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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika
Autoren: Bill Bryson
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großen Verbesserungen im amerikanischen Alltag, der Einführung von Telefonnummern, die jeder Idiot behalten kann. Lassen Sie mich erklären.
    Aus komplizierten historischen Gründen befinden sich auf den Tasten aller amerikanischen Telefone (außer auf der l und der 0) auch drei Buchstaben des Alphabets. Auf der Taste für 2 steht ABC, der für 3 DEF und so weiter.
    Früher einmal wußte man, daß man sich Nummern leichter merken kann, wenn man sich auf die Buchstaben verläßt und nicht auf die Ziffern. Wenn man zum Beispiel in meiner Heimatstadt Des Moines die Zeitansage anrufen wollte, mußte man 244-5646 wählen, was natürlich keiner behalten konnte. Wenn man aber BIG JOHN wählte, bekam man ebendiese Nummer, und alle behielten sie mühelos. (Nur seltsamerweise meine Mutter nicht, die es nie so mit Vornamen hatte und gewöhnlich bei irgendeinem Fremden landete, den sie weckte und nach der Zeit fragte. Aber das ist eine andere Geschichte.)
    Irgendwann in den letzten zwanzig Jahren entdeckten große Firmen, daß sie uns allen das Leben leichter machen und jede Menge gewinnträchtiger Telefonate für sich verbuchen konnten, wenn sie sich Nummern mit eingängigen Buchstabenkombinationen zulegten. Wenn man jetzt eine Geschäftsnummer anruft, wählt man fast ausnahmslos 1-800-FLY TWA oder 24-GET-PIZZA oder was weiß ich. In den letzten zwei Dekaden gab es nicht viel, das simplen Gemütern wie mir das Leben deutlich lebenswerter gemacht hat, aber das zählt einwandfrei dazu.
    Während ich in England einer schulmeisterlichen Stimme lauschen mußte, die mich beschied, daß die Vorwahl für Chippenham nun 01724750 lautete, außer bei einer vierstelligen Telefonnummer, da sei sie 9, esse ich nun Pizza, buche Flüge und bin, was die moderne Telekommunikation betrifft, um einiges versöhnlicher gestimmt.
    Und jetzt verrate ich Ihnen eine großartige Idee. Ich finde, wir sollten alle eine Nummer für alles haben. Meine wäre natürlich 1800-BlLL. Und sie wäre wirklich für alles – sie würde auf meinen Schecks auftauchen, meinen Paß zieren, ich könnte ein Video damit ausleihen, und mein Telefon würde klingeln, wenn man sie wählte.
    Es würde natürlich bedeuten, daß man unzählige Computerprogramme neu schreiben müßte, aber das wäre sicher zu schaffen. Ich habe vor, es mit meinem Computerlieferanten zu besprechen, sobald ich mal wieder an meine Seriennummer komme.

    Also, Herr Doktor, ich wollte mich gerade hinlegen...

    Das gibt's doch nicht! Laut letztem statistischen Jahrbuch der Vereinigten Staaten ziehen sich jedes Jahr mehr als 40 000 US-Bürger auf Betten, Matratzen und Kissen Verletzungen zu. Denken Sie mal eine Minute darüber nach. Das sind mehr Menschen, als in einer mittleren Großstadt wohnen, fast 1100 Betten- Matratzen- oder Kissenunfälle pro Tag. In der Zeit, die Sie zum Lesen dieses Artikels brauchen, haben es vier Amerikaner irgendwie geschafft, sich an ihrem Bettzeug zu lädieren.
    Wenn ich es nun anspreche, dann nicht deshalb, weil ich die Leute hier für tölpelhafter als den Rest der Welt halte, wenn es gilt, sich abends hinzulegen (obwohl es offensichtlich Tausende gibt, die eine zusätzliche Trainingseinheit gebrauchen könnten), sondern weil ich Ihnen erzählen will, daß es über dieses ausgedehnte, riesige Land fast keine Statistik gibt, bei der man nicht ins Stutzen gerät.
    So richtig begriff ich das erst neulich wieder, als ich in unserer Stadtbücherei etwas völlig anderes in der erwähnten Statistik nachschlagen wollte und zufällig auf »Tabelle Nummer 206: Verletzungen durch Konsumgüter« stieß. Selten habe ich ein unterhaltsameres halbes Stündchen verbracht.
    Bedenken Sie doch einmal diese faszinierende Tatsache: Fast 50 000 Amerikaner ziehen sich jedes Jahr an Bleistiften, Kugelschreibern und anderem Schreibtischzubehör Verwundungen zu. Wie machen sie das? Ich habe so manche lange Stunde am Schreibtisch gesessen und hätte fast jedes Malheur als willkommene Abwechs
    lung begrüßt, bin aber nicht ein einziges Mal auch nur annähernd soweit gekommen, mir wirklich körperlichen Schaden zuzufügen.
    Ich frage Sie also noch einmal: Wie schaffen diese Leute das? Vergessen Sie bitte nicht, daß es sich um ernsthafte Blessuren handelt, die einen Trip zur Ersten Hilfe nötig machen. Sich eine Heftklammer in die Zeigefingerspitze zu rammen zählt nicht (was mir tatsächlich häufiger passiert und manchmal nur zufällig). Wenn ich nun den Blick über meinen Schreibtisch schweifen
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