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Spanien: Jakobsweg Camino Francés

Spanien: Jakobsweg Camino Francés

Titel: Spanien: Jakobsweg Camino Francés
Autoren: Raimund Joos
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kulturelle oder touristische Interessen eine Rolle spielten, lässt sich heute sicher nicht mit Gewissheit feststellen. Beim Lesen mancher Pilgerberichte kommt aber die Vermutung auf, dass neben frommen Motiven auch damals schon ähnliche Gründe eine Rolle gespielt haben könnten, wie sie dies heute auch noch tun.
    Gemäß der Pilgerstatistik des unter der Leitung der katholischen Kirche stehenden Pilgerbüros in Santiago sind bei den meisten Pilgern auch heute noch religiöse Motive für die Pilgerreise nach Santiago ausschlaggebend. Die repräsentative Gültigkeit dieser Statistik darf hier allerdings angezweifelt werden, da nicht religiös motivierte Pilger, die dies bei ihrer Ankunft im Pilgerbüro auch so angeben, keine traditionelle Compostela ( > Seite 242 ), sondern lediglich eine einfache Bestätigung erhalten. Diese ist aber auch bei nicht religiös motivierten Pilgern meist weniger beliebt, und so werden im Pilgerbüro oft entgegen der tatsächlichen Motivation auch religiöse Gründe angegeben bzw. vorgegaukelt. ( o Ein kleiner Akt des Selbstbetrugs?) Bei näherer Kenntnis der Pilgerszene entsteht zumindest auf den zweiten Blick der Eindruck, dass bei der Motivation der meisten Pilger heute spirituelle Gründe in einem weiteren Sinne eine bedeutende Rolle spielen. Die Form der spirituellen Motivation hat sich mit der Zeit natürlich gewandelt. Religiöser Zwang und Höllenangst spielen heute wohl nur noch in bedauerlichen Einzelfällen eine Rolle. Auch steht für viele Pilger (zumindest zu Anfang des Weges) nicht mehr die Verehrung des Apostels Jakobus oder eine traditionelle Wundergläubigkeit im Vordergrund.
    Insgesamt ist gerade bei jüngeren Pilgern und solchen Pilgern, die aus eher säkular geprägten Ländern stammen, festzustellen, dass hier eher eine allgemein von dem Wunsch nach Selbstfindung geprägte Suche nach Sinn und Orientierung zunimmt. Über die im weiteren Sinne spirituellen Motive hinaus spielen meist noch zahlreiche weitere Gründe eine Rolle. Bei den meisten Pilgern findet sich wohl eine sehr vielseitige Mischung aus Motivationen wie z.B. dem Interesse am Kennenlernen der spanischen Kultur und Küche, dem Wunsch nach sportlicher Betätigung sowie der Freude am intensiven und offenen Kontakt mit Gleichgesinnten aus den verschiedensten Kulturen, Altersgruppen und sozialen Schichten.
    Nicht unwesentlich ist oft auch der Wunsch nach einer kostengünstigen Gestaltung der Urlaubszeit oder aber nach einem bewusst gewählten, einfachen Lebensstil, der im Gegensatz zu dem vom Konsum übersättigten Alltagsleben steht.
    Für einige Pilger (und übrigens auch für den Autor dieses Buches) bedeutet Pilgern eine besondere, ganzheitliche Lebensweise, die sich auf einzigartige Weise zu so etwas wie einer Komposition oder einem Gesamtkunstwerk aus all den oben genannten Motiven zusammenfügt. Jakobspilger begreifen Pilgern oft als eine Lebensphilosophie oder Weltanschauung, die ihr Erleben, Denken und Handeln bestimmt und manche ähnlich einem Süchtigen immer wieder zurück nach Hause auf den Weg ruft.
    Es überrascht nicht, dass es auf dem Weg aufgrund verschiedenster Motivationen auch zu Konflikten kommt. Wie es Ihnen bei näherem Hinschauen sicher auffallen wird, ist dies z.B. gelegentlich zwischen Rad- und Fußpilgern sowie zwischen „Buspilgern“ und (selbst ernannten) „echten Pilgern“ zu beobachten.
    o Begegnen Sie dem Weg so offen wie möglich, so verpassen Sie nicht die Chance, alle seine „verborgenen Schätze zu heben”! Öffnen Sie dazu alle fünf Sinne und auch das, was in der dichterischen und religiösen Sprache so schön mit „Herz“ und „Seele“ umschrieben wird.
    Ärgern Sie sich nicht darüber, wenn Sie Mitpilgern begegnen, die nicht (vordergründig) aus dem gleichen Grund wie Sie dem dennoch gleichen Weg folgen, sondern versuchen Sie, deren Andersartigkeit als eine persönliche Chance für sich zu begreifen und ihr mit echtem Interesse zu begegnen. So können Sie lernen, diese zu verstehen, und letztlich werden dann auch Sie und Ihre Anliegen echtes Verständnis und Interesse bei Ihren Pilgerbrüdern finden.
    b Wenn Sie den Weg bewusster als ein im weitesten Sinne spirituelles Erlebnis erfahren wollen, kann Ihnen dabei evtl. mein folgendes Buch helfen:
    Warum der Schuh beim Gehen w e i t e r wird. Der spirituelle Jakobsweg-Coach, Raimund Joos, (152 S., 11,4 x 18,2 cm, Tyrolia 2011, € 9,95)
Die Jakobusmuschel
    Seit dem Mittelalter gilt die Jakobsmuschel gleichsam
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