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Süsse Sehnsucht Tod

Süsse Sehnsucht Tod

Titel: Süsse Sehnsucht Tod
Autoren: Jason Dark
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sein.«
    »Wieso das?« Sie stemmte die Hände in die Hüften.
    »Nur so«, sagte ich. »Nur so.« Ich sah zu, daß ich in mein Büro kam.
    Dabei lief ich etwas zu schnell. Kaffee schwappte über und bildete auf der Untertasse eine Lache.
    Suko saß schon an seinem Platz. »Hast du die Telefonnummer dieser Mandy Alwood?«
    »Nicht im Kopf.« Ich hatte sie mir aufgeschrieben. Der Zettel war von der Schreibtischunterlage verdeckt.
    Mandy gehörte zu den Menschen, die tagsüber sicherlich länger schliefen, da sie am Abend arbeiteten, aber zu früh war es auch nicht.
    Außerdem hatte ich einen triftigen Grund, sie anzurufen.
    Der Ruf ging durch. Einmal, zweimal, dreimal. Jetzt hätte sie eigentlich abheben müssen, was auch geschah, aber nicht Mandy meldete sich, sondern eine mir fremde Männerstimme, die nur ein knappes »Ja bitte« von sich gab.
    Ich hatte die richtige Nummer gewählt, das wußte ich. Und jetzt, wo ich diese fremde Stimme hörte, schoß mir das Blut in den Kopf. Mein Adrenalinspiegel jagte in die Höhe. Ich spürte leichte Beklemmungen, das alles geschah in Sekundenschnelle, und Suko, der mithörte, bekam einen starren Gesichtsausdruck.
    »Ich hätte gern mit Mandy Alwood gesprochen«, sagte ich.
    »Wer sind Sie?«
    »Verdammt, wer sind Sie denn?«
    »Sagen Sie Ihren Namen!«
    »Sie sind Polizist, nicht wahr?« Ich sprach aus einem Gefühl heraus und fügte hinzu: »Ein Kollege.«
    Die letzten beiden Worte brachten den anderen auf Trab. »Habe ich richtig verstanden? Kollege?«
    »Ja, ich heiße John Sinclair. Scotland Yard und…«
    »Klar, ich weiß Bescheid.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Murray, Mordkommission.«
    »Ah, wir kennen uns.« Das rutschte mir noch über die Lippen, bevor sich in meinem Magen der Klumpen zu einem wahren Berg verdichtete und sich kalte Schweißtropfen auf meinem Nacken gebildet hatten. Es war passiert. Mandy lebte nicht mehr. Mein Traum, mein verfluchter Traum!
    Diese Vorahnung, all das war eingetroffen. Fahrig wischte ich über meine Stirn und hörte Murrays Stimme. »Sind Sie noch dran, Sinclair?«
    »Das bin ich.«
    »Okay, dann sage ich Ihnen, daß Mandy Alwood nicht mehr lebt. Sie wurde noch in der Nacht gefunden, und zwar von einem Nachtwächter, wenn Ihnen das weiterhilft.«
    »Im Moment nicht. Kann das bedeuten, daß man sie nicht in ihrer Wohnung fand?«
    »Richtig, Kollege. Nicht in ihrer Wohnung. Dafür in einer Schreinerei. Wenn man dem Zeugen glauben darf, muß sie sich selbst mittels einer Kreissäge umgebracht haben. Kein schöner Tod. Und auch für abgebrühte Polizisten nur schwer zu ertragen.«
    Ich schaffte es nur mühsam, meine Empfindungen zu unterdrücken und sachlich zu bleiben. »Wie lange werden Sie die Wohnung noch besetzt halten, Mr. Murray?«
    »Wir sind so gut wie fertig.«
    »Haben Sie etwas gefunden, was auf einen Selbstmord hindeutet? Einen Abschiedsbrief zum Beispiel?«
    »Nichts.«
    »Auch nichts, was Ihnen vielleicht spanisch vorgekommen wäre?«
    Diese Bemerkung veranlaßte ihn zu einem trockenen Lachen. »Doch, Sinclair, doch. Da steht zum Beispiel ein altes Radio, das man nur noch auf Flohmärkten sieht. Ist schon eine Antiquität. Aber über andere Dinge sind wir nicht gestolpert. Und ich glaube auch nicht, daß sie umgebracht wurde. Steve Coltrane, so heißt der Zeuge, hat sie in den letzten Sekunden ihres Lebens noch gesehen, ohne ihr allerdings helfen zu können. Sie war nicht mal auf dem Transportband festgeschnallt. Sie hat sich freiwillig auf die Kreissäge zuschieben lassen.«
    »Ja, freiwillig«, murmelte ich.
    »Sagten Sie was?«
    »Sollten Sie einen Ersatzschlüssel in der Wohnung gefunden haben, bitte ich Sie, ihn mir vorbeizubringen.«
    »Wird erledigt. Aber wir wollen mit dem Fall nichts mehr zu tun haben. Eindeutig Selbstmord, das können selbst Sie als mißtrauischer Mensch nicht bestreiten.«
    »Ich habe nichts Gegenteiliges verlauten lassen.«
    »Das beruhigt mich.«
    Ich legte wieder auf und sprach zunächst kein Wort. Die Hände hatte ich auf die Schreibtischplatte gelegt. Der Blick war ins Leere gerichtet, und ich schwieg, denn mir fehlten einfach die Worte. Suko war pietätvoll genug, um keine Fragen zu stellen. Er wußte, daß ich die Phase der Erholung und des Nachdenkens brauchte.
    Gedankenverloren trank ich einen Schluck Kaffee. Ich hätte auch Wasser trinken können. Einen Unterschied hätte ich in diesem Augenblick kaum geschmeckt. Ich war taub. Einfach außer Gefecht gesetzt. Ich wußte nicht, wie ich diese
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