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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Autoren: Michelle Günter
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Unterbrich mich bitte, wenn ich mich zu weit aus dem Fenster lehnen sollte, aber…ich kenne deinen Großvater. Er ist ein Mann, der zu seinen Überzeugungen steht. Er jagt Dämonen nicht aus Lust am Töten, sondern weil er der Meinung ist, wir führten ein verfluchtes, ein gottloses Leben. Wenn du also sagt, dass er dich umbringen wollte – wie kannst du dir dann sicher sein, dass er es nicht vielleicht tat, um dich zu retten, dich zu erlösen? Und auch deine Mutter. Sie soll dich nicht beachtet haben? Das ist absolut unmöglich. Der Mutterinstinkt bei Hexen ist bedeutend stärker ausgeprägt als bei Menschen. Hexen können ihre Kinder gar nicht ignorieren. Dass sie es doch versucht hat, steht also im starken Gegensatz zu ihrer Natur und muss ihr unendlich schwer gefallen sein. Doch was, wenn sie all dies tat, um dich zu schützen? Hexen werden immer noch gejagt. Und wer würde deine Mutter schon für eine Hexe halten, wenn sie sich so abweisend verhält?“
    „Bei dieser Sache gibt es nur ein Problem. Meine Mutter ist keine Hexe.“
    Gregor musterte sie belustigt. „Natürlich ist sie eine. Die Kräfte werden ausschließlich an Töchter weitergegeben. Genaugenommen können Hexen auch gar keine Söhne bekommen.“ Er blickte sie ruhig an. „Du hast keine Brüder, nicht wahr?“
    Melica nickte, vollkommen schockiert. Sie hatte ja gedacht, dass sie der wahre Beruf ihres Vaters aus der Bahn geworfen hatte, doch das war nichts im Vergleich zu dem hier gewesen. „Sie wollen mir also sagen, meine Mutter habe mir all die Jahre lang nur etwas vorgemacht? Sie sei eine Hexe und ihre ganze Abneigung mir gegenüber nur ein Weg, mich zu schützen?“
    „Das nehme ich zumindest an.“
    „Das ist völlig krank“, murmelte Melica überfordert. „Aber Sie können all Ihre Ideen aufschreiben und einen Film daraus machen. Ich wette, Sie würden damit steinreich werden.“
    Gregor schlug ein Bein über das andere und blickte großväterlich auf sie herab. „Nichts ist so verhängnisvoll wie Reichtum, meine liebe Melica. Außerdem würde dein Vorschlag natürlich gegen das Geheimhaltungsabkommen verstoßen. Aber sonst ist deine Idee wirklich vorzüglich. Ich frage mich, wie sie wohl eine Hexe darstellen würden.“
    Melica überlegte kurz, entschied sich nach wenigen Sekunden jedoch, besser nicht auf Gregors Worte einzugehen. Stattdessen schüttelte sie den Kopf. „Sie irren sich“, sagte sie.
    Gregor zuckte mit den Schultern. „Das kann natürlich sein. Jeder irrt sich einmal, wobei das Schlimme ja nicht das Irren an sich darstellt, sondern die nicht vorhandene Fähigkeit eines Dämons, sich dessen jederzeit bewusst zu sein und es einzusehen. Denn wie ein buddhistisches Sprichwort sagt, klettern die meisten so schnell auf einen Baum, dass sie gar nicht bemerken, dass sie auf den falschen Baum gestiegen sind“, erklärte Gregor und legte den Kopf schief. „Allerdings glaube ich nicht daran, nicht dieses Mal. Denn wenn du nicht adoptiert worden bist, gibt es keine andere Möglichkeit.“
    Die Tür wurde aufgestoßen, Schritte näherten sich.
    „Ich fürchte, ich habe meine 30 Minuten reichlich überzogen“, sagte Gregor. „Wie schnell die Zeit doch verfliegt, wenn man sich mit Freunden unterhält.“
    Melica unterdrückte ein Schnauben. Seltsame Vorstellungen von Freundschaft hatte der Mann. Allerdings war das nichts im Vergleich zu dem Mist, den er über ihre Mutter erzählte.
    Jane – eine Hexe! Klar…bestimmt.
    „Du bist ja schon wach.“ Renate war zurück und starrte sie vorwurfsvoll an.
    „Ich fürchte, das ist meine Schuld. Ich war ziemlich laut“, sagte Gregor betroffen. Er hätte sich seine Lüge auch sparen können, da Melica bei Renates Worten tomatenrot anlief. Jeder Blinde hätte gemerkt, dass irgendetwas faul war.
    Und Renate war nicht einmal blind. „Da du es offenbar nicht für nötig hältst, dich an meine Anweisungen zu halten, kannst du gehen“, erklärte Renate und musterte sie kritisch.
    Melica war überrascht, sagte jedoch nichts dazu. Mit einem erleichterten Lächeln schob sie die Krankenhausdecke von sich und kletterte aus ihrem Bett. Dann blieb sie ratlos stehen. Und was jetzt?
    Gregor verschränkte die Hände und sah sie gedankenverloren an. „Das Antrum ist groß, verlaufen kannst du dich jedoch kaum. Du kannst den jungen Barkley fragen, ob er dich nicht herumführen möchte. Ich bin mir sicher, er würde sich freuen.“
    „Tizian?“, fragte Melica. „Ja, bestimmt würde er
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