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Sternenfaust - 071 - Amok!

Sternenfaust - 071 - Amok!

Titel: Sternenfaust - 071 - Amok!
Autoren: Luc Bahl
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machte, dass Widerspruch unerwünscht war. Alle bejahten und machten Platz für den Neuankömmling.
    Keine fünf Minuten später hatte der Leitende Ingenieur Dana über die Hintergründe des auffälligen Verhaltens einiger Besatzungsmitglieder informiert und ihr seinen Vorschlag unterbreitet, wie er mit dem Problem umgehen wollte.
    »Gute Idee, L.I.«, sagte Dana und lächelte. Das erklärte das seltsame Verhalten der Crewmitglieder und Jeffersons in der Kantine vorhin. »Meinen Segen haben Sie!« Wenn doch nur alles so einfach wäre und vor allem so einfach zu lösen , dachte sie.
    »Vielleicht lässt sich Ihr Vorschlag ja später auch auf die anderen Schiffe der Expedition ausweiten«, fuhr sie fort. »Aber jetzt machen Sie erstmal so, wie Sie es geplant haben, dann sehen wir weiter.«
    »Aye, Ma’am.«
    Weder sie noch Jefferson konnten ahnen, dass diese Entscheidung dramatische Konsequenzen haben sollte.
     
    *
     
    »Der Fraß, den ihr mir vorsetzt, ist einfach widerwärtig«, grunzte Caan. Genauer gesagt, ahmte die Translatorstimme seinen gutturalen Tonfall recht präzise nach.
    »Tut mir Leid«, sagte Philipp Harris und grinste spöttisch. »Was anderes gibt es nicht.«
    »Dann bestell eurem Koch, dass er auf meinem Schiff höchstens einen Job als Latrinenputzer bekommen hätte!«
    »Kann ich tun,« erwiderte Harris, »aber ich würde mir an deiner Stelle noch mal überlegen, ob ich ihm das wirklich ausrichten soll.«
    »Warum? Macht er sich dann vor Angst in die Hosen?«
    »Nein«, lachte Harris. »Wohl kaum. Aber du müsstest damit rechnen, dass deine nächste Mahlzeit Zutaten enthält, die dir ganz gewiss nicht munden.«
    »Ha!«, grollte Caan. »Wenn ihr mich vergiften wolltet, hättet ihr längst Gelegenheit dazu gehabt!«
    Die Tatsache, dass sich Caan nun schon seit einigen Tagen immer wieder zu kleinen Schwätzchen mit der Wachmannschaft herabließ, war eine Sensation. Neben der kleinen Schleuse, durch die der Gefangene sein Essen erhielt, über das er sich neuerdings regelmäßig beschwerte, befand sich ein kaum acht Zoll großer Monitor mitsamt Gegensprechanlage und eingebautem Translator. Diese Anlage diente der Kommunikation zwischen dem Gefangenen und seinen Bewachern. Im Rahmen einer rasch genehmigten Hafterleichterung war das Gegenstück des Monitors auf der Innenseite des Schotts aktiviert worden, sodass Caan sehen konnte, mit wem er sprach.
    Noch war allerdings kein Anlauf von Dana Frost oder Bruder William unternommen worden, das Tauwetter zu einer Verständigung auf offizieller Ebene zu nutzen.
    »Warten wir ab«, hatte Dana angeordnet, »und lassen wir ihn erstmal mit den Marines der Wachmannschaft sprechen. Vertrauen, wenn man davon überhaupt reden kann, wird sich bei dem Morax erst ganz langsam entwickeln.«
    »Es ist ja schon ein riesiger Fortschritt, dass er überhaupt mit jemandem spricht und nicht mehr alles zu Kleinholz verarbeitet«, meinte Bruder William dazu. »Da sollten wir nicht den Fehler begehen und ihn provozieren.«
    »Sobald er sich einigermaßen mit seiner Situation abgefunden hat, wird er selber danach verlangen, mit uns zu sprechen«, bestätigte Dana und fragte sich, warum sie sich um so vieles sicherer geben konnte, als sie eigentlich war.
    »Naja«, meldete sich die Translatorstimme des Gefangenen jetzt wieder bei Marine Harris, »vielleicht kannst du dem Koch stattdessen ja meine Komplimente bezüglich seiner unnachahmlichen Künste mitteilen und …«
    »Das«, unterbrach ihn Harris stirnrunzelnd, »nimmt er mir sicher genauso wenig ab wie ich dir. Wenn ihn etwas noch viel misstrauischer macht als Beschwerden, dann ist es, wenn jemand seine Mahlzeiten als wohlschmeckend lobt.«
    Unübersetzbare Laute folgten. Harris fragte sich, ob das wohl ein Lachen gewesen sein konnte und ob ein Morax wohl etwas mit dem Konzept der Ironie anfangen konnte.
    Doch Caan sprach schon weiter. »Wie bekommt man ihn dann dazu, dass er diese gelben Dinger, die es auch heute gegeben hat, diese … ich weiß nicht, wie das Zeug heißt …«
    »Äh, Kartoffeln?«, sagte Harris verwirrt.
    »Von mir aus, Kartoffeln. Also: Ich wäre eurem Zauberer der Pfannen und Töpfe zutiefst verbunden, wenn er diese Knollen nicht so weich und matschig kochen würde.« Harris wünschte sich, der Far Horizon-Konzern würde endlich einmal Translatoren entwickeln, die auch Stimmungslagen mit angaben. So hätte er sich den Sarkasmus bei dieser im offenbaren Befehlston hervorgestoßenen Bitte nicht wieder
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