihnen versichern, die Person in diesem Leichensack ist tot. Sie sind alle tot.«

    »Bitte, schauen Sie doch einfach nach.«

    Er schüttelt den Kopf. »Nein, ich werde nicht nachsehen. Haben Sie nicht verstanden, was ich gerade gesagt habe?«

    »Sie verstehen nicht, Detective. Der Reißverschluss an dem letzten Leichensack … er wird …«

    Ich schweige abrupt. Kein Wort mehr, Kris!

    Ich beende den Satz in meinem Kopf und merke plötzlich, wie verrückt alles klingt. Ich schiele zum letzten Leichensack hinüber, der sich immer noch nicht bewegt hat. Wie gern würde ich diesem Kerl von meinem Traum erzählen. Ich würde alles tun, damit er mir glaubt.

    Aber natürlich kann ich ihm nicht von meinem Traum erzählen.

    »Es tut mir leid«, entschuldige ich mich duckmäuserisch und beginne die Kamera zu verstauen. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Vermutlich hatte ich nur Angst.«

    »Vier Morde«, sagt er. »Das macht Angst, stimmt.«

    Ich spüre die Augen des Detective auf mir, während ich nach der Kappe für mein Objektiv taste, aber ich blicke ihn nicht an. Wortlos drehe ich mich um und mache mich so schnell wie möglich aus dem Staub. Kein Auf Wiedersehen, keine Entschuldigung, kein gar nichts. Echt super, Kristin. Du hast gerade eine totale Närrin aus dir gemacht.

    Das war ein unvergesslicher Morgen.

    Vier Leichen.

    Déjà-vu? Déjà-mort?

    Wie auch immer.

Zweiter Teil

7

    Der Ausschlag, was auch immer es für einer war, ist verschwunden. Auch der widerliche Geruch. Warum war das in meinem Traum anders?

    Zum Glück klappt es bei mir mit dem Laufen und gleichzeitigen Denken nicht so gut, sonst würde ich auf dem Weg zum Haus der Turnbulls an der Fifth Avenue gegenüber vom Central Park wahnsinnig werden bei dem, was gerade passiert oder auch nicht passiert ist.

    Im Moment zwinge ich mich, mir klarzumachen, dass ich zu spät zur Arbeit komme und mir die Chefin einen ordentlichen Rüffel erteilen wird, worauf mich Louis, der Morgenportier des Gebäudes, nur allzu gern hinweist, als ich an ihm vorbeibrause.

    »Oh, oh«, sagt er und schüttelt langsam seinen fast kahlen Kopf. »Da kriegt aber jemand Ärger. Zeigen Sie nie, dass Sie schwitzen, Miss
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