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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume
Autoren: Ilona Andrews
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entgehen lassen, Charlotte.«
    Sie fror und schwitzte zugleich, bestand nur noch aus Kränkung und Zorn unter dem Eishauch des Entsetzens. »Geht es um Geld? Du weißt schon, dass ich so viel Geld verdienen kann, wie wir benötigen?«
    Wieder seufzte er. »Du bist die meiste Zeit so makellos, dass ich manchmal vergesse, dass du keine geborene Adlige bist. Nein, natürlich geht es nicht ums Geld. Aber der, dem das Anwesen gehört, ist auch Familienoberhaupt. Ich bin der Erstgeborene, ich habe die meiste Zeit meines Lebens studiert, um einmal die Interessen unserer Familie zu vertreten, das werde ich mir nun nicht durch die Lappen gehen lassen.«
    »Es ist doch nur ein verdammtes Haus!« Ihre Stimme überschlug sich.
    Elveis Haltung schmolz dahin, der höfliche Anstrich bröckelte. Er hob die Stimme. »Das ist mein Elternhaus. Meine Familie blickt auf 16 Generationen zurück. Erwartest du etwa von mir, dass mein schwachsinniger Bruder alles bekommt, während wir in dieser altersschwachen Ruine hier Vater-Mutter-Kind zu spielen vorgeben? Nein, danke. Ich will aus meinem Leben mehr machen.«
    Seine Worte brannten wie Feuer. »War es das, was wir getan haben?«, fragte sie. »Wenn wir uns in unserem Schlafzimmer geliebt haben. Haben wir da nur Vater-Mutter-Kind gespielt?«
    »Sei nicht melodramatisch. Wir hatten beide Spaß dabei, aber jetzt ist es eben aus.«
    In ihr schwoll Zorn an, verband sich mit der Kränkung. Letzte Nacht noch hatte er sie geküsst, ehe sie nebeneinander eingeschlafen waren. Neben diesem Mann wachte sie jeden Morgen auf. »Elvei, ist dir klar, was du damit sagst? Dass ich für dich nicht mehr bin als eine Zuchtstute.«
    »Gib mir nicht die Rolle des bösen Buben.« Elvei lehnte sich zurück. »Ich habe dich zu sämtlichen Untersuchungen und Behandlungen begleitet. Ich habe dir geduldig zugehört, als du dich über diesen Spezialisten aufgeregt hast, ich habe in Wartezimmern herumgesessen und dir so viel Zeit gewidmet, wie ich erübrigen konnte. Jetzt steht keine weitere Behandlung mehr aus. Ich will lediglich ein Kind wie jeder andere normale, gesunde Erwachsene auch.«
    Jedes Mal, wenn sie die Grenze der Beleidigung erreicht zu haben glaubte, drehte er das Messer zwischen ihren Rippen ein Stückchen weiter um, bohrte tiefer und tiefer in ihr Innerstes und schuf eine blutende Wunde.
    »Dann bin ich nicht normal?«
    Er breitete die Arme aus. »Verstehst du das denn nicht? Nein. Du bist fehlerhaft, Charlotte.«
    Fehlerhaft
. Er nannte sie allen Ernstes fehlerhaft. Der Schmerz in ihrem Innern begann vor Zorn zu glühen. »Ich bin gespannt, auf welches Wort du als Nächstes verfällst. Wie weit wirst du in deiner Grausamkeit gehen, Elvei?«
    »Du hast mich zweieinhalb Jahre gekostet.«
    Zweieinhalb Jahre der Enttäuschung, schmerzhafter Behandlungen und zerstörter Hoffnungen, als sei sie verkrüppelt. Sie würde niemals ein Kind zur Welt bringen, doch er sah nur sich selbst als denjenigen, der Schaden genommen hatte. Sie hätte diese Seite an ihm erkennen müssen. Sie hätte es besser wissen müssen. Wie hatte sie nur so dumm sein können? »Du bist ein schrecklicher Mensch.«
    Er sprang auf und beugte sich über den Tisch. »Hätte ich eine andere geheiratet, ich hätte mein Erbe längst antreten können. Ich habe so anständig wie möglich versucht, einen Schlussstrich zu ziehen, aber du willst mir anscheinend eine Szene machen. Ich benötige einen Erben, Charlotte, aber du kannst ihn mir nicht geben. Was ist daran so kompliziert? Ich denke nicht daran, noch mehr Zeit mit dir zu vergeuden.«
    »Du hast gesagt, dass du mich liebst.« Sie wusste noch genau, wie sein Gesicht dabei ausgesehen hatte.
    »Ich musste dich ermutigen, damit du die Therapie beginnst. Du lieber Himmel, Charlotte, bist du wirklich so naiv oder einfach nur zu dumm?«
    Seine Worte saßen wie eine Ohrfeige. In ihr regte sich zitternd die Dunkelheit, reckte ihr Haupt, bereit auszubrechen. Charlotte versuchte, sie aufzuhalten.
    »Lass es mich in aller Deutlichkeit sagen: Ich habe dich geheiratet, weil du eine Heilerin bist. Du hättest deine Gabe und dein inneres Gleichgewicht unseren Nachkommen vererben können. Du bist attraktiv und gebildet, und ich wusste, du würdest mich in der Öffentlichkeit niemals bloßstellen. Darüber hinaus sprach nicht sehr viel für dich.«
    Die Luft fühlte sich plötzlich dick an und brühend heiß wie kochender Leim. Charlotte bekam keine Luft mehr.
    »Du gehörst seit weniger als drei Jahren zum
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