Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 062 - Götzendämmerung

Titel: Silberband 062 - Götzendämmerung
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
hatte der Priester Saman sie zu einem Begrüßungsessen eingeladen. Mit leuchtenden Augen betrachtete Arialeinen die zahlreichen Speisen, die in der Mitte des Raumes zusammengestellt worden waren. Sein Magen knurrte vernehmlich.
    »Das sind die Worte des Herrn Antaranara«, sagte der Priester in singendem Tonfall, der die Bedeutung seiner Feststellung unterstreichen sollte. »Sei willkommen in Auf'a'han, dem Tal des Götzen.«
    Boda Bodamore richtete sich ein wenig auf. Er fühlte, wie sein Diener unruhig wurde. Arialeinen bebte vor Angst, weil er fürchtete, im letzten Augenblick um das Essen gebracht zu werden. Er wagte es jedoch nicht, jetzt noch eine Mahnung auszusprechen.
    »Ihr seid das begnadete Volk«, erklärte der Weise, »denn euch ist es erlaubt, im Schatten Antaranaras zu leben. Ein glückliches, aber auch ein schweres Los hat euch getroffen, denn niemand ist ganz ohne Sünde.«
    Saman, der Priester, richtete sich ruckartig auf. Mit offenem Mund blickte er Boda Bodamore an. In seinen Augen spiegelte sich deutlich Panik wider. Seine Hände begannen zu zittern. Arialeinen stöhnte.
    »Du kennst unsere Probleme, obwohl du noch niemals hier gewesen bist, weiser Mann«, sagte der Priester. »Du hast recht, bei allem Glück, das uns widerfahren ist, ist es nicht leicht, unter den Augen des Großen zu leben.«
    Der Magen des Dieners knurrte so laut, daß alle Tubbods im Raum es hören konnten. Saman senkte den Kopf. Seine Lippen zuckten. Die Angst schien verflogen zu sein. Ronkon, der Tubbod, der sich als Herr der Auf'a'han vorgestellt hatte, klatschte in die Hände.
    »Der Ruf war deutlich, weiser Mann«, erklärte er. »Wenn der Leib seine Stimme erhebt, dann mag der Mund schweigen.«
    Jetzt fürchtete Arialeinen erst recht um seinen Lohn. Er wußte, wie sehr Boda Bodamore die Wahrheit liebte, und er ahnte, daß sein Herr den Irrtum aufklären würde.
    Unruhig rutschte er auf den Schultern des Weisen hin und her. Als Bodamore zu einer Antwort ansetzte, preßte er ihm schnell die Schenkel gegen den Hals, so daß er kaum noch Luft bekam. Jetzt begriff der Weise. Er beugte sich vor und nahm eine der vielen Schalen auf. Arialeinen seufzte erleichtert. Sofort verringerte sich der Druck seiner Schenkel wieder. Er nahm die Schale entgegen und begann gierig zu essen.
    Dabei beobachtete er die anderen Männer der Runde. Er grunzte laut und zufrieden, als er sah, daß sie nicht weniger kräftig zulangten. Nur Bodamore verzehrte den Fisch, den er aufgenommen hatte, langsam und ruhig.
    Arialeinen begann sich wohl zu fühlen. Er rülpste laut und bat seinen Herrn um eine weitere Schüssel. Dabei wischte er sich seine Finger an den schlaff herabhängenden Ohren Bodamores ab.
    Der Weise stellte seine Schale mit dem Fisch zurück und sagte: »Aria, gib mir etwas von den Früchten.«
    Der Diener stieg von den Schultern Bodamores, eilte um die runde Tafel herum, nahm eine Obstschale auf und kehrte zu seinem Herrn zurück. Geschickt schwang er sich ihm wieder auf die Schultern und reichte ihm die Früchte. Zu seinem Ärger verlangte der Weise, bedient zu werden. So konnte er selbst nur ab und zu einen Bissen zu sich nehmen und stopfte Bodamore nach und nach alle Früchte in den Mund. Er ließ sich die Kerne in die Hand spucken und legte sie in die Schale zurück.
    Plötzlich entstand Lärm vor der Hütte, die durch mehrere Öllampen erhellt wurde. Saman, der Priester, und Ronkon, der Verwalter, wurden unruhig. Ängstlich blickten sie den Weisen an.
    »Was gibt es?« fragte Bodamore.
    Er hörte mehrere klatschende Schläge. Dann fiel etwas Schweres zu Boden. Vereinzelte Schreie ertönten.
    »Herr, nichts Wichtiges«, entgegnete Saman mit stockender Stimme. »Kinder, die gezüchtigt werden müssen, vermute ich.«
    Doch jetzt teilte sich der Vorhang, und eine Frau trat ein. Sie hatte sich in weite Gewänder gehüllt, die aus grob geflochtenen Bändern bestanden. Obwohl die Tücher weit herabfielen, war ihr Zustand deutlich zu erkennen.
    Saman erhob sich. Er suchte vergeblich nach Worten.
    »Ich werde nicht zu Antaranara gehen«, schrie die Frau. »Ich will mein Kind hier bekommen.«
    Sie sah verzweifelt und zugleich sehr entschlossen aus.
    Saman machte beschwörende Gesten.
    Ronkon sprang auf und stieß die Frau wütend zurück. Sie prallte rücklings gegen die Wand, stürzte jedoch nicht. Sie wollte nach Ronkon schlagen, als zwei mit Lanzen bewaffnete Tubbods durch den Eingang kamen. Sie sahen die Frau, als es schon zu spät
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher