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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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der Möglichkeit erzählt, in verlassenen Gebäuden reiche Beute machen zu können – noch dazu quasi rechtmäßig. Einmal, so Steel, habe er in Russland Goldmünzen gefunden, mit denen er das Essen für das gesamte Regiment bezahlt habe. Ein andermal fand er genug Spitze, um damit drei Unterröcke für seine Geliebte anfertigen zu lassen.
    Aber es war weder Gold noch Spitze, was Tom Williams sah, als er die Tür am oberen Treppenabsatz öffnete.
    In der Kammer saß jemand auf dem Bett. In einer Hand hielt er ein Glas Brandy, in der anderen eine geladene Pistole: Aubrey Jennings in Hemd und Breeches. Seine äußere Erscheinung erinnerte kaum noch an den Dandy, den er früher so gern im Regiment gegeben hatte. Er war hager im Gesicht geworden und hatte Spuren vom Schießpulver auf Wangen und Stirn. Auf dem Fußboden lagen zwei Männer. Einer sah wie ein britischer Rotrock aus. Der andere war ein französischer Captain. Beide waren tot.
    Es war schwer zu sagen, wer mehr überrascht war – Jennings oder Williams. Einen Moment lang sah es so aus, als würde der Major den Abzug betätigen. Doch er besann sich eines Besseren, sicherte die Waffe vorsichtig und legte sie auf den Tisch.
    »Sieh an. Was für eine Erleichterung. Und ich dachte schon, Ihr wärt wieder so ein Kerl, der es auf mich abgesehen hat. Ich wurde gefangen genommen, seht Ihr? Dieser Franzmann hier wollte mich umbringen. Aber der tapfere Bursche dort eilte mir zu Hilfe und wurde dann selbst erschossen. Ich sah schon mein eigenes Ende vor Augen. Und jetzt seid Ihr es, der mir zu Hilfe kommt, Tom. Wer hätte das gedacht. Aber kommt doch rein. Ein Glas Cognac?«
    Der Fähnrich war sprachlos. Er war im Augenblick nicht fähig, die Situation voll zu erfassen. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Jennings versucht, ihn zu töten. Doch hier saß der Major nun, ein Vergewaltiger, und begrüßte ihn auf freundliche Weise.
    »Ich … ich verstehe nicht ganz, Major. Ich dachte …«
    »Mir ist bewusst, was Ihr denkt, Tom. Aber lasst es mich erklären. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich Euch bei unserer letzten Begegnung verwunden musste. Wie ich sehe, habt Ihr Euch erholt. Die Wahrheit ist, dass mir keine andere Wahl blieb. Seht Ihr, Tom, ich bin ein britischer Spion. Ich bin einzig und allein dem Herzog von Marlborough verpflichtet, niemandem sonst.«
    »Aber das Dorf. Miss Louisa. Mr. Steel sagte, Ihr hättet … hättet …«
    »Mr. Steel hat sich geirrt, Tom. Er wusste nicht, wie mein Auftrag lautete, konnte es nicht wissen. Dennoch, während Ihr Euch auf dem Schlachtfeld abgemüht habt, habe ich hier in Blenheim den Krieg hinter der Front geführt. Meine gezielten Informationen, die ich dem Herzog rechtzeitig zuspielen konnte, führten letzten Endes zu unserem Sieg, Tom.«
    Er erhob sich. Williams aber wich einen Schritt zurück, da er nicht sicher war, ob er dem Major wirklich trauen durfte.
    »Kommt, Tom. Legt den Degen beiseite. Ich sehe, dass Ihr zögert. Was haltet Ihr davon, wenn wir zunächst Colonel Farquharson aufsuchen? Und dann bringe ich Euch zu Marlborough. Er wird begeistert sein, mich zu sehen. Und wenn ich ihm erzähle, dass Ihr mich gefunden habt, wird er Euch reich belohnen, glaubt mir, Tom. Ihr seid noch jung, und dann schon eine Beförderung? Nicht schlecht, wie? Hat es alles schon gegeben. Aber kommt. Ich brauche eine Waffe. Diese französischen Pistolen mögen ja gut sein. Aber sie sind eine Schande für einen englischen Offizier. Jetzt reicht mir Euren Degen. Merkt Ihr denn nicht, dass ich begierig auf den Kampf draußen bin? Ihr könnt doch nicht den ganzen Ruhm allein einheimsen, wie? Euren Degen, Tom, und wir machen uns auf den Weg.« Mit diesen Worten griff er nach seinem Uniformrock und zog ihn an.
    Ohne nachzudenken und beflügelt von der Aussicht auf Beförderung, bot Williams dem Major den Degen dar. Jennings nahm die Waffe entgegen und lächelte. »Für diese Klinge hätte ich mich nicht entschieden, aber in diesem Fall wird sie meinen Ansprüchen genügen.«
    Williams starrte ihn an und wusste nicht, wie er die letzten Worte des Majors einordnen sollte. Im selben Moment streckte Jennings den Arm aus und brachte die Spitze des Degens an die Brust des jungen Fähnrichs. Mit sanftem Druck gab er Williams zu verstehen, sich von der Tür wegzubewegen, und drängte ihn dann langsam zurück zur Wand.
    »Es tut mir sehr leid, Williams. Tatsächlich ist nichts von alledem wahr, müsst Ihr wissen.«
    Der Fähnrich erstarrte.
    »Und da Ihr
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