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Stark gegen Stress

Stark gegen Stress

Titel: Stark gegen Stress
Autoren: Beobachter Buchverlag
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Sinn zu finden, hat mit persönlicher Gratifikation zu tun (siehe Kapitel «Wertschätzung und Anerkennung», Seite 109) und geht weit über die Gratifikation von anderen hinaus.
    Wenn wir Sinnhaftigkeit in einer Sache, einer Aufgabe entdecken und es uns sinnvoll erscheint, uns dafür einzusetzen, dann scheuen wir in der Regel weder Anstrengung, Schweiss noch Schmerz. Wenn hingegen derSinn fehlt, nicht erkannt werden kann oder einem zu unbedeutend erscheint, dann wird die Mühsal schnell zur unerträglichen Last – und Stress entsteht. Sinnhaftigkeit lässt uns also sehr viele Anstrengungen und Qualen erdulden. Man tut es für einen grösseren Zweck, es lohnt sich – man erkennt ein persönliches oder ein kollektives Ziel darin.
    In der Psychologie hat der bekannte Wiener Neurologe und Psychiater Viktor Frankl die Bedeutung der Sinngebung intensiv thematisiert. Als Jude war er im Zweiten Weltkrieg in den Konzentrationslagern von Theresienstadt und Auschwitz den Gräueln des Holocaust ausgesetzt und erlebte den gewaltsamen Tod seiner Eltern und seiner Frau. Ihm blieb nichts übrig als die Wahl zwischen Verzweiflung oder Sinnfindung: Was macht das alles für einen Sinn? Wie können Menschen so abgrundtief brutal zueinander sein? Welchen Sinn machen Gewalt und Rache?
    Viktor Frankl kam zum Schluss, dass nur Versöhnung und Sinnstiftung den Schmerz stillen können, dass man nur dann weiterleben kann, wenn man sich mit dem Schicksal aussöhnen, es als sinnhaft annehmen kann – selbst wenn man vielleicht den tieferen Sinn gar nicht erkennen kann.
    Plus eine Dimension
    Die Sinnstiftung ist Bestandteil unseres täglichen Wirkens und Handelns. Damit wird der moderne Stressansatz, den wir Ihnen in diesem Buch zu vermitteln versuchten, um ein weiteres Element angereichert: Es geht nicht nur um Anforderungen und um die Ressourcen, die wir den Anforderungen entgegenstellen können, um den Stress zu bewältigen und ihn als weniger gravierend zu erfahren. Es geht auch um die Frage, ob wir es überhaupt als sinnvoll erachten, unsere Ressourcen zu nutzen. Falls ja, werden wir motiviert sein, sie ins Spiel zu bringen.
    HINWEIS Letztlich geht es bei der Stressbewältigung in starkem Ausmass um die Sinnfrage. Welche Investition ist sinnvoll, wie viel Energie will man aufwenden, um ein Stressereignis zu bewältigen, aber auch um mit den eigenen Werten in Einklang zu bleiben? Je mehr wir also über den Sinn in unserem Leben reflektieren, den Sinn in einer Aufgabe erkennen, Sinn in schwierigen Situationen stiften können, desto eher gelingt uns eine angemessene Stressbewältigung.
    Schicksalsschläge und Sinnkrisen
    Die Sinnfrage stellt sich in ganz besonderem Masse bei der Bewältigung von schwierigen Lebensaufgaben und Schicksalsschlägen, von Ereignissen also, die uns enormen Stress bereiten. Die in Kapitel 8 beschriebenen Bewältigungsstrategien greifen vor allem im Umgang mit täglichen Widrigkeiten; sie reichen nicht aus bei wirklich schweren, einschneidenden, erschütternden Vorkommnissen, etwa beim Tod eines geliebten Menschen, bei plötzlicher Behinderung, schwerer Krankheit, Kriegs- oder Foltererfahrung. In solchen Situationen taucht die Sinnfrage mit Vehemenz auf: «Warum trifft mich dieser harte Schicksalsschlag?», «Hat es noch einen Sinn, trotz schwerer Behinderung weiterzuleben?», «Welchen Sinn hat der Tod des geliebten Menschen?» usw.
    Manchmal mag es gelingen, in einer Krise, einem Schicksalsschlag Sinn zu sehen und sich damit auszusöhnen – vielfach aber auch nicht. Dann bleibt nichts als die schwierige Aufgabe des Hinnehmens, des Akzeptierens, um sich mit dem Schicksal irgendwie wieder versöhnen zu können. Nur so lässt sich ein sinnloser Schicksalsschlag bewältigen, ohne dass Bitterkeit zurückbleibt. Viktor Frankl drückte es so aus: «Das Schicksal, das ein Mensch erleidet, hat also erstens den Sinn, gestaltet zu werden – wo möglich –, und zweitens, getragen zu werden – wenn nötig.» (Frankl, 1991, S.151).
    Zum Überlegen: Die Frage nach dem Sinn
    ▪ Wann, in welchen Situationen stellen Sie sich die Sinnfrage?
    ▪ Welche Orientierungshilfen haben Sie bei der Sinnsuche?
    ▪ Erkennen Sie Sinnhaftigkeit im Alltag, bei der Ausführung Ihrer Aktivitäten?
    ▪ Wenn Sie schwere Schicksalsschläge erlebt haben: Konnten Sie darin einen Sinn sehen? Wenn nicht, wie haben Sie sie überwunden? Was hat Ihnen dabei geholfen?
    Sinn suchen – und eventuell finden
    Sinn wäre also eine gute Sache – doch wie
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