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Titan 04

Titan 04

Titel: Titan 04
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Raumschiffrumpfs stand eine Luke offen. Unter der Anleitung der Außerirdischen beförderten Arbeitstrupps ununterbrochen Maschinenteile zum Zusammenbau ins Gebäude. Es waren tausendundein und noch mehr Teile verschiedener Form und Größe: riesige Torusabschnitte, Rohre, Zylinder, Kugeln; verschlungene Röhren, kantige Bauteile. Das Material war kein Metall, sondern die gleiche leichte Substanz, woraus die Werkzeuge bestanden.
    Einige der Stäbe dienten als Griffe zum Tragen; sie klebten wie Magneten an den Maschinenteilen – und an nichts anderem. Einige, die man an schwerem Gerät befestigte, machten selbiges ungewöhnlich gleitfähig, so daß es leichtfiel, es übers Gelände und ins Gebäude zu schieben. Andere benutzte man zur Montage: führte man sie an den Verbindungsstellen zweier Einzelteile entlang, verschmolzen die beiden zu einem Stück.
    Die Tagesschicht erfuhr noch nichts von der Meldung. Die zweite und die nächste Schicht fanden sich in leicht verminderter Stärke ein; die Außerirdischen warben jedoch aus der Menge von Schaulustigen genug Leute an, um den Verlust auszugleichen.
    »Mr. Jenkins’ Bericht ist eine böswillige Erfindung«, erklärte der Sprecher der Außerirdischen, Mr. Revash go Ren, anläßlich seiner üblichen Pressekonferenz. »Die erwähnten Maschinen sind zur Temperatur‐und Klimaregelung, zur Gewährleistung der galaktischen Standardgravitation sowie anderer notwendiger Einrichtungen für das Personal unserer Büros bestimmt. Wir sind an vielfältige Erleichterungen dieser Art gewöhnt und können daher in für Menschen ausgestatteten Gebäuden nicht leben und arbeiten.«
    »Warum ist dann im Innern ein Raum von einer halben Meile Durchmesser«, wollte Hersch von der Times wissen, »wenn die Büroräume lediglich einen schmalen Ring in der äußeren Umwandung beanspruchen?«
    Revash lächelte. »Warum benötigen Sie einen ganzen Keller, um Ihre Häuser zu beheizen?« meinte er. »Einer der hiesigen Wilden würde sicherlich behaupten, dazu genügten ein Holzfeuer und ein Loch im Dach.«
    Darauf wußte Hersch nichts zu erwidern; nichtsdestotrotz fand die Meldung in zunehmendem Maße Glauben. Am Wochenende rührte bereits ein halbes Dutzend Tageszeitungen die Trommel zum Kreuzzug. Der Kongreß ernannte einen Untersuchungsausschu゚. Weitere Arbeitskräfte legten den Job nieder. Als es ernsthaft daran zu mangeln begann, verdoppelten die Außerirdischen den Lohn auf sechs Glückskapseln täglich und fanden daraufhin mehr Bewerber als sie gebrauchen konnten. Auf der Jerseyer Seite des Flusses brachen Unruhen aus. Man stellte Postenketten auf, schleuderte Bannflüche von den Kanzeln, unternahm fruchtlose Sabotageversuche.
    Trotz allem schritt die Arbeit fort.
    »Das ganze Problem ist psychologischer Natur«, sagte Baker. »Wir wissen, was für ein Volk sie sind – man sieht es ihnen geradezu an. Sie sind dekadent. Das ist ihre schwache Stelle. Dort müssen wir sie packen. Sie besitzen perfekte Maschinen, aber sie verstehen damit nicht umzugehen. Nicht bloß das, sie wollen es auch gar nicht, weil es ihre blütenweißen Händchen beschmutzen könnte. Deshalb sind sie hier und lassen uns die schmutzige Arbeit verrichten, obwohl das für sie ein zusätzliches Risiko bedeutet.«
    »Das macht auf mich keinen so dekadenten Eindruck«, sagte Cooley streitlustig. Mitternacht war vorüber, und sie saßen noch immer bei einem Kasten Bier in Bakers Wohnzimmer und diskutierten. Cooleys Gesicht war gerötet, und er sprach ein bißchen zu laut. »Denken wir einmal an eine archäologische Expedition nach – ja, nach Mesopotamien oder so einer Gegend. Nimmt man vielleicht einen Haufen Bauarbeiter mit Spitzhacken und Schaufeln mit auf den Weg? Keineswegs. Die Werkzeuge befördert man möglicherweise dorthin, aber die Arbeiter mietet man an Ort und Stelle. Das ist keine Dekadenz, sondern eine überaus vernünftige Vereinfachung.«
    »Na schön, aber wenn es sein müßte, könnten wir auch hingehen und selbst eine Schaufel in die Hand nehmen. Sie können es aber nicht. Sie kämen gar nicht auf den Gedanken. Sie sind überzüchtet, Ted. Es blieb ihnen gar keine andere Wahl, als ihre Maschinen bis zur Perfektion zu entwickeln, denn andernfalls würden sie nicht überleben. Das ist gefährlich. An dieser Schwäche müssen wir sie treffen.«
    »Ich sehe das nicht ein. Kriege gewinnt man mit Waffen.«
    »Was sollen wir denn tun, Atombomben auf sie werfen, die nicht losgehen, sie mit Kanonen bedrohen, die
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