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TITLE

Titel: TITLE
Autoren: Alexander Dumas
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sollen den Anker werfen! Ich will es!««Ich werde sogleich Befehl dazu erteilen, Mylord.« »Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, so tun Sie es, und zwar binnen fünf Minuten.« – Dann setzte er leise und als ob er sich dieser Schwäche schämte, hinzu: »Hardy, nicht wahr, Sie werden meine Leiche nicht in das Meer werfen?«
    – »O, gewiß nicht, Mylord! In dieser Beziehung können Sie unbesorgt sein,« antwortete Hardy schluchzend. – »Sorgen Sie für die arme Lady Hamilton,« sagte Nelson mit immer matter werdendem Tone; »für meine arme Lady Hamilton. Küssen Sie mich, Hardy!« – Der Kapitän küßte ihn weinend auf die Wange.
    »Ich sterbe zufrieden,« sagte Nelson. »England ist gerettet.« Der Kapitän Hardy blieb noch einen Augenblick in stummer Betrachtung neben dem sterbenden Helden stehen, kniete dann nieder und küßte ihn auf die Stirn.
    »Wer küßt mich?« fragte Nelson, dessen Auge schon von der Nacht des Todes umflort zu werden begann.
    Der Kapitän antwortete: »Ich bin es – Hardy.«
    »Gott segne Sie, mein Freund,« sagte der Sterbende.
    Hardy ging wieder auf das Deck hinauf. Nelson, der den neben ihm stehenden Kaplan erkannte, sagte hierauf zu ihm: »Ach, ehrwürdiger Herr, ein hartnäckiger Sünder bin ich niemals gewesen.« Dann nach einer Pause setzte er hinzu: »Ich bitte Sie, vergessen Sie nicht, daß ich Lady Hamilton und meine Tochter Horatia Nelson meinem Vaterland und meinem König als Erbteil hinterlassen habe. Vergessen Sie niemals Horatia.« Sein Durst ward immer größer. Er rief: »Trinken! –' Trinken! – Den Fächer! – Schafft mir Luft! – Reiben Sie mich!«
    Diese letzte Aufforderung war an den Kaplan Mr. Scott gerichtet, der dem Sterbenden dadurch einige Erleichterung verschafft, daß er ihm die Brust mit der Hand rieb. Er sprach jedoch diese Worte mit gebrochener Stimme, welche gesteigerte Schmerzen verriet, so daß er alle seine Kräfte zusammenraffen mußte, um noch ein letztes Mal sagen zu können: »Gott sei Dank, ich habe meine Pflicht getan.« Nun erst hörte Nelson auf zu sprechen. War es Schwäche? War es die letzte Ohnmacht? Wie dem auch sein mochte, so richteten der Kaplan und Mr. Burke mit Hilfe von Kissen ihn auf und erhielten ihn in einer weniger schmerzlichen Position. Sie respektierten diese Todesstille und hörten selbst auf zu sprechen, um nicht den Sterbenden in seinem letzten Augenblicke zu stören. Der Arzt kam zurück. Nelsons Intendant war zu ihm gegangen, um ihm zu sagen, daß sein Herr im Begriff stehe, den Geist aufzugeben. Mr. Beatty ergriff die Hand des Sterbenden; sie war kalt. Er fühlte ihm an den Puls, dieser schlug nicht mehr; dann berührte er ihn an der Stirn. Nelson schlug sein einziges Auge auf und schloß es sofort wieder. Der Arzt verließ ihn, um sich zu andern Verwundeten zu begeben, welchen seine Fürsorge nützlich sein konnte. Kaum aber hatte er sich entfernt, so rief der Intendant ihn zurück und sagte: »Mylord ist tot!« Mr. Beatty eilte sogleich wieder zu ihm. Nelson hatte in der Tat den letzten Seufzer ausgehaucht. Es war vier Uhr zwanzig Minuten. Er hatte sonach von dem Augenblick an, wo er die Wunde empfangen, noch drei Stunden und zweiunddreißig Minuten gelebt. Indem ich Nelson verlor, hatte ich alles verloren.

98. Kapitel.
    Ich brauche nicht erst die Trauer zu schildern, von welcher bei der Kunde von Nelsons Tod die ganze englische Flotte ergriffen ward. Man vergaß darüber beinahe den gewonnenen Sieg. Hardys erste Sorge war, dem Arzt den von Nelson ausgesprochenen Wunsch mitzuteilen, daß man ihn nicht in das Meer werfen, sondern in sein Vaterland zurückführen möge. Am Tage nach der Schlacht, als die Umstände gestatteten, sich mit der Fürsorge zu beschäftigen, welche man Nelsons sterblichen Überresten zu widmen hatte, sann man auf ein Mittel, durch welches man die Verwesung der Leiche verhindern könnte. Natürlich mußte man sich zu diesem Zwecke der Hilfsmittel bedienen, welche an Bord des »Victory« zu haben waren. Man hatte nicht genug Blei, um einen Sarg zu fertigen. Deshalb nahm man die größte Tonne, die man finden konnte, legte die Leiche hinein und füllte das Gefäß dann mit Rum. Noch am Abend des Tages, wo diese traurige Verrichtung geschehen, erhob sich, wie Nelson vorausgesehen, ein furchtbarer Sturm aus Südwest. Derselbe dauerte die ganze Nacht ununterbrochen, es ward Tag und der Sturm wütete bis zum Abend mit derselben Heftigkeit. Während dieser vierundzwanzig Stunden blieb Nelsons
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