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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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abverlangen würde, wobei ihm die ehrliche Meinung und der Rat des Freundes eine gute Unterstützung sein könnten.
    "Wir haben Vorräte für mehrere Wochen."
    Er schob die Schüssel voll mit dampfenden Fleischstücken noch einmal zu ihm über den Tisch, nachdem er bemerkt hatte, das Granza sich sehr bescheiden aufgetan hatte. Doch dieser wehrte mit einer Handbewegung ab.
    "Wirklich! Kein Grund zu darben. Das wollen wir vielmehr den Dänen überlassen", bekräftigte Radik nochmals.
    Er selbst hatte eigentlich auch keinen richtigen Appetit, doch bemühte er sich, die Anspannung und Nervosität zu verdrängen und niemanden davon spüren zu lassen. Es erschien ihm wichtig, den Männern, die an der Tafel saßen, Zuversicht und Gelassenheit zu demonstrieren. Er hatte seinen Hauptleuten eindringlich klargemacht, wie wichtig es war, dass in der Burg, insbesondere auch unter den Zivilisten, Ruhe herrschte und jeder Anflug einer Panik unter den Leuten vermieden wurde. Solange jeder sehen konnte, dass die Garde den Aufgaben gewachsen war, würde es keine Unruhen geben.
    Seit einer Woche standen die Dänen vor dem Tor. Die Männer reagierten auf diese Situation unterschiedlich. Viele wirkten angespannt, nachdenklich und redeten deutlich weniger als sonst. Andere palaverten nun besonders viel und besonders laut.
    "Die Königsstandarte sollten wir uns holen! Wie wäre´s heute Nacht?", machte sich einer wichtig, der als Draufgänger bekannt war, "Wer kommt mit?"
    "Ich werde dir morgen früh zuwinken, vom Burgwall aus, wenn dein Kopf auf einer Lanze neben der Standarte steckt", erwiderte ein anderer, "Aber du wirst mich nicht sehen können, weil dann die Krähen längst deine Augen ausgepickt haben."
    "Elender Feigling!"
    "Einen kleinen Streich sollten wir den Dänen ruhig spielen", meinte ein weiterer, "Wir können doch nicht ruhig zusehen, wie die sich da so gemütlich einrichten."
    Radik war klar, dass es viele seiner Männer nach Taten dürstete. Sie waren Krieger und wollten kämpfen. Das ruhige Abwarten, noch dazu in unmittelbarer Nähe des Feindes, war ihre Sache nicht. Doch mussten solche Tollkühnheiten unter allen Umständen von ihm unterbunden werden.
    "Sobald sich unser Besuch wieder verabschiedet hat, stelle ich es jedem von euch frei, von der Klippe zu springen oder auf andere Art völlig sinnlos sein Leben zu beenden. Im Moment brauche ich aber jeden von euch und werde daher nicht dulden, dass irgendjemand solche Dummheiten begeht. Wer wirklich glaubt, er könne einfach so hinausspazieren und eine Heldentat vollbringen, sollte gewarnt sein. Vor den Dänen – und vor mir!"
    Viele Männer nickten zustimmend. Dem zahlenmäßig weit überlegenen Feind vor der Burg entgegenzutreten war ja geradezu das Dümmste, was man hätte tun können.
    "Die Krieger der anderen Burgen werden sich bereits formiert haben und unter Führung der Fürsten einen Angriff auf die Dänen vorbereiten. Dann kommt auch unsere Stunde!"
    "Warum ist diese Hilfe nicht schon längst eingetroffen?"
    "Genau! Der Plan der Dänen zum Angriff war doch seit Tagen bekannt."
    Dieselben Männer, welche eben noch für einen Streich gegen die Dänen plädiert hatten, meldeten sich nun erneut lautstark zu Wort.
    "Seit Tagen hört man das Hämmern der Axt. Wofür wohl brauchen die Dänen das Holz. Als Brennholz? Im Sommer? Nein, nein! In aller Ruhe werden Belagerungswaffen gebaut! Bald dürften uns ihre Wurfmaschinen nette Grüße über den Wall senden!"
    "Und von den Truppen der Fürsten ist nichts zu sehen!"
    Radik merkte, wie sich die Unruhe unter den Männern ausbreitete und auch jene erfasste, die ihm bis eben noch ganz besonnen erschienen waren. In der Tat hatte auch er selbst damit gerechnet, dass die Fürsten, die ja über eine viele größere Schar an Kriegern verfügten als die Garde in Arkona ausmachte, den Feind direkt nach dessen Anlandung attackieren würden. Das bisherige Ausbleiben jeglicher Hilfe und jeglicher Nachricht verwunderte ihn daher, auch wenn er sich davon bisher nicht beunruhigen ließ. Er blickte zu Granza, der irgendwie teilnahmslos in seinem Essen stocherte, als habe er die Reden überhaupt nicht wahrgenommen.
    "Was sagst du dazu?"
    Granza sah fast erschrocken auf, führte einen Löffel mit Suppe zum Mund und verschluckte sich sogleich heftig. Er hustete mit hochrotem Kopf, während er den Teller von sich wegschob, als sei dessen Inhalt vergiftet.
    "Keine … keine Sorge", krächzte er schließlich mit bemühtem Lächeln.
    Alle
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