Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)
Autoren: Kim Lenox
Vom Netzwerk:
Dimension an. »Ich verstehe.«
    »Ich habe etwas in meinem Besitz und wollte, dass Sie es bekommen.«
    Seine Art zu sprechen hatte etwas sehr Persönliches, fast Intimes. Mina hatte das Gefühl, als sei sie die einzige Person in seiner Welt, zumindest für diesen Moment. Sie erinnerte sich an Lucindas Reaktion und fragte sich, ob alle Frauen gleich empfanden, wenn er sie mit seinem durchdringenden Blick fixierte.
    »Worum handelt es sich?«
    Er zog eine dünne, rechteckige Ledermappe aus seiner Hüfttasche und reichte sie ihr. Ihre behandschuhten Hände berührten sich kurz, und eine neue Hitzewoge schoss ihr in die Wangen.
    Mina senkte den Kopf und zog sich so in den Schatten ihres Häubchens zurück, gleichzeitig betrachtete sie die lederne Mappe. Sie öffnete die winzige goldene Seitenschließe und klappte die Mappe auf. Darin befand sich eine Fotografie von zwei Männern, die Seite an Seite auf einer gewaltigen Steinplatte hockten.
    Ihr stockte der Atem. Zum ersten Mal, seit der Sarg ihres Vaters in Bengalen versiegelt worden war, schossen ihr Tränen in die Augen. Die Tränen trübten ihren Blick auf das Bild – ein Foto von ihrem Vater als jungem Mann, den Hut schräg auf dem Kopf, das Gesicht strahlend vor Aufregung. Er hatte diese Leidenschaft nie verloren, diese Lust auf Abenteuer. Nicht einmal in den letzten Momenten, als er ihr Lebewohl gesagt hatte.
    Lord Alexander erklärte leise: »Das Foto wurde aufgenommen in den Ruinen von …«
    »Petra. Ja. Ich erkenne den Tempel. Wer ist dieser Mann neben ihm?« Sie deutete auf die zweite Gestalt und hob das Foto etwas an, um das Bild genauer zu betrachten. »Sein Gesicht ist unscharf.«
    »Bedauerlicherweise. Sie bevorzugen aber sowieso ihn. Er ist ja schließlich Ihr Vater, nicht wahr?«
    Lord Alexander legte den Kopf schräg.
    »Vielen Dank«, flüsterte Mina. »Wir sind so viel gereist, von Ort zu Ort. Zwangsläufig habe ich einige Erinnerungsstücke gesammelt. Aber dieses Bild werde ich immer in Ehren halten.«
    »Das freut mich.« Er presste die Lippen aufeinander, als denke er über die Worte nach, die er als Nächstes sprechen würde. »Miss Limpett …«
    »Ja, Lord Alexander?«
    »Ich hoffe, ich übertrete nicht die Grenzen des Anstands, indem ich diesen Moment wähle, um ein bestimmtes Thema anzusprechen, da der Schmerz über Ihren Verlust noch so frisch sein muss.«
    Aus der Nähe war seine unglaubliche Attraktivität beinahe erdrückend.
    »Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Er nickte. »Ich weiß aus den Papieren, die Ihr Vater vor seinem Tod veröffentlicht hat, dass er eine umfangreiche persönliche Sammlung besaß, die diejenige weit übertraf, die er für das Museum betreute.«
    Unbehagen kroch Minas Rücken hinauf. Sie starrte auf die Fotografie, in die Augen ihres Vaters.
    »Ich fürchte, ich weiß sehr wenig über die Sammlung meines Vaters.« Sie schloss die Mappe. »Ich kann Ihnen die Namen seiner Anwälte geben. Sie können sich gern mit ihnen in Verbindung setzen und Ihre Fragen stellen.«
    Lord Alexander fuhr fort, als habe er sie nicht gehört. »Insbesondere besaß er zwei sehr seltene Schriftrollen – alte Abschriften von zwei noch älteren akkadischen Keilschrifttafeln, die nicht mehr existieren.«
    Mina drückte die Lippen aufeinander und schloss die Augen. Wenn doch nur diese Anstrengung dafür sorgen könnte, dass sie sich sofort in Luft auflöste.
    Er hakte sanft nach: »Kennen Sie die Schriftrollen, die ich meine?«
    Ihr erster Impuls war zu lügen, Gleichgültigkeit zu heucheln und so zu tun, als wisse sie nichts über die beiden unseligen Schriftrollen. Sie war nie gut darin gewesen, Geschichten zu erfinden.
    »J… ja.«
    »Vielleicht wären Sie jetzt, nach dem Ableben Ihres Herrn Vater, bereit, sich von ihnen zu trennen?«
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
    »Ich bin bereit, großzügig für sie zu bezahlen.«
    Sie versuchte ein höfliches, unbefangenes Lächeln, während ihr Verstand schnell die Möglichkeiten durchging, wie sie sich seiner Gesellschaft entziehen konnte – eine bedauerliche, aber notwendige Maßnahme angesichts der Richtung, die das Gespräch nahm. »Die Schriftrollen stehen nicht zum Verkauf.« »Vielleicht haben Sie die Sammlung bereits an jemand anderen verkauft? Dem Britischen Museum vielleicht?«
    »Nein.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Dem Boolakmuseum?«
    Mina schüttelte den Kopf. Er trat näher heran – so nah, dass sie wegen seiner enormen Ausstrahlung kaum atmen konnte.
    »Dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher