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The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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daran erinnern, dass ich zu Hause war, im Bett. Ich schwöre es.«
    Ein verärgerter Ausdruck glitt über das Gesicht von Dickwanst. Er packte mich mit einer Hand, ballte die andere zur Faust und wollte zum Schlag ausholen.
    »Sag das nicht noch mal! Ich warne dich.«
    Ich schaute zu ihm hoch – und schwieg.
    »Na los, mach schon«, drängte Rattengesicht. »Prince wartet. Lass es uns erledigen.«
    Dickwanst hielt mich noch eine Sekunde am Kragen fest, die Faust erhoben und bereit zuzuschlagen, falls ich es wagen sollte, zu sprechen. Ich hielt den Mund. Schließlich setzte er wieder sein dümmliches Grinsen auf, ließ mein Hemd los und drückte mich zurück in den Stuhl. Dann schaute er mich verächtlich an, triumphierend. Ja, er war sichtlich zufrieden mit sich selbst. Er hatte mir befohlen, den Mund zu halten, und aus lauter Angst hatte ich ihm gehorcht. Er war wirklich ein großer, harter Bursche, dieser Dickwanst. Ich wette, er hätte fast jeden zusammenschlagen können, den er zufällig an einen Stuhl gefesselt vorfand.
    Ich bewegte weiter den Fuß auf und ab. Gib niemals auf .
    Dickwanst trat einen Schritt zurück. Rattengesicht lächelte vor Aufregung. War’s das? Würden sie mich jetzt erschießen?
    Nein. Rattengesicht drehte sich um und ging zu dem weißen Schubladenschrank an der Wand.
    In diesem Augenblick spürte ich etwas. Eine kleine, ruckartige Bewegung. Der Riemen um mein Fußgelenk. Ich konnte nicht hinuntersehen, aus Angst, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, aber es fühlte sich an, als hätte er ein wenig nachgegeben. Das Metall musste ihn ein kleines Stück durchtrennt haben, gerade so viel, dass ich meinen Fuß jetzt einen halben Zentimeter anheben und mit etwas mehr Kraft gegen die vorstehende Kante reiben konnte.
    Rattengesicht machte die zweite Schublade des Schranks auf. Ich hielt den Atem an, als ich sah, was er herausholte. Eine Injektionsspritze!
    Er schaute zu mir herüber, wollte die Angst in meinen Augen sehen. Er sah sie. Meine unglaubliche Angst – und das gefiel ihm. Er genoss es zu sehen, wie sehr ich mich fürchtete.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich. Die Worte kamen einfach aus mir heraus. Natürlich wusste ich es.
    Rattengesicht nahm eine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit aus der Schublade und grinste breit. Dickwanst grinste ebenfalls.
    Jetzt hielt Rattengesicht die Ampulle hoch, damit ich sie sehen konnte. »Das Zeug wird dir gefallen«, sagte er. »Weißt du, wie es wirkt? Es brennt. Ja, es ist wie eine Säure. Ich spritze es dir, und es verbrennt dich von innen. Langsam, ganz langsam. Ich habe Typen gesehen, die eine Stunde geschrien haben, bevor es sie umgebracht hat. Oh ja. Sie schreien und schreien, wie man es kaum für möglich hält.«
    Ich tat so, als geriete ich außer mir vor Angst. Ich musste mich nicht besonders verstellen dabei.
    »Ich weiß nichts!«, schrie ich. »Ich weiß noch nicht mal, wo ich bin!«
    Ich strampelte wie wild und zerrte an den Riemen. Nicht, weil ich tatsächlich versuchte, mich zu befreien, sondern weil ich so davon ablenken konnte, dass ich meinen rechten Fuß immer heftiger auf und ab bewegte. Und ich spürte es: Der Riemen gab nach! Das Metall schnitt immer tiefer hinein.
    Dickwanst lachte über meine Panik. »Du hättest reden sollen, als du die Chance dazu hattest, du kleiner Mistkerl«, sagte er. »Jetzt siehst du, was du davon hast.«
    Rattengesicht hielt die Injektionsspritze an die Ampulle. Er stieß die Nadel in die obere Öffnung und zog die klare Flüssigkeit in die Spritze auf.
    Ich beugte mich ganz weit in meinem Stuhl nach vorn und tat so, als würde ich panisch mit dem Fuß aufstampfen, damit ich den Riemen noch fester an der Metallkante reiben konnte.
    »Bitte! Bitte!«, schrie ich. »Ihr müsst mir glauben! Ich kenne euch nicht! Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin! Ich weiß nicht, wo ich bin!«
    Und plötzlich spürte ich es: Der Riemen um mein Fußgelenk löste sich! Ich konnte nicht vollkommen sicher sein, weil ich nicht hinsehen durfte, aber ich glaubte, dass es mir gelungen war, ihn durchzuscheuern. Ich probierte es aus, indem ich meinen Fuß ein ganz kleines bisschen vom Stuhlbein wegbewegte.
    Ja! Ich hatte es geschafft. Mein rechtes Bein war frei.

6

N UR EIN V ERSUCH

    Der Zeitpunkt war perfekt. Die beiden merkten nichts. Rattengesicht war damit beschäftigt, das Gift in die Spritze aufzuziehen. Seine Augen funkelten in Erwartung meiner Qual – und meines Todes. Dickwanst sah zu und genoss den
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