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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Autoren: Freeman Jane
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er schläfrig.
    »Du bist also wieder da.«
    »Klar, bin heute Nachmittag zurückgekommen. War echt
toll. Pass auf, Babe, ich bin schon im Bett. Bin echt fertig. Ich ruf dich morgen an.«
    »Übernimm dich bloß nicht. Wieso solltest du auch vorbeikommen und Zeit mit mir verbringen wollen.« Clare durchzuckte es. Sie schien plötzlich von einem Dämon besessen zu sein, der mit schriller, weinerlicher Stimme durch sie sprach. Statt kühl und distanziert und leicht amüsiert zu klingen, hörte sie sich winseln wie einen jungen Hund, der noch nicht ganz dicht war.
    »Was meinst du damit?« Leo klang schon ein wenig munterer. »Komm schon, Clare, ich hatte drei echt harte Wochen am Filmset und wollte einfach früh ins Bett gehen.«
    Clare versuchte, die Lippen zusammenzupressen, aber der Dämon ließ sich nicht mehr bremsen. »Du hast dir nicht mal die Mühe gemacht, bei mir anzurufen, um mir zu sagen, ob du vorbeikommst oder nicht«, hörte sie sich zu ihrem Entsetzen giften.
    »Na, dass ich zu dir komme, hab ich aber auch nicht gesagt«, entgegnete Leo scharf. »Was ist los mit dir? Wieso bin ich auf einmal der Böse? Ich war drei Wochen weg – drei Wochen, in denen ich gearbeitet habe – und kehre heim, um endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen zu können. Was ist daran so schlimm?«
    Clare hatte das schreckliche Gefühl, gleich heulen zu müssen. Reines Selbstmitleid, sagte sie sich hart und versuchte energisch, die Tränen wegzublinzeln.
    Als wäre nicht alles schon schlimm genug, meldete sich der Dämon wieder zu Wort und quengelte: »Es ist ja bloß, dass ich wusste, du würdest heute zurückkommen, und ich dachte, du wolltest mich vielleicht sehen, nachdem du fast einen Monat weg warst. Wie dumm von mir. Ich muss wohl nicht ganz klar im Kopf gewesen sein.«
    »Es waren drei Wochen, kein Monat«, berichtigte Leo. »Und ich versteh dich immer noch nicht. Ich meine, wir sind
ja schließlich nicht verheiratet, oder so. Wir sind zwei eigenständige Menschen, die ihr eigenes Leben leben. Das ist es ja gerade, was uns so an unserer Beziehung gefällt, nicht wahr? Jeder lebt sein Leben, und wenn es uns passt, dann sehen wir uns. Du weißt, dass ich gerade das so an dir liebe, Babe, dass du so unabhängig bist, dass du dein eigenes Leben hast. Deshalb passen wir ja auch so gut zueinander.«
    Clare wusste, dass sie auflegen sollte, aber ihre Hand wollte den Hörer einfach nicht loslassen. »In deinen Augen vielleicht. Du tauchst einfach hier auf, wann es dir passt, und rufst nicht mal an, wenn nicht«, greinte sie. Clare fragte sich langsam, ob sie sich nicht einfach die Zunge abbeißen sollte, um dem Spuk ein Ende zu machen.
    »Jetzt pass mal auf.« Leo kam nun auch in Fahrt. »Du klingst ja schon wie eine von diesen Zicken, die einem vorschreiben wollen, wie es zu laufen hat. Ich habe gearbeitet, jetzt schlafe ich, und wenn es uns beiden passt, dann sehen wir uns. Mehr ist da nicht. Was ist bloß los mit dir?«
    »Was ist bloß los mit dir?«, äffte ihn Clare kindischerweise nach. Und um ganz sicher zu gehen, fügte sie noch hinzu, »du egoistisches Arschloch.« Dann klappte sie – mit enormer Willensanstrengung – den Mund zu und knallte den Hörer auf. Anschließend riss sie den Stecker aus der Wand, um zu verhindern, dass Leo noch mal anrief, um das letzte Wort zu haben, vor allem jedoch, um den Dämon, der versucht war, eben das zu tun und ihre Erniedrigung damit komplett zu machen, zum Schweigen zu bringen.
    Dann fuhr sie sich fassungslos mit den Fingern durch die Haare. Sie konnte nicht glauben, was soeben passiert war. Welcher Teufel hatte sie da nur geritten? Wie hatte sie ihm Anschuldigungen an den Kopf werfen und sich wie eine Fünfjährige aufführen können? Wahrscheinlich würde sie nun nie wieder etwas von ihm hören, und daran war allein sie schuld.
    Die CD war zu Ende, und in der Wohnung herrschte auf
einmal eine drückende Stille. Verzweifelt ließ sich Clare aufs Sofa sinken und streifte die hochhackigen Pumps ab. Nachdem sie Monate damit zugebracht hatte, sich vor Leo als unabhängige, kühl-denkende Karrierefrau zu präsentieren, hatte sie nun alles in einem einzigen hysterischen Telefonat vermurkst.
    Und natürlich, dachte sie erbittert, war es ihm nicht mal in den Sinn gekommen, sie sehen zu wollen. Er war mit den Gedanken noch immer bei seinem blöden Film. Aber so würde es mit Leo ewig sein. Bei ihm würde sie immer erst an zweiter Stelle, nach seiner Schriftstellerei kommen, würde
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