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Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1

Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1

Titel: Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1
Autoren: Heiko Grießbach
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aufgefallen?“
    Meine Schulter schmerzte und ich verneinte.
    „Er sprach ein australisches Englisch, ganz eindeutig. Er muss lange Zeit in Australien gelebt haben. Die Augen kamen mir bekannt vor, die Größe und Statur kamen auch in etwa hin, Watson, nur wie ist das möglich?“
    „Das weiß ich nicht, Holmes! Sie sagten ja nicht, wen Sie meinten. Verraten Sie mir nun, wer es ist, Holmes, oder nicht?“
    „Noch nicht, mein Lieber, noch nicht.“
    „Dann verschonen Sie mich bitte mit weiteren Andeutungen, bis ich einen Arzt besucht habe, der mir die Schulter wieder einrenkt und ein Mittel gegen die Schmerzen gibt!“
    So führte uns der Weg zuallererst zu einem Doktor, der mich gleich für einige Tage ins Krankenhaus stecken wollte, aber ein Gespräch von Arzt zu Arzt half, mich nach Hause zu entlassen. Meine Schulter war fachmännisch eingerenkt worden, nur die Prellung an sich schmerzte noch. In der Bakerstreet angekommen, umsorgte mich gleich Mrs. Hudson und brachte mir Tee und Decken. Sie war heilfroh, dass uns nichts weiter passiert war und lamentierte lange über die Verbrechen der heutigen Zeit vor sich hin.
    Holmes lief durch die Wohnräume wie ein Tiger im Käfig, er stöberte hier, las dort etwas nach und murmelte in einem fort vor sich hin. Ich wusste, in diesem Zustand durfte ich ihn nicht stören. Erschöpft legte ich mich auf die Couch.
    Am Nachmittag kam Inspektor Lestrade zu uns. Er hatte natürlich von der ganzen Aktion erfahren und wollte nach uns sehen. Weiterhin teilte er uns mit, dass der Verdächtige unerkannt entkommen war und sie, die Polizei, im Dunkeln tappten, was die Identität des Verbrechers anging. Holmes hatte das schon vermutet und bat, Lestrade zur Präfektur begleiten zu dürfen, um im Polizeiarchiv etwas nachschauen zu können. Zu mir sagte er: „Ruhen Sie sich aus, Watson und schonen Sie die Schulter. Gefahr dürfte, zumindest, was den restlichen Tag angeht, für uns beide nicht mehr bestehen, wenn ich die Sache richtig einschätze, also seien Sie unbesorgt.“
    Zum Abendessen gab es einen erlesenen Braten, die gute Mrs. Hudson hatte sich den ganzen Nachmittag in die Küche gestellt und für uns etwas Edles gekocht. Es schmeckte Holmes und mir ausgezeichnet. Anschließend setzten wir uns gemütlich vor den Kamin, in dem ein wärmendes Feuer knisterte und knackte. Meiner Schulter ging es etwas besser und ein Glas guten Whiskeys hob die Stimmung weiter an. Holmes stopfte seine Pfeife und steckte sie an, genüsslich gab er Rauchwolken von sich, dann begann er zu sprechen.
    „Ich muss mich bei Ihnen bedanken, Watson. Sie haben unser beider Leben gerettet. Ohne Sie würden wir jetzt nicht hier sitzen und ich staune noch immer, mit welcher Kraft und Gewalt Sie die Schuppenwand zertrümmerten. Ich hätte das vorher nicht für möglich gehalten.“
    „Nichts für ungut, Holmes. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich auf einmal losrenne und die Holzwand durchbreche. Mich überkam eine alte, vergessen geglaubte Erinnerung an meine Kindheit und trieb mich zu dieser Verzweiflungstat.“
    Ich trank einen Schluck und erzählte die Geschichte mit Jeremias. Anschließend schwieg Holmes lange, er regte sich nicht, und als er an seiner Pfeife paffte, war sie ausgegangen. Er stopfte sie neu und zündete sie sorgfältig mit einem Zündholz wieder an. Dann erzählte er mir von einem ähnlichen Erlebnis, das er als junger Bursche gehabt hatte.
    „Wissen sie, Watson“, begann er „ich erzähle gemeinhin nicht viel aus meinem Leben und über meine Kindheit rede ich nie. Ich wuchs wie Sie auf dem Lande auf und teilte mir lange Zeit ein Zimmer mit meinem Bruder Mycroft. Mit sieben oder acht Jahren kam er in eine Phase, wo er über alles erschrak und vor allem Angst hatte. Er konnte des Nachts nur noch schlafen, wenn als Nachtlicht eine Kerze im Zimmer brannte. Nun, es kam, wie es kommen musste, eines Tages oder vielmehr eines Nachts brannte das Licht herunter und entzündete erst die Unterlage, dann den Tisch. Helles Flackern, Knistern und Rauch weckten uns und Mycroft schrie und stieß vor Angst den Tisch um, worauf der Boden zu brennen begann.
    Es war schrecklich und ich habe noch das Bild vor Augen, wie er inmitten von Flammen steht und um Hilfe schreit. Ich stieß ihn zur Tür und zog ihn nach draußen. Somit habe ich sein Leben gerettet, doch seither habe ich großen Respekt vor Feuer, insbesondere vor brennenden Räumen. Das muss mich heute im Schuppen in eine lähmende Starre versetzt
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